Teil 8



Liz und ich saßen nun schon etwa 10 Minuten in der Höhle und warteten darauf, dass die anderen wieder herein kamen.

Liz hatte mich aufgefordert, nach draußen zu gehen und mit ihnen zu reden - doch ich konnte es nicht.

Mein Blick fiel auf den Armreif, der vor der Tür zum Granilith lag. Er war mir aus der Hand gefallen, als Max mich zur Seite gestoßen hatte.

Auch Liz sah ihn nun und hob ihn auf.

"Kivar hat wohl einen Fehler begangen." sagte sie und betrachtete den Stein. "Wieso hat er ihn zurück gelassen?"

"Kivar hätte den Stein niemals ohne Grund zurück gelassen." antwortete ich matt. "Wahrscheinlich ist er sich völlig sicher, dass wir keine andere Wahl haben als die Energie zu übertragen."

Lange mussten wir danach nicht mehr warten.

Kurz darauf kamen die vier wieder zurück.

Nervös suchte ich mit jedem den Blickkontakt um herauszufinden, was nun folgen würde.

Max schien immer noch verletzt und auch wütend zu sein.

"Wir haben darüber gesprochen, was Du uns über die Steine der Macht mitgeteilt hast." sagte Tess.

"Und Du hattest wirklich gute Gründe so zu handeln." fügte Isabel hinzu.

"Du sagtest, gegen die Energie aus dem Armreif kann Kivar nichts ausrichten. Also, was können wir tun?" fragte Michael und brachte das Thema auf den Punkt.

Ich atmete tief durch und antwortete:

"Wenn er wieder einen Menschen kontrolliert, können wir die Kraft des Steins gegen ihn richten. Der Stein braucht einen Zielpunkt und durch den Körper würde die Energie ihren Weg zu Kivar finden."

"Du denkst, sie würde ihn töten? Aber würde der Mensch dann nicht auch verletzt werden?" fragte Isabel.

"Höchstwahrscheinlich. Der Körper funktioniert dann wie ein elektrischer Leiter. Ich glaube nicht, dass er den Energien standhalten würde die wir dann freisetzen müssten, um Kivar zu besiegen. Selbst wenn er nur als Leiter fungiert."

"Dann ist das keine Option! Wir können keinen Menschen opfern, nur um uns Kivar vom Hals zu schaffen!" platzte es aus Max heraus.

Ich zuckte zusammen, genau wie Liz, die noch immer neben mir saß.

"Max..." begann sie.

"Nein!" unterbrach er sie. "Wir werden niemanden mehr in Gefahr bringen! Wir tun, was er verlangt wenn er jemanden in seiner Gewalt hat. Es gibt mit Sicherheit eine andere Lösung, als für unsere Sache zu töten!"

Seine Stimme schien sich zu überschlagen und all´ seine Gefühle für Liz und seine Ängste um sie kamen nun zum Vorschein.

Niemand sagte mehr etwas.

"Also..." fuhr Max angespannt fort, "nimm´ Deinen Armreif und übertrage die Energie in den Granilith."

"Aber - Du weißt welche Macht Du Kivar dadurch eventuell zukommen lässt?" fragte ich vorsichtig während ich ihn an mich nahm.

"Ich bin mir im Klaren darüber!" antwortete er monoton. "Und jetzt tu´ es."




"Max! Wenn wir jetzt nachgeben, wird das immer so weiter gehen!" redete Liz nun auf ihn ein. "Er wird mich und die anderen immer als Druckmittel benutzen. Gib ihm jetzt was er will und er wird es auch später von Dir bekommen!"

"Dann sag´ mir doch bitte, was ich tun soll!" presste er hervor.

"Lass´ es darauf ankommen! Er soll ruhig wiederkommen. Dort oben stehen so viele Leben auf dem Spiel. Es geht um ganze Welten, Max. Und hier auf der Erde bin es doch nur ich, die Dich davon abhält, das Richtige zu tun."

