Teil 9


"Na schön.", sagte Lonnie. "Ich glaube ja kaum, dass euer Plan funktionieren wird. Ihr wisst ja noch nicht mal, wo sich die Menschen, die als Wirte für Katana und Harnor dienen, gerade aufhalten!"
"Wenn Du einen besseren Vorschlag hast, dann raus damit. Es muss eben auch ohne sie funktionieren!", entgegnete Tess. "Wir müssen sie einfach erreichen."
"Schon gut, versucht euer Glück.", antwortete sie gereizt.
"Okay...", sagte ich zögernd. "wir sollten zuerst Katana und dann Harnor kontaktieren. Das wird uns Drei eine Menge Energie kosten."
"Was, wenn wir alle unsere Energie vereinen?", fragte Michael. "Es wird vor allem Isabel etwas nützen."
"Das denke ich auch.", mischte sich nun Lonnie wieder ein. "Ich sehe es gar nicht ein, dass ihr Drei das alleine durchzieht. Ich will auch wissen, was abgeht."
"Wir werden es alle zusammen versuchen.", sagte Max. "Verhaltet euch ruhig und lasst mich zuerst reden."
"Klar, Boss.", gab Lonnie spottend zurück.
Wir stellten uns im Kreis auf und reichten uns die Hände. Mir war sehr unwohl bei dem Gedanken, dass wir Rath und Lonnie ebenfalls in die Verbindung mit aufnahmen.
Ich vertraute den beiden nicht genug, um ihnen mein Innerstes zu offenbaren. Doch genau das konnte -und würde- nun passieren.
"Seid ihr bereit?", fragte Isabel.
"Ja. Du stellst die Verbindung her. Wir werden Dich unterstützen.", sagte Max. "Jen, Du zeigst uns den Weg."
"Leichter gesagt als getan.", murmelte ich und schloss die Augen.

Kurz darauf hatte Isabel die Verbindung zwischen uns allen begonnen. Unsere Gedanken vereinten sich. Ich fühlte die Wut, die in Lonnie angestaut war, die Sorge und Anspannung, die in allen von uns herrschte.
Isabel brachte uns auf die Ebene, auf der sie im Unterbewusstsein mit anderen kommunizieren konnte.
"Fangt an.", schickte sie in die Runde und wir ließen unsere Energie mit einfließen.
Raths Energie war heiß und unkontrolliert. Es verwirrte mich, denn es passte nicht in unsere Runde und unser gewohntes Bild. Doch ich schob den Gedanken beiseite und konzentrierte mich darauf, Katana und Harnor irgendwo im Universum zu finden. Ich wusste, wo die Planeten der beiden lagen. Doch ich hatte keine Ahnung, ob sie sich noch dort aufhielten oder ob sie überhaupt noch am Leben waren...
Ich ließ meinen Geist wandern... weg von der Erde, hinauf in die Unendlichkeit des Alls, immer in Richtung Antar.

Dann sah ich ihn vor mir - unseren wunderschönen Heimatplaneten. Er kam näher und näher - seine strahlenden Farben zeichneten sich gegen den schwarzen Hintergrund des Weltalls ab. Ich wünschte mir, wir könnten stoppen und ihn besuchen. Doch dann erinnerte ich mich daran, wie er nun aussehen mußte und dass wir dort nur Skins sehen würden. Also passierten wir ihn und schwebten weiter. In Richtung des nächstgelegenen Planeten, Childor, auf dem Katana hoffentlich noch lebte.
Auch er sah von hier oben wunderschön aus. Grün und lebendig...
Doch als wir uns weiter näherten und die Oberfläche sichtbar wurde erkannten wir, dass es hier nur noch wenig gab, das lebendig war.
Hier musste etwas Schreckliches geschehen sein - fast alle Pflanzen waren verdorrt, die Städte, die einmal so prächtig und reich bevölkert waren, zerstört.
Ich spürte, wie sehr Isabel unter dem Anblick litt, den sie gerade ertragen musste.
"Wir dürfen jetzt nicht aufgeben. Wir sind fast da!", sandte ich an sie aus. Sie durfte nun nicht aufhören - sie musste die Verbindung aufrecht erhalten.
Ich fand die Hauptstadt und ließ uns darauf zutreiben. Auch sie war fast vollkommen zerstört.
"Hier muss er sein, Isabel. Versuche es!"
Wir alle schickte mehr Energie in die Verbindung um es Isabel zu ermöglichen, ihre Fähigkeit voll auszuschöpfen. Wir fühlten, wie angestrengt sie suchte... doch auf diesem Planeten war kein Leben...
"Hier ist nichts!", sandte sie an uns.
"Dann müssen wir es auf Harnors Planeten versuchen. Das ist unsere letzte Hoffnung!", antwortete ich und begann erneut, von dem Planeten wegzutreiben und weiter zu reisen. Weiter in Richtung Alnac. Ich hoffte, dort würde noch Leben zu finden sein.




