Teil 2


"Was ist denn los?" fragte Sean als ich eingestiegen war. "Du siehst aus, als hättest Du einen Geist gesehen!"

"Ja - so etwas ähnliches." antwortete ich. "Larek war gerade bei mir! Fahr´ bitte gleich los, ja? Wir müssen so schnell wie möglich zu Max und Isabel."

Sean fuhr los und sagte kurz darauf:

"Larek... Er war bei Dir? Was hat er Dir gesagt?"

"Kivar hat einen Weg gefunden um uns zu beobachten und zu kontrollieren. Ich weiß nur, dass er einen menschlichen Körper besetzt hat und..."

Dann blickte ich ihn an.

"Sean, das ist nicht der Weg zu Max und Isabel!"

"Ich weiß." antwortete er monoton.

"Wo fährst Du hin?"

Er war gerade in eine kleine Seitenstraße gefahren die aus der Stadt hinaus führte. Weit und breit war kein anderer Wagen zu sehen und die letzten Häuser hatten wir gerade passiert.

Angst kroch in mir hoch und ich tastete vorsichtig nach dem Türgriff der Beifahrertür.

"Du solltest Dich einfach entspannen und abwarten." antwortete er mit einer völlig veränderten Stimme.

Sie war viel tiefer und er sprach die Worte nicht mehr in menschlicher Sprache! Es war die Sprache der Skins.

"Kivar..." hauchte ich und wollte den Sicherheitsgurt lösen. Doch er packte meine Hand und hielt sie fest.

"Mach´ jetzt keine Dummheiten." sagte er und verlangsamte die Fahrt des Wagens etwas.

Er ließ mich wieder los. Ich schnallte mich sofort los und öffnete die Beifahrertür. Es war mir egal was er gerade gesagt hatte oder wie schnell wir noch fuhren.

Ich wollte nur noch raus aus dem Wagen und ließ mich nach draußen fallen.




Als ich endlich am Straßenrand auf dem Bauch liegen blieb versuchte ich die Schmerzen, die ich nun überall am Körper spürte, zu unterdrücken und schnell aufzustehen.

Ich drückte mich hoch auf die Knie. Zuerst musste ich das Schwindelgefühl vorüber gehen lassen.

Dann sah ich, wie Seans Käfer nun vollends stoppte und der Rückwärtsgang eingelegt wurde.

Ich holte tief Luft und stand auf. Alle Knochen taten mir weh, doch ich zwang mich zu laufen.

Doch wenige Meter später hatte mich Seans Wagen eingeholt. Er stoppte und "Kivar" stieg aus.

"Lass´ mich in Ruhe!" schrie ich in Panik und richtete meine Kraft gegen ihn.

Doch es geschah nichts - sie war weg!

"Oh Gott, bitte nicht!" dachte ich und begann sofort, weiterzulaufen.

"Ich habe eine neue Art entdeckt eure Kräfte zu unterdrücken. Du brauchst Dir erst gar keine Hoffnungen zu machen. Sie sind wirkungslos." rief er in seiner grausamen Sprache und lächelte.

Jeder Atemzug schmerzte, doch ich hatte keine andere Wahl. Ich musste es irgendwie zurück in die Stadt schaffen. Ich hoffte, dass Kivar im Körper von Sean keine Möglichkeit hatte, seine eigenen Kräfte einzusetzen. Da er es bisher noch nicht getan hatte, hielt ich mich zumindest an diesem kleinen Hoffnungsschimmer fest.

Dann hörte ich, wie er mir nachlief und versuchte meinen Schritt zu beschleunigen.

Er erreichte mich und packte meine Schulter.

Schnell wirbelte ich herum und schlug ihm ins Gesicht. Dann trat ich ihm so fest ich konnte gegen das Schienbein.

Er blieb völlig unbeeindruckt.

"Ich fühle keinen Schmerz. Dein Freund Sean spürt ihn... später." sagte er lächelnd und hielt mich immer noch fest.

Ängstlich blickte ich ihn an und erwartete, dass er mich jeden Moment töten würde.




"Wie haben Dir meine nächtlichen Besuche in Deinen Träumen gefallen?" fragte er dann - nun wieder mit Seans Stimme.

Als ich nicht reagierte redete er einfach weiter.

"Menschliche Körper sind so einfach zu kontrollieren. Und sie sind kräftiger als ich gedacht hatte. Ich glaube, ich habe keinen Fehler gemacht als ich den Deines Freundes als ersten wählte. Oder was meinst Du?"