Eine Träne entwischte Liz und sie lief ihre Wange hinab.

"Weißt Du, was Du da sagst?" fragte Max leise, nahm ihre Hand und zog sie hoch, so dass sie vor ihm stand. Dann wischte er die Träne weg.

"Ich würde mein Leben für Dich opfern, Max. Für eure Sache, für euren Sieg. Und deshalb bitte ich Dich: Bleibe stark und verschwende die Energie des Armreifs nicht an Kivar. Wenn er wieder von meinem Körper Besitz ergreifen sollte, dann will ich, dass ihr es versucht!"

"Niemals!" sagte Max und nahm ihr Gesicht in seine Hände.

Er lehnte seine Stirn an ihre und schloss die Augen.

"Du musst." antwortete Liz.

Ich blickte hinüber zu Tess, Michael und Isabel die, genau wie ich, bisher alles schweigend mit angehört und angesehen hatten.

"Was tun wir aber, wenn er nicht von Dir, sondern von Maria oder jemand anderem Besitz ergreift?" fragte Michael dann.

"Ich bin sicher, dass die anderen ähnlich denken wie ich." antwortete Liz.

"Das kannst Du nicht wissen." sagte Tess.

"Ich würde nie zulassen, dass wir Maria als "Leiter" benutzen." sagte Michael.

"Wenn es doch aber ein Weg ist um alles zu beenden?" vertrat Liz entschlossen ihren Standpunkt.

Aber auch Michael ließ nicht locker:

"Und wenn es nicht funktioniert? Was, wenn Jen sich irrt? Wenn wir dadurch jemanden töten und Kivar trotzdem überlebt und weiter macht? Wen willst Du zuerst opfern? Wen als zweites?"




"Wen wollt ihr opfern?" fragte Liz auf einmal - und ihre Stimme war wieder verändert.

Max ließ sie sofort los und wich unweigerlich einige Schritte zurück.

Kivar war wieder da!

"Liz Parker hat überlebt? Ich bin beeindruckt." sagte Kivar. "Menschliche Körper scheinen doch widerstandsfähiger zu sein als ich dachte. Und eure Kräfte scheinen weiter entwickelt, als ich vermutete."

Ich umklammerte krampfhaft den Armreif und blickte nervös zu Max hinüber.

Sein Atem kam in raschen, kurzen Zügen und er starrte "Liz" unentwegt an.

"Max, was soll ich nun tun?" dachte ich und wünschte, er würde mir ein Zeichen geben.

Kivar sprach weiter: "Aber nun weiß ich, dass ich das nächste Mal einfach ein wenig mehr Energie benutzen muss, um Liz zu töten."

Er sprach ihren Namen richtig genussvoll aus und blickte Max direkt in die Augen.

"Was glaubst Du, Max? Wie oft wirst Du sie zurückholen können?"

Er machte einen Schritt nach vorne und Max wich erneut zurück. "Hast Du noch genug Kraft dazu? Denn auch meine Kraft ist jetzt beachtlich geworden. Und wenn ich euch nur für kurze Zeit unschädlich mache - sagen wir, ich sorge dafür, dass ihr nur fünf Minuten bewusstlos seid - wer wird Liz dann helfen, wenn ich sie wieder tödlich verletze?"

"Schluss jetzt!" rief Max auf einmal. "Es ist genug!"

Er wandte sich nun an mich. Er zitterte sichtbar. "Jen, gib ihm, was er verlangt."

Verwundert sah ich ihn an. Doch er wich meinem Blick aus.

"Na endlich!" sagte Kivar gelassen und kam auf mich zu.

Langsam, wie benommen, lief ich zum Granlilith hinüber.

Kivar folgte mir und erneut schien das Licht des Granilith Liz´ Körper transparent zu machen und Kivars Gestalt war deutlich zu erkennen.

