Teil 3


Wir gingen die dunkle Straße zum UFO-Center entlang.

Tess und Michael hatten wir angerufen und uns mit ihnen in einer kleinen Seitenstraße in der Nähe getroffen.

Sean dagegen hatte sich entschieden, nach Hause zu fahren.

Ich konnte das gut verstehen - und wenn ich ehrlich war, war es mir auch lieber so. Es schien mir als könnte ich nicht länger gleichzeitig mit ihm in einem Raum sein oder auch nur mit ihm reden.

Schon alleine der Gedanke tat mir weh, aber ich konnte nichts dagegen tun. Genau wie ich das Gefühl nicht los wurde, dass ich niemandem mehr vertrauen konnte. Niemandem - und das, nach allem was Liz, Maria, Kyle, Alex und Sean für uns getan hatten.

Doch ich hatte Angst - Angst, jeden Moment wieder Kivar gegenüberzustehen.

Max öffnete die Tür zum UFO-Center und wir liefen die Treppe in den alten Bunker hinunter.

Es war noch alles beleuchtet und auch die kurzen Filmsequenzen flimmerten noch über die Leinwand im mittleren Teil des großen Ausstellungsraums.

"Er hat das Center erst vor wenigen Minuten geschlossen. Wir müssten ihn im Büro finden." sagte Max und ging auf die "Keep Out"-Abteilung zu.

"Wartet hier besser. Ich rede mit ihm."

Dann verschwand er durch eine Tür rechts im Flur.

"Was wird er ihm wohl erzählen?" fragte Tess.

"Keine Ahnung. Aber Du wirst später auf jeden Fall sein Erinnerungsvermögen löschen müssen." antwortete Michael.

Isabel war sichtlich nervös und blickte angespannt zu der Tür.

"Ich habe Angst, dass Brody wieder etwas passiert wie das letzte Mal als ich es versucht habe." sagte sie.

"Wir sind alle dabei um ihm zu helfen wenn etwas schief geht." versuchte ich sie zu beruhigen.

Dann öffnete sich die Tür und Max und Brody traten durch die Glastüren zu uns heraus.

"Hallo!" begrüßte Brody uns freundlich.

Keiner von uns wusste so recht wie er reagieren sollte und so nickten wir ihm nur zu.

"Brody wird uns helfen." sagte Max in einem sachlichen Ton während er Isabel fest in die Augen blickte. "Er hat mir erzählt, dass er heute Nachmittag wieder entführt wurde und ihm etwa eine Stunde fehlt in der er nicht mehr weiß wo er war oder was er getan hat. Da es mir genauso ging wollen wir noch einmal Isabels Hypnosetechniken versuchen."

*Das* hatte Max ihm also erzählt... dass auch er einen Zeitverlust erlitten hätte und sie sich gemeinsam versuchen sollten zu erinnern.

Max war wirklich gut im Improvisieren und Führen von Gesprächen - genau wie Zan es gewesen war.




"Also, fangen wir an?" fragte Brody und setzte sich auf einen Stuhl.

"Ähm - ja." antwortete Isabel und legte ihre Hände auf seine Schläfen. "Entspannen Sie sich und versuchen sie ruhig zu Atmen. Das hat bei Max bisher immer geholfen."

"Okay." Brody schloss seine Augen und atmete tief durch.

Auch Isabel schloss die Augen und stellte die Verbindung her. Ihr Gesichtsausdruck wirkte angespannt und plötzlich begann sie zu zittern. Schweißperlen bildeten sich auf ihrer Oberlippe und mit einem mal ließ sie los und stolperte nach hinten.

Entsetzt blickte sie Brody an und rührte sich nicht mehr.

"Was ist passiert?" fragte Tess und rüttelte sie am Arm.

Brody öffnete seine Augen wieder und sah vollkommen entspannt aus.

"Hat es funktioniert?" fragte er. Dann sah er Isabel, wie sie ihn anstarrte und stand erschrocken auf.

"Was ist denn? Habe ich etwas falsch gemacht?"

