Disclaimer siehe Fanfiction-Seite.

So, das hier ist mein erster Thriller. Nachdem ich ja vorletztes Jahr eine Humor-Story zu Halloween gebracht hatte und letztes Jahr gar nichts, dachte ich mir, dieses Jahr muss es mal etwas Schauriges sein. Ein völlig neues Gebiet für mich, aber ich bin ja offen für (fast) alles :-) Ich hoffe, ich habe es halbwegs vernünftig hinbekommen *g* Ihr könnt mir eure Meinung dazu gerne mailen: schreibmaus@mishale.net Getreu dem Motto: Ich bin dankbar für Kritik, aber ich leide auch nicht unter Lob ;-)

Ich habe ein paar Teile von Michael Jacksons Song "Threatened" übernommen, aber in übersetzter Form. Ich habe keinerlei Rechte an dem Song!

Warnungen: Ein ziemlich kleiner Spoiler für "Im Wartesaal zum Tod" ("Waitingroom").
Außerdem sollte das vielleicht niemand unter 14 Jahren lesen. Wenn du jünger als 14 Jahre alt bist, lies dies bitte nicht. Tu mir den Gefallen. Lies doch einfach eine andere Fanfic von meiner Homepage, wenn dir danach ist, ja? ;-)

Damit ich auch mal all den Lesern gerecht werde, die sich ein "Du" zwischen Jim und Blair wünschen, habe ich dieses Mal auf das Siezen verzichtet, in der Hoffnung, dass es den Rest der Leser nicht allzu sehr irritiert.
Und noch etwas in eigener Sache: Falls ihr es nicht schon längst in vorigen Fanfictions von mir bemerkt habt - ich benutze die neue Rechtschreibung. Die Anreden beim Duzen werden somit klein geschrieben. Und wenn euch mal so merkwürdige Wörter, wie zum Beispiel "zurzeit" unter die Augen kommen, dann war das durchaus beabsichtigt. Das wird jetzt wirklich so geschrieben.

So, lange Rede, kurzer Sinn. Dann wünsche ich allen, die es feiern, ein schönes Halloween! Dem Rest natürlich auch. Möge der Geist mit euch sein ;-)


Threatened - Bedrohung
aus der Finsternis

von Mishale

Beta-Read
von Lelaina


Januar bis Oktober 2002



Kapitel 1


"Die Geschichte heute Nacht ist etwas ungewöhnlich
und erfordert eine besondere Art der Einführung:
Ein Monster ist in die Stadt gekommen.
Ein großer Bestandteil jeden Rezeptes für Angst ist das Unbekannte.
Und dieser Person oder diesem Ding gilt es bald zu begegnen.
Es kennt jeden Gedanken, es fühlt jede Emotion.
Oh ja, ich habe etwas vergessen, nicht wahr?
Ich habe vergessen, euch das Monster vorzustellen..."




Die finstere und angsteinflößende Stimme erfüllte den blau-weißen Pick-up, bis Jim Ellison das Radio mit dem gerade begonnenen Hörspiel zu Halloween abstellte. Daraufhin hielt der Wagen sanft vor einer Kulisse, die vermutlich jeden Horror-Autoren zu einem Roman der Extra-Klasse inspiriert hätte.

Das eiserne Tor zu dem verwahrlosten Grundstück lud nicht wirklich ein, den Grund und Boden zu betreten. Mit leisen Quietschtönen begleitet schwang es in den starken Windböen der Nacht leicht hin und her. Das robuste Schloss daran wurde sichtlich seit Jahren nicht mehr benutzt und war stark durchrostet und somit unbrauchbar.

Ein schmaler Weg aus großen, unebenen Pflastersteinen führte zu einem alten Gemäuer, das in seinen besten Zeiten sicherlich einmal eine prunkvolle Villa dargestellt hatte. Jetzt aber versuchte das Gebäude eher schlecht als recht dem Verfall zu trotzen. Eingeschlagene Fenster und breite und hässliche Risse in den Wänden und den morschen Holzfenstern und -türen bezeugten, dass dieses Haus schon seit Jahren keine Menschenseele mehr gesehen hatte.

Blair Sandburg erschauerte es bei diesem Anblick. Er stieg aus dem Truck seines Partners Jim Ellison und schlug die Autotür hinter sich zu, ohne seinen Blick von dem Gebäude abzuwenden. Er fragte sich, wer in so ein Haus eindringen wollte. Und zudem noch an Halloween.