Schnell schaute ich weg und berührte den Granilith.

Dann aktivierte ich den Stein. Seine Kraft durchfloss mich und sammelte sich in mir an.

In diesem Moment wünschte ich mir, ich könnte die gesamte Kraft einfach gegen Kivar aussenden.

"Wir hätten es hier und jetzt beenden können." dachte ich.

Doch andererseits konnte ich Max´ Entschluss verstehen.

Er konnte Liz nicht opfern - auch wenn sie es so gewollt hatte.

Also ließ ich die Energie nach kurzem Zögern in den Granilith fließen, der langsam immer heller und heller glühte.

Nach einer Weile spürte ich, wie die Kraft im Stein von Dimara schwand.

Die Verbindung zwischen den beiden mächtigen Kristallen aufrecht zu halten, war sehr anstrengend und ich fühlte mich ausgezehrt und müde.

Dann war es getan: Die Energie befand sich nun vollends im Granilith.

Ich fuhr mit meiner Handfläche an der kühlen Oberfläche entlang und ließ ihn dann los.

Er strahlte nun hell und klar wie ein Stern.




Liz´ Konturen waren nun gar nicht mehr zu sehen - nur noch Kivar schien vor mir im hellen Licht des Granilith zu stehen.

Er lächelte und betrachtete ihn, als würde er davon magisch angezogen.

"Endlich ist es soweit." sagte er und berührte ihn ebenfalls. "Das Warten hat sich gelohnt."

Er ging hinüber zu Max und den anderen und Liz wurde wieder sichtbarer sobald er sich vom Granilith entfernte.

"Ich hoffe, dass wir uns nun verstanden haben, Max. Du gibst mir was ich verlange - und ich werde das Leben von Liz und eurer anderen Freunde verschonen."

Im nächsten Moment fiel Liz´ Körper leblos in Max´ Arme und Kivar war wieder verschwunden.

Eine Sekunde später schlug sie die Augen auf und sah sich verwirrt um.

"Er war wieder hier! Habt ihr es versucht? Max?" fragte sie aufgeregt.

Max antwortete nicht, sondern hielt sie in seinen Armen.

"Wir haben es nicht getan." antwortete ihr Tess.

"Aber..."

"Ich konnte es nicht tun." sagte Max nun sanft und blickte ihr in die Augen.

"Wie ich schon sagte: Wir finden eine andere Lösung."

Er beugte sich zu ihr hinunter und küsste sie.

Tess kam zu mir hinüber gelaufen.

"Wie geht es Dir?" fragte sie.

"Ich bin ganz schön fertig." gab ich zu.

"Wieso hast Du gezögert? Hast Du überlegt, die Kraft des Steins Kivar doch entgegen zu schicken?"

"Der Gedanke schoss mir durch den Kopf." antwortete ich.

"Du darfst so etwas nicht nochmal alleine entscheiden." schaltete sich nun auch Isabel in das Gespräch ein und entfernte sich von Max und Liz, die sich noch immer in den Armen hielten.

Als sie näher bei mir war fuhr sie leise und eindringlich fort:

"Max wird das nicht mehr länger verkraften. Es hat ihn alles ziemlich mitgenommen."

Michael folgte ihr und fragte: "Und was machen wir jetzt?"

Er und betrachtete den Granilith. "Uns läuft die Zeit davon. Wenn wir nicht bald eine Lösung finden, müssen wir das Ding aktivieren."

"Fahren wir zuerst mal zurück nach Roswell. Wenn uns nichts mehr einfällt, dann bleibt uns nur noch, auf Rath und Lonnie zu warten und zu hoffen, dass sie einen Ausweg kennen." sagte Tess.




Die Rückfahrt war bedrückend still verlaufen.

Ich machte mir immer noch große Vorwürfe wegen allem, was in der Höhle geschehen war.

Außerdem sah ich nun so gut wie keinen Ausweg mehr aus unserer Situation ohne die Energie aus dem Armreif.