Er betrachtete sich Seans Hand und murmelte: "Das hier ist kein Vergleich zu einer Husk... Es fühlt sich gut an! Wirklich gut!"

Dann machte er eine kurze Pause und blickte mich von oben bis unten an.

"Es ist schade, dass ich nicht persönlich anwesend sein kann. Wir hätten sicher viel Spass zusammen gehabt..."

Er fuhr mit seiner Hand über mein Gesicht und betrachtete es genau. Angewidert wich ich einige Zentimeter zurück soweit es möglich war.

"Dein neuer Körper gefällt mir. Aber er ist nichts im Vergleich zu dem Vilandras. Ich freue mich schon darauf, sie wieder zu sehen." sprach er weiter.

"Lass die anderen in Ruhe. Oder..." sagte ich leise. Meine Stimme zitterte vor Anspannung.

"Du willst mir drohen?" fragte er aufgebracht. "Ich werde euch alle töten nachdem ich das bekommen habe, was ich will! Ihr könnt nichts dagegen tun! Und es ist bald Zeit dafür... Sehr bald werde ich stark genug sein."

Er fasste an meine Schläfe und im nächsten Moment befand ich mich mitten in einem dieser schrecklichen Träume die mich quälten.

Alles um mich herum war in rotes Licht getaucht und am Himmel zogen giftgrüne Wolken vorbei.

Das war Antar - doch die Landschaft um mich herum war verwüstet und ein kleiner Bach, der sich zu meinen Füßen befand, führte nicht das gewohnte silber schimmernde dickflüssige Wasser sondern es war vermischt mit Blut.

Ich drehte mich um und sah Kivar in seiner wirklichen Gestalt einige Meter entfernt stehen.

"Es ist erstaunlich was man alles mit der richtigen Technik erreichen kann, nicht wahr?" fragte er.

"Ist das die Wirklichkeit? Sieht es so auf Antar aus?" fragte ich ihn entsetzt.

Er lächelte. "Ich habe Dir gerade die Sonnenseite von Antar gezeigt. Willst Du sehen, wie es Deinem Volk ergeht?"

Im nächsten Moment befand ich mich mitten in der Hauptstadt und das Schloss von Alhabor tronte auf einem Hügel über der Stadt. Doch seine goldenen Dächer waren verfärbt und der rote Himmel spiegelte sich nicht mehr darin.

Alles sah so real aus!

Die Häuser um mich herum waren fast alle niedergebrannt und verwüstet.

Wenige Antarianer liefen auf der Straße umher und sie sahen ausgehungert und krank aus. Ein ausgemergeltes Kind in zerfetzten Kleidern kam zu mir gelaufen und sah mich mit seinen großen, schwarzen Augen an.

"Alphard! Wann kommst Du zurück um uns zu helfen?" fragte es.

Seine Aura schimmerte in den Farben der Hoffnung zwischen Grün und Blau. Ich streckte meine Hand aus und streichelte ihm über den Kopf.

"Vielleicht bald..." antwortete ich.

Doch dann veränderte sich das Kind - begann zu wachsen.

Vor meinen Augen wurde es immer größer und größer bis es die Gestalt von Nicholas´ Husk erreicht hatte.

Erschrocken trat ich einige Schritte zurück und versuchte mir einzureden, dass dies alles nur ein Traum war! Ein unglaublich realer Traum!

"Warum hast Du mich getötet?" schrie er mich nun an und schubste mich zu Boden. Er war plötzlich so stark!

Verzweifelt sah ich zu ihm hoch und blickte mich um.

Die Stadt war verschwunden und wir waren wieder bei dem kleinen Bach.

Nicholas veränderte sich nun wieder und wurde zu Kivar.

Wieder lächelte er und im nächsten Moment stoppte der Traum und wir standen wieder in der Wüste.

"Bald werde ich noch viel stärker hier auf der Erde sein." wiederholte er. "Das kannst Du den königlichen Vier ausrichten. Und versucht euch nicht zu verstecken! Ich finde euch sobald ihr eure Augen schließt."

Mein Herz pochte mir bis zu Hals, mir war übel und ich fühlte, wie meine Beine langsam unter mir nachgaben.

"Jetzt suche ich mir erst mal einen neuen Körper." sagte Kivar nun und Seans Körper sackte plötzlich zusammen und er fiel zu Boden.