Jim und er hatten dieses Jahr Dienst am Abend des 31. Oktobers. Diese Arbeitszeit war im Police Department nicht gerade beliebt. Dies verwunderte niemanden, immerhin gab es in dieser Nacht viele Zwischenfälle. Zwar waren es meistens kleinere Belange, wie zum Beispiel Streitereien zwischen Betrunkenen, aber gerade diese banalen Fälle machten diesen Abend als Nachtschicht so unbeliebt für Polizisten, Feuerwehr und Sanitäter.

Normalerweise mussten sie sich in der Abteilung für Gewaltverbrechen nicht mit solchen Sachen auseinandersetzen, aber oftmals gingen an dem Halloween Abend viele anonyme Anrufe ein, die sich hinterher als Fehlalarm herausstellten oder übertrieben dargestellt wurden.

Jim und Blair machten gerade eine Art Kontrollrunde per Auto durch ein etwas volleres Viertel der Stadt, als sie die Anweisung erhielten, sich mal in der Harshstreet umzusehen. Diese Straße fand man in kaum einem Stadtplan, denn sie führte nur zu einem einzigen Haus, und das war, wie die Partner soeben feststellen mussten, eine verlassene Ruine.

Eine Hand auf seiner Schulter ließ Blair leicht zusammenzucken. Jim stand neben ihm und hatte ihm einen kurzen Klaps gegeben. "Hey, ich bin's nur", versicherte der Detective amüsiert. "Ich werde jetzt mal reingehen und nachsehen, was sich da drinnen tut. Du bleibst hier beim Wagen", befahl er wieder ernst.

"Das kommt überhaupt nicht in Frage." Blair schüttelte den Kopf, so ungern er auch in dieses Haus gehen wollte, er wusste, dass er als Backup seinen Platz an der Seite seines Partners hatte. "Ich komme mit dir. Und versuch erst gar nicht es mir auszureden. Wir haben schon oft genug gesehen, was daraus wird, wenn du ohne mich in ein fremdes Gebäude schleichst."

Jim seufzte. "Sandburg, die Zentrale sprach von einem Schusswechsel in diesem Gebäude. Das ist also kein Platz für dich, ok?"

"Nein, ich komme mit." Blair blieb hart. Er öffnete noch einmal den Wagen und nahm sich seinen Schal daraus. Die späte Oktobernacht führte eiskalte Windstöße mit sich, die Blair die Zähne schlottern ließ. Außerdem schnappte er sich schnell eine Taschenlampe aus dem Handschuhfach.

Mit einem leisen Knurren gab Jim schließlich nach. "Aber du bleibst die ganze Zeit hinter mir", zischte er seinem Partner zu und holte seine Pistole aus dem Halfter. Vorsichtig stieß er das Gatter zum Grundstück auf, das dabei laut quietschte.

Dann machten sie sich leise und sogleich zügig auf den Weg zum alten Gemäuer. Dabei versuchte der Detective so viele Deckungen wie möglich auszunutzen. Also liefen sie von einem verdorrten Baum zum nächsten und näherten sich allmählich dem Ziel.

Schließlich standen sie direkt vor dem Haupteingang. Jim hielt seinem Freund eine Hand hoch, was bedeutete, dass Blair kurz innehalten sollte. Sandburg wusste, dass der Sentinel nun mit seinem gestärkten Gehör prüfte, ob die Luft rein war.

Jim begutachtete das verrostete Schloss, mit dem die sicher ursprünglich robuste Haustür verschlossen war. Ohne ein Wort zu verlieren nickte Jim und deutete erneut per Handzeichen seinem Partner, er solle ein Stück auf Seite gehen. Nachdem Blair tat wie ihm geheißen wurde, trat der Detective die morsche Holztür ein, die dabei in mehrere Einzelteile zersplitterte. Vorsichtig spähte Jim hinein und hielt dabei schützend seine Waffe in die verschiedenen Richtungen.

Als er scheinbar zufrieden alles untersucht hatte, stiefelte er über die Überreste der Tür in einen großen Vorraum des Hauses. Blair folgte ihm sofort und blieb freiwillig hinter Jim in Sicherheit. Dieser Ort hatte etwas Gruseliges an sich und er war froh, sobald er hier wieder weg konnte.