In Roswell erwarteten uns die anderen schon voll Sorge.

Maria kam mit geröteten Augen in den Hof und umarmte zuerst Liz, dann Michael.

"Wieso hat das so lange gedauert?" fragte sie ihn und vergrub ihr Gesicht in seinen Armen.

"Es ist alles okay." sagte er beruhigend und streichelte ihre Haare.

Plötzlich stürmte Alex an mir vorbei und zog Isabel in eine Umarmung.

Dann endlich erschien Sean in der Tür. Ich lief ihm entgegen und umarmte ihn.

Er bemerkte sofort, dass etwas nicht mit mir stimmte und fragte, was los sei.

"Es ist nichts." antwortete ich.

Er würde noch früh genug von den anderen erfahren, wie sehr ich Max enttäuscht hatte.

"Ich will wissen, was mit Dir los ist." sagte er und blickte mir fest in die Augen.

"Die anderen werden es Dir gleich erzählen." antwortete ich und entfernte mich etwas von ihm.

"Entschuldige," sagte ich dann, "aber ich muss einen Augenblick alleine sein."

Ich ging ins Haus der Valentis und direkt weiter in Tess´ Zimmer.

Keine 20 Sekunden später öffnete sich die Tür und Sean kam herein.

"Ich dachte, ich hätte abgeschlossen." sagte ich.

"Sie war offen."

"Bitte lass´ mich nur ein wenig allein´." bat ich erneut.

"Du musst Dich vor mir nicht verstellen. Ich weiß, dass da draußen in der Höhle etwas furchtbar schief gelaufen sein muss. Und ich will es nicht von den anderen hören, sondern von Dir."

Er setzte sich nun neben mich.

"Also: Ihr habt Liz offensichtlich unversehrt wieder zurück gebracht. Was ist denn los?"

"Ich hätte Liz beinahe umgebracht, das ist los!" antwortete ich widerstrebend und blickte wie gebannt aus dem Fenster.

Ich konnte ihm jetzt nicht in die Augen sehen - seine Reaktion wollte ich erst gar nicht erfahren.

"Sie umgebracht? Wie das?" fragte er.

"Max wird mir nie wieder vertrauen..."

"Wieso, Jen? Sage es mir endlich!" er nahm meine Hand und ich blickte ihn nun doch an.

Er sah mich fragend und eindringlich an - doch ich erkannte, dass er zu mir halten würde. Egal, was passiert war.

Also begann ich zu erzählen...




"Willst Du jetzt wieder raus gehen?" fragte Sean einige Zeit später als ich mich wieder beruhigt hatte und in seinen Armen auf Tess´ Bett lag.

"Nein... hier ist es so schön ruhig." antwortete ich.

"Max wird schon darüber hinwegkommen. Liz ist im Endeffekt ja wirklich nichts geschehen."

"Tut mir leid, dass ich ständig hier herumheule." sagte ich und versuchte, eine seiner widerspenstigen Locken aus seiner Stirn zu streichen. "Ich komme mir echt blöd vor."

"Hey, sage so was nicht. Ich bin doch derjenige, der sich blöd vorkommen sollte weil ich Dir nicht wirklich helfen kann..."

"Du hilfst mir sehr." antwortete ich. "Ich kann Dir gar nicht sagen, wie sehr mir Deine Unterstützung Kraft gibt, um das alles durchzustehen."

Er lächelte und sagte: "Soll ich Dich noch ein wenig mehr "stützen" und Dich jetzt endlich nach draußen zu den anderen tragen?"

"Ich kann schon selbst da raus laufen!" konterte ich. "Später."

"Nein, jetzt!" rief er und setzte sich. "Komm´ schon! Wie willst Du rausfinden ob Max Dir noch böse ist, wenn Du nicht raus gehst und mit ihm redest?"

"Du hast recht. Aber..."