"Es ist nur ihr Kreislauf..." antwortete Tess.

Max und Michael versuchten Isabel wieder in die Realität zurück zu holen und redeten leise auf sie ein.

"Kann ich irgend etwas tun?" Brody war sichtlich erschüttert von dem, was hier geschah.

Tess blickte ihm in die Augen. "Es ist alles in Ordnung, glauben Sie mir!"

Dann schloss sie sie und mir wurde klar, dass sie ihm gerade die Erinnerung löschte.

"Lasst uns Isabel hier raus bringen bevor Tess mit Brody fertig ist!" sagte ich.

Die beiden führten sie die Treppe hinauf und gingen nach draußen.

Ich lief zurück zu Tess die gerade wieder ihre Augen öffnete.

Brody blickte sich etwas verwirrt um.

"Was macht ihr denn hier?"

"Geht es Ihnen nicht gut, Mr. Davis?" fragte Tess.

Er sah abwechselnd zwischen Tess und mir hin und her und fragte dann: "Wart ihr gerade eben auch schon hier?"

"Aber ja." antwortete ich. "Doch Sie sehen gar nicht gut aus, Mr. Davis. Sie sollten Feierabend machen!"

"Ich... ja, ich fühle mich nicht besonders. Warum seid ihr denn hier?"

"Wir haben in einigen Monaten ein Berufspraktikum..." begann Tess, "und wir wollten nur wegen einer Praktikumsstelle nachfragen. Aber das hat noch Zeit. Ruhen Sie sich jetzt erst mal aus."

"Ja, das wäre mir lieber." antwortete er und lief wieder zurück in sein Büro.

Tess und ich liefen aus dem UFO-Center ins Freie. Wo waren Max, Michael und Isabel? Sie waren nirgends zu sehen.

"Warte!" sagte ich und schloss meine Augen. Ich stellte eine Verbindung zu den dreien her und ließ mir zeigen, wo sie sich befanden.

"Sie sind hinter dem Gebäude."

Schnell liefen wir um den Bunker herum zur Rückseite.

Isabel lag am Boden und Max hielt sie in seinen Armen.

"Was ist denn nur mit ihr?" fragte Tess.

"Sie steht unter Schock." antwortete Michael. "Aber es fehlt ihr nichts - Max hat sie schon gecheckt."

"Hat sie etwas erzählt? Sie muss etwas Schreckliches gesehen haben." sagte ich.

"Du meinst, Larek könnte schon tot sein?" fragte Tess.

"Oder schlimmer: Kivar nimmt ihn sich vielleicht gerade vor." sagte Michael und nahm Isabels Hand in die seine.




Nach einigen Minuten beruhigte sich Isabel ein wenig und begann zu weinen.

"Er ist tot!" stieß sie hervor.

"Was hast Du gesehen?" fragte Michael.

"Ich habe gerade miterlebt wie er starb. Es war so schrecklich!"

Sie wurde von Weinkrämpfen geschüttelt und klammerte sich an Max.

"Wir sind zu spät gekommen." sagte ich. "Das ist alles meine Schuld! Wie konnte ich nur so dumm sein?"

"Es ist nicht Deine Schuld. Du wusstest doch nicht, dass Kivar in Sean steckte." versuchte Tess alles zu rechtfertigen.

"Aber... ich hätte daran denken müssen! Larek... er sagte Kivar hätte einen menschlichen Körper gewählt! Warum habe ich nicht daran gedacht?"

"Und was jetzt? Willst Du keinem mehr vertrauen? Nicht mal Maria? Oder Alex, Kyle?" fragte Michael.

"Oder Liz?" fügte Max nun hinzu.

"Ich weiß es nicht." sagte ich leise. "Aber ihr seid ihm nicht gegenüber gestanden. Ihr wisst nicht was das für ein Gefühl ist."

"Noch nicht!" hörten wir dann neben uns und in diesem Moment trat Brody um die Ecke. Sofort wich ich einige Schritte zurück.

"Kivar!" stieß Isabel hervor und riss die Augen auf.