Unfähig vor Angst, mich zu bewegen ließ ich mich auf den warmen Wüstenboden sinken. Ich zitterte am ganzen Körper und umklammerte meine schmerzenden Knie.

Das alles war ein Alptraum.

Kivar war "in" Sean gewesen? Und wie lange war das schon so? Wie lange hatte ich mit Kivar statt mit Sean gesprochen, ihn berührt, ihn geküsst?

War Sean überhaupt noch er selbst gewesen? War Kivar jetzt wirklich verschwunden? Wem konnten wir überhaupt noch vertrauen?

Verzweifelt blickte ich in den Himmel. Es dämmerte bereits und erste Sterne waren zu sehen.

Die Situation auf Antar war noch viel schlimmer als ich es mir je vorgestellt hätte.

Doch war es auch die Wirklichkeit gewesen die Kivar mir gezeigt hatte?

Dann sah ich hinüber zu Sean der bewusstlos war. Ich streckte eine zitternde Hand nach ihm aus und berührte vorsichtig seinen Hals.

In diesem Moment schlug er die Augen auf und sah mich verwirrt an.

"Jen?"

Er blinzelte einige Male und setzte sich auf. Dann fasste er sich an sein Kinn und rieb sich mit der anderen Hand sein Schienbein.

"Was ist denn nur passiert?"

"Bist das Du?" fragte ich im Gegenzug. "Was ist das letzte, an das Du Dich erinnerst?"

"Ähm... ich bin ins Bett gegangen und hatte diesen völlig abgedrehten Traum von Dir."

"Wann war das?"

"Samstag-Abend."

"Heute ist Montag, Sean! Kivar hatte die Kontrolle über Deinen Körper übernommen!"

"Was?" Verwundert blickte er mich an. "Ich kann mich an gar nichts erinnern! Oh mein Gott! Was hat er - was habe *ich* Dir angetan?"

Er streckte seine Hand nach mir aus, doch ich wich zurück. Ich konnte mich jetzt nicht von ihm berühren lassen...

"Lass´ uns einfach losfahren. Zu Max und Isabel." sagte ich und stand vorsichtig auf.




Max öffnete uns die Tür und sah mich erst mal geschockt an.

"Jen! Was ist passiert?" fragte er und führte mich in das Haus der Evans.

"Kivar - Jen sagt, er war in meinem Körper!" erklärte Sean.

Isabel kam die Treppen herunter und hatte den letzten Satz gehört.

"Was? Mein Gott, Jen, wie siehst Du denn aus?"

Ich fing an zu husten und setzte mich erst einmal einen Moment auf einen der Stühle die in der Küche der Evans standen.

"Ich sehe jetzt erst mal nach was Dir fehlt. Und dann erzählt ihr uns alles ganz von vorne, ja?" sagte Max beruhigend und ließ seine Hand über meine Schulter gleiten.

Eine Minute später ging es mir schon wieder besser. Max dagegen sah ausgezehrt aus.

"Max, es tut mir leid, dass Du Deine Kräfte in letzter Zeit andauernd einsetzen musst um uns..." begann ich.

"Es ist schon gut." unterbrach er mich und setzte sich ebenfalls.

"Unsere Eltern sind im Anmarsch!" murmelte er dann.

Im nächsten Moment erschienen auch schon die Eltern von Max und Isabel in der Küche.

"Hallo Kinder!" begrüßte uns Mr. Evans.

"Jen, übernachtest Du heute hier? Isabel hat es mir erzählt." sagte Mrs. Evans.

"Guten Abend. Ja, wenn es Ihnen nichts ausmacht? Meine Eltern sind nicht zu Hause." antwortete ich zerstreut. Ich war noch immer völlig aufgebracht und verängstigt wegen allem was passiert war.

"Natürlich macht es uns nichts aus!" antwortete Diane Evans. "Aber Kind, wie siehst Du denn aus?"

Meine Kleider waren immer noch völlig schmutzig und sandig und an manchen Stellen zerrissen.

"Sie hatte eine Begegnung mit einem Kampfhund!" platzte es aus Sean heraus und ich hörte Isabel, wie sie ein Kichern unterdrückte.

"Ein Kampfhund?" fragte Mr. Evans sofort und der Rechtsanwalt kam zum Vorschein:

"Weißt Du wem der gehörte? Wir könnten sofort eine einstweilige Verfügung gegen den Halter aussprechen lassen! War das Tier denn angeleint?"