"Ich will kein "Aber" mehr hören!" sagte er schnell und ahmte nun haargenau Amy DeLuca nach: "Du, junge Dame, wirst jetzt sofort da raus gehen und allen zeigen, dass Du recht hattest!"

"Sean, hör´ auf damit!"

"Ich trage Dich doch noch raus!" drohte er.

"Schon gut! Schon gut! Du hast es geschafft! Ich gehe ja schon!" antwortete ich. "Aber Du kommst mit!"

Ich nahm seine Hand und öffnete die Tür.

Die anderen saßen alle mit finsteren Minen auf der Couch oder dem Boden, oder auf den Stühlen verteilt herum.

"Schön, dass ihr euch auch mal wieder blicken lasst." sagte Michael. "Uns sind die Ideen ausgegangen."

"Jen, kann ich Dich mal sprechen?" fragte Max und stand auf.

Ich nickte... Max hatte also seinerseits auch geplant, mit mir zu sprechen.

Mit zitternden Knien folgte ich ihm vor das Haus.

"Max, ich möchte mich bei Dir entschuldigen." sagte ich sofort, als wir draußen waren.

Er antwortete nicht, und ich blickte nervös zu Boden.

"Ich habe vielleicht etwas hart reagiert..." sagte er dann endlich zögernd. "Das wollte ich Dir nur sagen."

Erleichtert blickte ich ihm nun in die Augen.

"So etwas wird wirklich nie wieder passieren!" antwortete ich.

"Du hattest Deine Gründe. Doch dort in der Höhle, als ich Liz..., Kivar in Liz´ Körper, gesehen habe, da sind einfach meine Gefühle mit mir durchgegangen. Alles, was sich in letzter Zeit aufgestaut hatte kam einfach durch."

Er machte eine Pause.

"Und ich könnte es nicht ertragen, wenn Liz etwas wegen mir passieren würde."

"Ich weiß."

Wir blickten uns einige Sekunden lang an, ohne dass jemand ein weiteres Wort sprach. Das mussten wir auch nicht.

Ich wusste nun, dass ich nie wieder Liz oder einen der anderen in Gefahr bringen durfte, und er wusste, dass ich nicht aus reinem Impuls gehandelt hatte.

"Also, wollen wir wieder rein gehen?" fragte er dann und öffnete die Haustür.




Da uns wirklich keine Ideen mehr einfallen wollten, wie wir nun weiter vorgehen sollten um gegen Kivar etwas zu unternehmen, beschlossen wir, auf Rath und Lonnie zu warten.

Die Uhr ging langsam auf halb acht zu und Kyle war bereits losgefahren, um die beiden vom Flughafen abzuholen.

"Sie kommen!" verkündete Alex gegen halb neun und entfernte sich vom Fenster.

Er kam zur Couch herüber und setzte sich zu uns.

Wir hörten, wie Kyle den Schlüssel ins Schloss steckte und die Tür öffnete.

Nach ihm trat Lonnie herein und blickte zuerst einmal abwartend in die Runde.

"Hi Lonnie." sagte Isabel, nachdem keiner so recht den Anfang machte, und stand auf.

Nach und nach begrüßten wir sie nun alle. Sie schien nicht gerade bester Laune zu sein und reagierte ziemlich distanziert.

"Wo bleibt denn Rath?" fragte ich, nachdem wir alle "unsere Runde" gemacht hatten.

"Er holt unseren Krempel aus Kyles Wagen." antwortete sie genervt und ließ sich auf die Couch fallen.

Dann trat Rath durch die Tür und ich traute meinen Augen kaum:

Er hatte sich völlig verändert! Er trug saubere Jeans, ein T-Shirt ohne Löcher oder Flecken und er hatte eine normale Frisur... auch sein Nasenring war verschwunden.

Wenn ich es nicht besser gewusst hätte, hätte ich gesagt, dass Michael vor mir stehen würde - mal abgesehen von den Tatoos...