"Was ist Sandburg, Angst vor Gespenstern?", flüsterte Jim fragend. Blair konnte an der Stimme seines Freundes erkennen, dass er sich erneut darüber amüsierte. Könnte er in dem hier herrschenden Dämmerlicht des durch den Fenstern scheinenden Vollmondes etwas sehen, würde er sicher ein Lächeln um Jims Mundwinkel erkennen können.

"Sehr witzig Jim." In der Zwischenzeit fingerte Blair an der Taschenlampe herum.

"Du glaubst doch nicht etwa an Geister?" Wieder hörte man, dass Jim sich darüber lustig machte, während er die Umgebung vorsichtig mit seinen Sinnen nach anderen Personen untersuchte.

"Hey, du hast doch auch schon einen Geist gesehen!", konterte der junge Wissenschaftler. Schließlich knipste er die Lampe an.

"Das war etwas anderes", entgegnete der Sentinel. Er musste an die Frau zurückdenken, die er einmal in einem alten Gebäude in einem Spiegel gesehen hatte. "Ich weiß nicht, wie ich das beschreiben soll, aber das war kein Gespenst im herkömmlichen Sinn."

Blair verdrehte die Augen und wusste, sein Kollege sah die Geste dank seiner übernormalen Sicht sehr gut. "Ich weiß nicht, was du willst. Du hast es mit deinen eigenen Augen gesehen!"

Jim wollte etwas erwidern, aber hielt inne, als er glaubte ein Geräusch von rechts gehört zu haben. "Pscht", zischte er und lief in die Richtung aus der das leise Klirren kam. Er zog Blair ein Stück mit und dieser blieb ihm daraufhin dicht auf den Fersen. Vorsichtig leuchtete er die anvisierte Richtung ab, konnte aber nichts finden, was die Aufmerksamkeit des Sentinels auf sich gezogen haben könnte.

Als die beiden eine Wand erreichten, hielt der Sentinel vorsichtig sein Ohr daran. Tatsächlich kam das Geräusch von hinter dieser Mauer.

"Was hörst du?", flüsterte Blair seinem Freund zu.

Dieser zuckte mit den Schultern, obwohl er wusste, dass Blair es kaum sehen dürfte. "Ich weiß nicht, es klingt wie eine Art Klirren. Wie Metall."

Blair lief ein leichter Schauer über den Rücken und schüttelte sich. Er beobachtete ihre dunkle Umgebung, obwohl er wusste, dass er dabei keine große Hilfe darstellte. Aber Jim konzentrierte sich auf ein Geräusch und somit musste er sich als dessen Partner um ihren restlichen Umkreis kümmern.

Schließlich hörte Blair hinter sich etwas, das klang, als würde Stein gegen Stein reiben, und drehte sich blitzschnell um. Er konnte nur noch beobachten, wie Jim hinter einer Mauer verschwand. "Sandburg?", hörte er den Sentinel nach ihm rufen bevor sich die Wand vollends verschloss.

"Jim!" Blair tastete eilig die ganze Mauer ab. "Jim, hörst du mich?"

Die Wand war eben, es gab keine tieferen Einkerbungen oder Erhebungen, die man hätte bedienen können, damit sich eine Art Geheimtür öffnete. Zumindest fand Blair keine. "Jim!" Er horchte aufmerksam und konnte seinen Freund nicht hören. Aber Jim musste ihn hören. Der Sentinel hatte vorhin auch etwas von der anderen Seite der Mauer gehört, also musste er ihn jetzt auch hören, oder?

"Jim, ich weiß nicht, wie du das gemacht hast. Aber vielleicht geht dieser Mechanismus von beiden Seiten aus. Versuch 's doch mal!"

Blair ging einen Schritt zurück und wartete ein paar Sekunden, aber es tat sich nichts. Ängstlich blickte er um sich und wünschte Jim wäre wieder hier. Alleine wirkte der Raum noch gespenstiger als zuvor.

Plötzlich begann das Licht der Taschenlampe zu flackern...




Jim konnte kaum so schnell reagieren, wie er sich plötzlich in einem anderen Raum befand - abgeschottet von seinem Partner.

"Mist", flüsterte er und suchte die Mauer, durch die er eben noch gegangen war, nach einem Hebel oder ähnlichem ab, der die gerade noch vorhandene Öffnung wiederherstellen könnte.

Seine durch seinen erhöhten Tastsinn sensiblen Finger fanden nichts Außergewöhnliches. Die Mauer war und blieb stumm. Nichts rührte sich.