"Ihr dachtet wohl, ihr könntet Larek noch warnen?" fragte er. "Ihr wart nicht schnell genug..."

Er ging einige Schritte auf uns zu und Max und Michael richteten ihre Handflächen gegen ihn.

"Bleibī stehen!" rief Michael.

Kivar lachte. "Eure Kräfte sind weg - schon vergessen? Ich wette ihr würdet gerne wissen wie das funktioniert. Außerdem mein kleiner, stellvertretender Kommandeur: Wenn Du jemanden töten würdest, dann nicht mich! Du würdest Brody Davis töten. Denn ich kann jede Sekunde wieder aus diesem Körper verschwinden! Verstanden?"

Michael ließ seine Hand sinken, ließ Kivar aber keine Sekunde aus den Augen.

"Vilandra!" sagte Kivar nun lächelnd und betrachtete sich Isabel. "Ich freue mich schon sehr darauf, ein bißchen Zeit mit Dir alleine zu verbringen."

"Wehe Du kommst ihr zu Nahe!" sagte Max in drohendem Tonfall und stellte sich vor Isabel.

Kivar lächelte ein böses, kaltes Lächeln das Brodys Gesicht fast unmenschlich aussehen ließ.

"Genug geredet - es wird Zeit für eure nächste Lektion!"

Dann fasste er sich an die Schläfe und schloss die Augen.

Im nächsten Augenblick befanden wir uns alle in einem seiner Alpträume.

Wir standen im Innern des Schlosses Alhabor und alle Wände um uns herum waren Schwarz und es roch modrig und verbrannt.

"Was ist hier geschehen?" fragte ich.

"Ich habe etwas umdekoriert." antwortete Kivar, der nun wieder in seiner wirklichen Gestalt vor uns stand.

"Ich möchte, dass ihr eure Mutter seht." wandte er sich dann an Isabel und Max.




Er fasste erneut an seine Schläfe und das Bild um uns herum veränderte sich. Wir standen nun in einem dunklen Verlies und zu beiden Seiten waren Zellen. Sie waren winzig und wurden durch ein Energieschild verschlossen das grün schimmerte.

In einer der Zellen saß eine alte Frau.

"Königin Mutter!" rief ich und lief zu dem Energieschild.

Sie drehte sich um und blickte mich mit verzweifelten, traurigen Augen an.

Noch immer war ihr Aussehen elfengleich, ihre Haut weiß und ihre Wangen leicht grau. Ihre Haare schienen wie Silber. Doch sie sah müde und zerbrechlich aus.

"Ihr seid zurückgekehrt?" fragte sie und Tränen traten in ihre Augen. Dann veränderte sich ihre Gestalt in eine menschliche.

Nun kam auch Isabel herbei gelaufen.

"Mutter?"

"Meine Tochter!" antwortete sie und berührte vorsichtig das Energiefeld.

Auch Isabel streckte ihre Hand aus... doch dann verschwand das Bild plötzlich und wir befanden uns wieder hinter dem UFO-Center.

Isabel hatte noch immer ihren Arm in die Richtung ausgestreckt, in der sich ihre Mutter befunden hatte.

"Mutter?" murmelte sie erneut und ließ ihre Hand sinken.

"Du Schwein!" rief sie dann und lief auf Kivar zu.

"Was hast Du ihr angetan? Wie lange sitzt sie schon da unten?" fragte sie wütend.

"Vilandra, wie sie leibt und lebt!" antwortete dieser nur und blickte ihr in die Augen.

"Hör auf damit! War sie das? War das unsere Mutter?"

"Aber natürlich - ihr glaubt, das alles seien nur Träume. Doch nicht alles, was ihr seht ist imaginär. Doch für Erklärungen ist später immer noch Zeit... jetzt werde ich mich erst mal um wichtigere Dinge kümmern."

Kaum nachdem er diesen Satz ausgesprochen hatte sackte Brodys Körper zu Boden und Kivar war wieder verschwunden.


Zum 4. Teil

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