Alnac erwies sich als sehr lebendig. Scheinbar hatten die Überlebenden von Childor nach Alnac übergesiedelt. Vielleicht herrschte zwischen den beiden Völkern bereits Frieden.
Meine Freude über diese Erkenntnis steckte fast alle in unserer Verbindung an und ich fühlte, wie sich etwas Hoffnung ausbreitete.
"Isabel, versuche es nochmal.", forderte ich sie auf.
Erneut leiteten wir unsere Energie an sie weiter und plötzlich spürten wir, wie wir zu einem bestimmten Punkt hingezogen wurden. Isabel hatte Harnor scheinbar gefunden!
Wir trieben auf ein großes Gebäude zu das im Licht der drei Sonnen dieses Planeten regelrecht zu glühen schien. Es war gewaltig und schien aus Glas zu bestehen. Doch gleichzeitig wußten wir, dass es ein anderes, fremdartiges Material sein musste, da es bei näherer Betrachtung mit nichts was wir kannten zu vergleichen war. Es schimmerte in angenehmen, hellen Farben und seine Oberfläche schien sich ständig zu verändern.

Einen Moment später hatten wir das Gebilde erreicht und stoppten.
Wir wollten weiter und endlich Kontakt zu Harnor aufnehmen. Doch wir konnten das Material dieses Gebäudes nicht durchdringen.
Unsere Körper wurden plötzlich sichtbar und wir fühlten uns nun wie in einer von Kivars Visionen.
"Oh Gott!", rief Isabel und sah sich um. "Das ist noch nie passiert!"
"Ob das Kivar ist?", fragte ich ängstlich.
Dann spürte ich, dass auch die Verbindung zwischen uns allen abgebrochen war.
"Was ist das hier nur? Unsere Verbindung ist unterbrochen! Wir dürften gar nicht mehr hier sein!", rief Isabel.
"Vielleicht geht das Ganze von Harnor aus.", sagte Rath.
"Klar! Er wird uns mit Champagner und Blumen willkommen heißen, Idiot!", antwortete Lonnie.
"Was machen wir jetzt?", fragte Michael gereizt und nervös.
"Irgendwo muss ein Eingang sein.", antwortete Max, der versuchte ruhig zu bleiben. Er streckte seine Hand aus, berührte die Wand - und war verschwunden!
"Max!", rief Isabel und berührte ebenfalls die Wand aus reinem Reflex. Dann war auch sie verschwunden.

"Oh mein Gott!", dachte ich und berührte panisch ebenfalls die Wand, um den beiden zu folgen. Doch es geschah nichts. Die Oberfläche fühlte sich kühl und prickelnd an - doch ich stand immer noch bei den anderen. "Was machen wir jetzt?"
"Ob es den beiden gut geht?", fragte Tess und streckte ebenfalls ihre Hand aus.
Auch sie verschwand.
"Wie ist das möglich?", rief ich.
"Ganz einfach.", antwortete Lonnie. "Die lassen nur uns rein. Die königlichen Vier."
"Ach ja?", mischte sich Michael nun ein. "Da gibt es ein kleines Problem - wir sind zu sechst."
"Tja, versuchen wir es doch einfach mal.", antwortete Lonnie und berührte die Wand. Auch sie gelangte hindurch.
"Toll!", sagte ich enttäuscht.
"Geh´ Du rein, Michael.", sagte Rath auf einmal. "Ich werde hier mit Jen warten. Wir sollten nicht zuviel Verwirrung stiften. Geht zu Harnor und redet mit ihm."
Erstaunt blickte ich Rath an. So viel Diplomatie hätte ich ihm nicht zugetraut.
Auch Michael sah man seine Verwunderung an. Doch dann nickte er und verschwand ebenfalls im Inneren des Gebäudes...