"Verdammt!", fluchte er jetzt eine Tonlage lauter und trat verärgert gegen die Wand. Sein Partner war jetzt schutzlos auf der anderen Seite. Er hoffte, dass der Schusswechsel, wegen dem sie hier waren, nur wieder ein Fehlalarm war. So richtig beruhigen wollte ihn das allerdings auch nicht.

"Sandburg!" Er horchte vorsichtig, aber ohne Erfolg. Erst jetzt fiel ihm auf, dass er eigentlich gar nichts hörte. Wenn er sich darauf konzentrierte, konnte er seinen raschen Atem hören.

Vorsichtig versuchte er seinen Gehörsinn etwas hochzudrehen, wie es Blair ihm immer bildlich mit einer Art Bedienung beigebracht hatte. Es tat sich aber nichts.

Bevor er durch diese Mauer ging, hatte er den Wind draußen gehört, er konnte ja auch schließlich hören, wie hier etwas klirrte. Aber augenscheinlich war der Raum leer und er hatte sich vertan. Spielten seine Sinne verrückt?

"Blair?", rief er noch einmal laut nach seinem Freund, den er auf der anderen Seite der Wand zurückgelassen hatte. Wieso konnte er vorhin durch die Mauer hören und jetzt aber nicht mehr? Müsste er nicht Blair hören können? Normalerweise konnte er ihn durch drei oder vier Wände verstehen, wenn es sein musste. Aber nicht durch diese eine?

Plötzlich hörte er wieder das Klirren. Erschrocken drehte er sich blitzschnell in die Richtung, aus der es kam, und suchte den Raum nach etwas ab, das dieses Geräusch verursachen könnte. Oder zumindest irgendein Geräusch. Aber der Raum war leer. Es standen noch nicht einmal Möbel darin.

Allmählich wurde das Geräusch lauter. Funktionierte sein Gehörsinn demnach wieder? Aber Blair konnte er noch immer nicht hören. Vielleicht hatte sein Partner das Gebäude auch schon wieder verlassen und Hilfe gerufen? Das wäre eine Möglichkeit. Er hoffte, dass Blair genau das getan hatte, denn er hasste den Gedanken, dass sein Freund sich dort draußen alleine und schutzlos mit einem Schießwütigen befand. Er malte sich bereits aus, zu welchem Desaster das führen könnte.

Das Klirren kam näher und genau aus der Richtung, wo sich die einzige Tür befand, die weit offen stand. Wie ein Indianer schlich sich Jim lautlos an. Gespannt zielte er mit seiner Pistole in Richtung des Ausgangs, darauf gefasst, dass jeden Moment ein Angriff drohte.

"Polizei! Kommen Sie langsam mit erhobenen Händen heraus!", hörte er sich selber rufen. Die Worte hallten in dem leeren Raum wider. Aber eine Antwort erhielt er nicht. Das Geräusch bahnte sich unverändert seinen Weg zur Tür.

Er erreichte den Eingang noch vor dem Verursacher des Geräusches und positionierte sich eng an die Wand gedrückt, die am schlechtesten vom Flur aus einzusehen war.

Es konnte sich nur noch um Sekunden handeln und Jim musste hilflos mit ansehen, wie seine Hand, mit der er die Pistole hielt, vor Anspannung anfing zu zittern.

Es kam ihm jetzt so vor, als wäre das Klirren direkt neben ihm.

Plötzlich hörte das Geräusch auf. Der Sentinel wartete darauf, dass jeden Moment jemand um die Ecke kam. Er wartete einige Sekunden. Und schließlich bemerkte er kurze Zeit später, dass er sicherlich schon Minuten wartete. Sein Arm wurde langsam schwer. Er versuchte herauszufinden, ob er einen Herzschlag hören konnte, aber konnte keinen feststellen.

Vorsichtig und ganz langsam näherte er sich Zentimeter für Zentimeter der Türöffnung. Schließlich konnte er nicht mehr näher ran, ohne von einem möglichen Angreifer gesehen zu werden.

Jim zählte innerlich von drei rückwärts.