"Was ist denn mit Dir passiert?" fragte Tess als sie ihm die Hand reichte.

Michael musterte ihn argwöhnisch.

"Er hat gestern plötzlich beschlossen, sich wie ein "normaler Mensch" anzuziehen." sagte Lonnie, bevor er antworten konnte.

"Wie langweilig!" fügte sie einige Sekunden später hinzu.

Rath warf ihr einen kurzen Blick zu, ließ sich aber nicht weiter provozieren.

Doch scheinbar waren zwischen den beiden wegen irgend etwas Spannungen entstanden...

"Habt ihr eure ganzen Sachen mitgeschleppt?" fragte Maria.

"Wir haben nicht vor, nochmal zurückzugehen." sagte Rath. "Und mehr als das haben wir nicht."

"Wie war euer Flug?" fragte Liz.

"Er war okay. Aber jetzt Schluss mit dem Small Talk." antwortete Lonnie. "Wie sieht´s aus? Jen sagte uns, Kivar sei hier auf der Erde?"

"Er ist nicht persönlich hier." begann ich. "Wir erklären euch alles, aber wir sollten in Tess´ Zimmer gehen..."

"Warum?" fragte Rath.

"Folgt uns einfach."

Wir hatten beschlossen, den beiden alles unter "vier Augen" zu erzählen um der Gefahr zu entgehen, dass Kivar sich in einen der anderen hineinversetzt hatte um so unseren Gesprächen und Plänen zu lauschen.

Sobald wir im Zimmer waren, fuhr ich fort:

"Er ist nicht wirklich hier auf der Erde, aber er hat einen Weg gefunden, sich in den Körper von Menschen zu transferieren und ihn quasi zu besetzen."

"Wo ist dann das Problem? Ihr killt den Menschen und Kivar gleich mit." schoss es aus Lonnie heraus.

"So einfach ist das nicht." antwortete Max. "Kivar kann jederzeit wieder aus dem Körper verschwinden - wir würden nur den Menschen töten den er gerade als Wirt benutzt und er würde sich einfach einen Neuen suchen."

"Aber wenn ihr es schaffen würdet, ihn im richtigen Moment zu erwischen, wäre er auch tot." sagte Rath. "Ihr kennt doch "Matrix", oder?"

"Ja!" antwortete Michael. "Stirbt Dein Geist, stirbt auch Dein Körper... aber auch das funktioniert hier nicht."

Lonnie seufzte. "Warum?"

"Weil er meistens jemanden als Wirt benutzt, der uns sehr viel bedeutet." sagte Isabel.

"Aha... und ihr wollt natürlich nicht eure Freunde opfern." antwortete Lonnie anteilnahmslos.

"Was ist mit den Skins, Nicholas und deren ganzen Kram? Und warum ist Kivar gerade jetzt aufgetaucht?" fragte Rath

"Die Skins sind wir los." antwortete Michael und mir krampfte sich der Magen zusammen.

Er sagte das so leichtfertig...

"Wie habt ihr das denn gemacht?" Rath war sichtlich überrascht.

"Hey, lass´ Dir das später erklären. Ich will jetzt erst mal auf den neuesten Stand gebracht werden!" redete Lonnie dazwischen. "Weiter!"

"Alle Technologien der Skins sind verschwunden." fuhr Isabel nun fort. "Und wir haben nichts weiter als den Granilith."

"Is´ doch schon mal was..."

"Kivar weiß, dass ihr hier seid und es kann sein, dass er nun auch euch angreifen wird."

"Inwiefern?"

"Er kann uns in Visionen hineinziehen... es sind eigentlich Träume, aber man kann sie selbst nicht beenden. Außerdem erscheinen sie einem sehr real." erklärte ich.

"Und warum ist er hier? Weil ihr die Skins beseitigt habt? Rache?"