"Wieso bist Du nicht mit hinein gegangen?", fragte ich.
"Weil die wirklich nur die königlichen Vier erwarten. Die werden sich schon gewundert haben, dass wir hier zu siebt auftauchen. Ich schätze mal, das Gebäude hier filtert heraus, wer Zugang hat und wer nicht."
"Eine gute Verteidigung. Aber ich hoffe, die anderen sind okay.", antwortete ich.
"Ich wollte sowieso mal mit Dir alleine reden.", sagte Rath.
Innerlich krampfte sich mein Magen zusammen - doch ich versuchte mir nichts anmerken zu lassen. Rath jagte mir immer noch Angst ein.
"Okay...", sagte ich dann langsam. Es hörte sich sicherlich albern an, aber ich war nun so angespannt, dass ich mich einfach nicht mehr normal verhalten konnte.
"Als wir grade Abend die Verbindung zwischen uns hergestellt haben,", begann Rath, "da habe ich gespürt, dass Du Lonnie und mir nicht traust. Du hast Angst vor mir, nicht wahr?"
Ich blickte ihn für einige Sekunden an und wandte dann meinen Blick ab. Ich hatte es gewußt. Er hatte direkt in mich hinein sehen können während der Verbindung. Genau wie Lonnie. Und ich wollte nicht, dass die beiden wußten, wie verletzlich ich in dieser Hinsicht war.
Als ich ihm nicht antwortete, fuhr er fort.
"Naja... jedenfalls will ich dass Du weißt, dass ich mich wirklich geändert habe. Nachdem Du mir gezeigt hast, was auf Antar damals mit uns geschehen ist und wer die Skins tatsächlich sind, wurde mir vieles klar. Ich habe begriffen, wer unser Feind ist und wem ich vertrauen kann..."
Ich nickte vorsichtig. Dann fuhr er fort:
"Zuerst dachte ich, Lonnie würde genauso empfinden. Doch inzwischen bin ich mir nicht mehr sicher. Ich weiß nur, dass sie hasst, was aus mir geworden ist. Sie hält mich für einen echten Verlierer."
"Aus diesem Grund streitet ihr beiden die ganze Zeit, nicht wahr?", fragte ich.
"Lonnie will mir zeigen, dass sie der Boss ist. Und es reizt sie noch mehr, wenn ich ihr kein Kontra gebe. Sie ist verdammt wütend wegen allem, was zwischen uns abgelaufen ist und wegen dem, was ihr so eigenmächtig entschieden habt."
"Wütend? Weil wir euch euren Deal mit Nicholas versaut haben? Oder weil wir euch davor bewahrt haben, den Fehler eures Lebens zu machen?", fragte ich.
"Hey. Ich bin nicht derjenige, der hier Mist erzählt, sondern Lonnie, okay?", verteidigte sich Rath.
"Ja, natürlich. Entschuldige.", antwortete ich.
"Jedenfalls wollte ich mich dafür entschuldigen, was ich getan habe - bei der Sache mit Nicholas."
Es klang sogar ehrlich. Und es schien ihm schwer zu fallen, das alles zu sagen.

Ich blickte ihn an und es kam mir vor, als hätte ich einen völlig neuen Menschen vor mir. Nichts erinnerte mehr an den Rath, den ich kannte. Doch konnte ich ihm vertrauen?
"Danke.", sagte ich dann und blickte nervös zu dem Gebäude.
"Willst Du nicht doch reingehen und mal nachsehen, was da vor sich geht? Das dauert zu lange!", sagte ich dann.
"Besser nicht.", antwortete er. "Das würde sie nur stören."
"Ich würde gerne wissen, wie ihr Nicholas besiegt habt.", sagte er dann auf einmal und drehte sich zu mir um.
Ich hielt inne und wußte nicht, was ich ihm antworten sollte. Die Sache mit Nicholas war etwas, das ich am liebsten verdrängt und nie wieder hervorgerufen hätte.
"Ich glaube, Du solltest besser mit Max darüber sprechen.", antwortete ich.
"Aber... während der Verbindung habe ich gefühlt, dass Dich sein Tod quält."
"Ich möchte wirklich nicht darüber sprechen, Rath.", sagte ich nun eindringlicher.
Er blieb hartnäckig. "Dann zeige es mir. Ich muss wirklich wissen, was passiert ist, Jennifer. Du glaubst nicht, wie erleichtert ich bin, dass Nicholas tot ist. Doch wenn Du Dir Vorwürfe machst, dann will ich auch wissen, wieso."
"Ich werde Dir nicht zeigen, was vorgefallen ist, Rath. Wenn ich das täte, dann würden alle Emotionen wieder in mir wach gerufen. Verstehst Du das nicht?"
"Aber was ist passiert, das so schlimm daran ist? Nicholas war unser Feind. Er hat euch schreckliche Dinge angetan."
"Ich habe ihn getötet!", entfuhr es mir dann. "Ich ganz alleine habe beschlossen, ihn zu töten. Und deswegen mache ich mir Vorwürfe. Und deswegen hat es Kivar vor allem zuerst einmal auf mich abgesehen. Er will meinen Tod noch vor dem der anderen. Und wenn Du es ganz genau wissen willst: Ich hätte niemals gedacht, dass ich jemanden umbringen könnte!"

Plötzlich standen die anderen wieder vor uns - sie waren einfach erschienen!
"Was ist passiert?", fragte ich, immer noch völlig aufgebracht.
"Wir haben Harnor und Katana getroffen.", sagte Max. "Wir sollen jetzt wieder gehen."
"Aber - was haben sie euch gesagt?", fragte ich.
"Wir müssen jetzt gehen.", antwortete Max nur eindringlich, streckte seine Hand aus und ergriff die von Isabel.


Zum Teil 10 a

Feedback an die Autorin

Zurück zu Fanfictions anderer Fandoms

Home

Erstellt im Internet Explorer 6.0 und abgestimmt auf Netscape 6.0 (jeweils im Vollbildschirm, 1024 x 768 Pixel Auflösung)