Drei - zwei - eins

Der Detective nahm Schwung und sprang in professioneller Weise vor die Tür - und landete somit direkt vor einem wildfauchenden Panther. Mit einem großen Satz nach hinten schreckte er instinktiv vor dem Raubtier zurück. Der schwarze Jaguar fletschte die Zähne und näherte sich auf seinen leisen Pfoten dem Sentinel. Die einzigen Geräusche, die er dabei von sich gab, war ein gefährlich klingendes Knurren... - und ein Klirren. Am Lederhalsband, welches das Tier trug, war eine Metallkette, an dem der Panther wohl einmal angebunden war. Das Ende der Kette schleifte jetzt bei jedem Schritt und Tritt des Tieres auf dem steinernen Boden hinterher und verursachte dabei ein laut klirrendes Geräusch. Das hatte Jim also gehört.

Jim musste sofort an seinen Spirit Guide denken, der auch ein schwarzer Jaguar war. War das hier also alles nur eine Vision? Träumte er? Gab es den Panther vor ihm nicht wirklich? Aber alles wirkte so realistisch...

Der Panther näherte sich weiter seinem Gegenüber. Sein angrifflustiges Verhalten untermalte er mit einem lauten Knurren, das dem Sentinel eine Gänsehaut bescherte. Das hier konnte einfach nur eine Vision sein. Wie sollte sonst eine Raubkatze in solch ein abgelegenes Gebäude kommen?

Auf der anderen Seite - sein Spirit Guide trug sonst nie ein Halsband geschweige denn eine Kette. Vielleicht war der Jaguar aus einem Zoo entlaufen? Und die Schüsse, die ihnen gemeldet wurden, waren vielleicht verzweifelte Versuche eines Mannes gewesen, das Tier einzuschüchtern. Möglich wär's. Vermutlich war es nur Zufall, dass ausgerechnet er hier einen Panther antraf.

"Liebe Mieze", versuchte Jim das Tier - und sich - zu beruhigen. Er unternahm nur langsame Bewegungen und überlegte, wie er am besten an der Raubkatze vorbei kommen sollte. Auf dem Weg, auf dem er hierher gekommen war, konnte er nicht wieder zurück. Somit blieb nur die Tür, die von der großen Gestalt der wilden Katze versperrt wurde.

Ruhig nahm er seine Waffe runter, aber war dennoch darauf gefasst, sie jeden Moment wieder benutzen zu müssen. Bei wilden Tieren war es wichtig, ihnen zu zeigen, dass man vor ihnen keine Angst hatte, und Jim versuchte dabei sein Bestes.

Allmählich tastete er sich in Richtung Ausgang vor und machte dabei ehrfürchtig einen großen Bogen um den Panther. Er achtete darauf, dass er immer dem Tier seine Hände zeigte und so kenntlich machte, dass er es nicht angreifen wollte. Leise sprach er auf den Jaguar ein, der tatsächlich allmählich anfing, sich zu beruhigen ...




Das Klicken, wie wenn eine Pistole entsichert wurde, ließ Blair aufschrecken. Ängstlich blickte er in alle Richtungen und versuchte einen Unterschlupf zu finden. Ganz offensichtlich war er nicht allein.

Langsam bahnte er sich einen Weg durch die Dunkelheit, da die Taschenlampe jetzt ganz den Geist aufgegeben hatte. Schließlich stieß er auf etwas Hartes. Vorsichtig tastete er den Gegenstand vor ihm ab, bei dem er vermutete, dass es sich um eine Kommode oder ähnliches handelte.

Jetzt konnte Blair Schritte hören, die auf ihn zukamen. Mit zusammengekniffenen Augen versuchte er den Ursprung des Geräusches zu erkennen, aber sah nichts als Schwärze um sich herum. In der Hoffnung, dass die andere Person in dieser Finsternis ebenfalls nichts sehen konnte, hockte er sich neben die Kommode und wartete darauf, dass der Fremde, den er noch immer auf ihn zukommen hörte, an ihm vorbei laufen würde.

Die Schritte wurden lauter und hallten in dem großen Saal wider. Vielleicht kam es Blair auch nur vor Anspannung vor, aber sie wurden auch langsamer.

*Klapp*

Blair atmete langsam und möglichst leise aus. Ihm kam es so vor, als ob es im ganzen Raum zu hören sein musste.

*Klapp*

Blair lief ein kalter Schauer über den Rücken und er zitterte am ganzen Körper. Er musste versuchen klar zu denken ...