"Nein, leider nicht." antwortete ich schnell. "Es ist ja auch nichts passiert... ich wollte mich jetzt nur gerne umziehen. Aber danke, Mr. Evans."

"Dann geht nach oben. Ich mache uns etwas zu essen." sagte Mrs. Evans während sie mich noch einmal prüfend ansah.

"Wir müssen in Zukunft vorsichtiger sein!" sagte Isabel als wir in Max´ Zimmer saßen. "Sie hätten auch zwei Minuten früher nach Hause kommen können und uns erwischen können, als Du Jen geheilt hast!"

"Ich weiß, Izzy." antwortete Max. "Aber es ist ja nicht geschehen."

Dann wandte er sich an mich: "Also, erzähle uns was passiert ist."

"Als ich heute Nachmittag zu mir nach Hause kam um meine Kleider zu holen kam Larek zu mir ans Fenster. Er sagte mir, dass Kivar einen Weg gefunden hätte um menschliche Körper zu kontrollieren wie es bei Brody geschieht. Und er hätte die Technik verbessert und könnte uns auf irgendeine Weise beeinflussen. Er meinte die Sache mit meinen Träumen..."

"Ja, das ergäbe einen Sinn." murmelte Isabel. "Was hat er noch gesagt?"

"Kivar sei schon in einen menschlichen Körper eingedrungen und hätte ihn unter Kontrolle. Wer das war konnte er mir nicht sagen. Und dann... dann bin ich zu Sean in den Wagen gestiegen."

Ich machte eine kurze Pause, blickte nervös zu Sean hinüber und versuchte mich wieder zu fassen.

"Ich habe ihm erzählt, was Larek mir mitgeteilt hatte und dann gab sich Kivar zu erkennen."

"Kivar kontrollierte Sean? Oh mein Gott!" rief Isabel und starrte ihn an. "Wie lange schon?"

"Samstag-Abend." antwortete ich. "Aber er muss es auch schon in den Nächten zuvor getan haben. Immer wenn ich diese Träume hatte. Er fuhr mit mir aus der Stadt hinaus und ich bin einfach aus dem Wagen gesprungen. Meine Kräfte funktionierten nicht und er sagte, er hätte irgend eine neue Technik um sie wirkungslos zu machen."

Die Worte sprudelten nun geradezu aus mir heraus.

"Er sagte er würde uns töten wenn er bekommen hätte was er wollte und menschliche Körper seien so einfach zu kontrollieren. Dann hatte ich wieder einen dieser Träume und sah, wie es auf Antar aussieht. Dann sagte er, er würde sich jetzt einen neuen Wirt suchen und verließ Seans Körper."

Max saß eine Weile still da und dachte nach.

Sean blickte bestürzt zu Boden. Wahrscheinlich konnte er das alles gar nicht fassen.

"Wenn er sich in jeden menschlichen Körper versetzen kann, wem können wir dann noch vertrauen?" sagte Max dann.

Ich nickte.

Isabel lief unruhig hin und her.

"Wir müssen es den anderen sagen. Am besten wir fahren weg. Irgendwohin wo uns keiner finden kann. Konnte Kivar denn seine Kräfte benutzen?"

"Nein. Nur diese Träume... es war wie eine Vision gegen die man absolut nichts unternehmen kann." antwortete ich. "Aber ich glaube, dass er schon daran arbeitet seine richtigen Kräfte hier verwenden zu können... er sagte, er würde bald stark genug hier auf der Erde sein."

"Dann dürfen wir keine Zeit verlieren."

"Aber was ist mit den anderen? Was, wenn er sich nun in sie hinein versetzt? Oder wieder in Sean?" Isabel war außer sich.

"Wir können uns aber nicht vor ihm verstecken." sagte ich und blickte Max an.

"Wir haben keine andere Wahl als zu warten..." murmelte er.

"Und Larek? Kivar weiß nun, dass Larek uns mit Informationen versorgt hat!" sagte Isabel.

"Dann müssen wir ins UFO-Center und versuchen ihn zu erreichen und mit ihm zu sprechen." schlug Max vor.

"Du weißt doch aber, was das letzte Mal geschehen ist als wir es versuchten." antwortete Isabel.

Max nickte.

"Wir müssen es schaffen oder er ist so gut wie tot." sagte ich und stand auf.


Zum 3. Teil

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