"Nein. Er will den Granilith weil Dimara jetzt gerade seinen 1000-jährigen Zyklus vollendet. Erinnert ihr euch?"

"Du meinst die Zeit, in der die "Steine der Macht" kraftvoller werden und nicht benutzt werden dürfen? Ja, ich erinnere mich." antwortete Lonnie

"In zwei Tagen ist es soweit. Kivar hat uns dazu gezwungen, zusätzlich noch die Energie des dritten Steins von Dimara in den Granilith zu entladen. Dadurch ist er momentan der Mächtigste der Steinsammlung."

"Der dritte Stein war hier? Hier auf der Erde?" fragte Lonnie. "Der Granilith wäre jetzt also wirklich die ultimative Waffe für Kivar."

"Wieso können wir ihn dann nicht als Waffe benutzen?" fragte Tess.

"Soweit sind wir ja noch gar nicht, Schätzchen." antwortete Lonnie. "Lass´ mich nachdenken: Der Stein enthält jetzt also eine unheimlich hohe Konzentration an Energie. Diese können wir aber hier auf der Erde zu nichts gebrauchen - es sei denn, wir schaffen es, sie durch einen menschlichen Körper an Kivar weiterzuleiten wenn er ihn besetzt hält."

"Dieses Thema hatten wir schon!" sagte Max. "Wir werden niemanden, egal wen, in so eine Gefahr begeben."

"Na schön... Du bist der King. Sehen wir mal weiter: Zeitsprünge nützen uns hier auch nichts. Was bleibt also noch?"

"Was ist eigentlich mit den andren Typen die damals bei dem Treffen in New York dabei waren?" fragte Rath auf einmal. "Die haben auf ihren Planeten sicher die Technik, die wir brauchen. Sie mussten die Menschen ja auch kontrollieren die dort mit Max am Verhandlungstisch saßen."

"Du hast recht!" rief Tess. "Ihre Technologie ist wahrscheinlich nicht so weit entwickelt wie die von Kivar, aber vielleicht könnten sie uns helfen."

"Wer war noch in New York dabei?" fragte ich erstaunt. "Ihr hattet mir nur von Nicholas erzählt."

"Zero, Katana, Harnor, Larek und Nicholas nahmen an der Konferenz teil." erklärte Max.

"Sie waren vollständig anwesend? Das gab es ja noch nie!"

"Wie Du hoffentlich weißt, ist es ja aber nicht sehr gut gelaufen." sagte Lonnie.

"Katana und Harnor würden uns vielleicht helfen wenn sich die Situation inzwischen nicht noch mehr zugespitzt hat. Larek ist leider tot. Er hätte uns auf jeden Fall geholfen. Und Zero war schon immer ein Widersacher gegen Antar. Er darf nichts davon erfahren, wenn wir uns an die anderen wenden." sagte ich.

"Und wie wollt ihr sie erreichen?" fragte Michael. "Die leben schließlich nicht grade hier um die Ecke..."

"So wie wir es bei Larek versucht hatten." sagte ich und blickte Isabel an.

"Aber ich kann das nicht alleine." sagte sie. "Nicht nochmal! Außerdem brauche ich jemanden, der mit diesen "Königen", oder was immer sie sind, redet! Ich bin nicht gut im Verhandeln."

"Dann wirst Du es mit Max zusammen versuchen." schlug ich vor. "Wir haben nichts zu verlieren."

"Du musst auch mitkommen und uns helfen. Wir wissen nicht, wie wir sie finden können - wer sie in Wirklichkeit sind, oder woher sie stammen." sagte Max.

"Gut. Wir werden ihre Hilfe erbitten und ihnen anbieten, dass wir ihnen helfen Kivar endgültig zu besiegen indem wir den Granilith anwenden. Sie werden mit Sicherheit zuhören."

"Hoffen wir es..." sagte Isabel blickte aus dem Fenster hinauf zum Abendhimmel.


Zum 9. Teil

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