*KLAPP*

Blair zuckte zusammen. Es hörte sich nun so an, als stände sein fremder Verfolger jetzt direkt neben ihm. Vielleicht hatte er Glück und blieb im Finsteren unentdeckt... Er wagte es nicht, sich zu bewegen. Wieder hielt er den Atem an. Langsam, ganz langsam hob er Millimeter für Millimeter seinen Kopf an, um zu sehen, was der Fremde machte oder vor hatte.

Der andere Mann stand im silbrigen Schein des Vollmondes, der durch eines der zerbrochenen Fenster schien. Zuerst schaute Blair nur auf die Schuhe. Dann wanderten sein Blick im spärlichen Licht langsam die Beine des Fremden hinauf, entlang der Hüfte, bis er schließlich den Oberkörper sah. Und nur wenige Augenblicke später erkannte er wage das Gesicht eines Mannes.

Er konnte vom Gesicht nicht viel sehen. Bis auf die Augen. Diese Augen glühten förmlich, so gut konnte Blair sie im Dunkeln ausmachen. Das Weiß stach so stark hervor, dass Blair bemerkte, dass der Fremde ihn anstarrte. Hätte Blair Jims Fähigkeiten, würde er das teuflische Lächeln des Mannes sehen können, dass sich hinter dem Leuchten der Augen versteckte.

Blairs Herz klopfte wie wild, so dass er glaubte, selbst der Mann vor ihm müsste es hören können. Er spürte, wie sein ganzer Körper im Rhythmus seines Herzschlages mitpochte.

Er öffnete den Mund und wollte in seiner Verzweiflung nach Jim rufen, obwohl er wusste, dass sein Freund ihn wahrscheinlich nicht hören würde. Doch im gleichen Moment beugte sich der Fremde hinunter und packte Blair an seinem Schal und seiner Jacke. Blair wollte sich wehren, er wollte gegen diesen eisernen Griff ankämpfen, aber er war starr vor Schreck, als er erneut in die Augen des Fremden sah. Sie spiegelten so viel Wut, Hass und Böses wider, wie Blair es niemals zuvor bei jemanden gesehen hatte.

Langsam und mit einer ungemeinen Ruhe hob der Fremde ihn an seiner Jacke hoch. Die Kraft des Fremden schien nicht ausgeschöpft, als Blair bereits auf eigenen Beinen hätte stehen können, denn der junge Anthropologe spürte, wie er vom Boden weiter hochgehoben wurde, bis er frei in der Luft schwebte. Schließlich sah er sich dem Gesicht des Fremden direkt gegenüber und sie blickten sich gegenseitig tief in die Augen. So nah war es für Blair leichter, das dämonische Grinsen zu erkennen, das die Mundwinkel des Fremden wie eine Maske umhüllte.

Dieses Grinsen versetzte Blair erneut in Panik und das Adrenalin, dass dadurch in ihm freigesetzt wurde, verleitete ihn zu einer Verzweiflungstat: Er trat mit all seiner zurzeit zur Verfügung stehenden Kraft in den empfindlichsten Bereich eines Mannes und hörte zugegeben mit etwas Genugtuung das entsetzte Geschrei des Fremden, der ihn sofort los ließ.

Obwohl Blair nur wenige Zentimeter über der Erde geschwebt hatte, hielten seine Beine dem Aufprall durch den Sturz nicht Stand und er fiel auf die Knie.

Der Fremde war noch immer damit beschäftigt, seinem offensichtlich sehr hohen Schmerz durch Geschrei und einem eigenartigen Getänzel Ausdruck zu verleihen, in dem er in allen Tonlagen und erdenklichen Ausdruckweisen Blair Rache schwörte.

Unterdessen hatte Blair nichts anderes im Kopf, als so schnell wie nur irgendwie möglich von diesem Kerl wegzukommen. Er richtete sich auf, nahm die Beine in die Hand und eilte in die Richtung, in der er den Ausgang vermutete.

Blair rannte um sein Leben.




Nachdem sich Jim gekonnt, wenn auch mit viel Mühe und Zeitaufwand, an dem Panther vorbeigeschlichen hatte, war es nun seine höchste Priorität, seinen Partner zu finden, der ja nach Jims Wissensstand immerhin allein einem Kriminellen gegenüber stehen könnte.

Er versuchte gerade herauszufinden, ob der Panther ihm in die dunklen Gänge folgte, als er ein tatsächlich sehr beunruhigendes und ungewöhnliches Geschrei hörte. Die Worte hinter diesem Gekeife konnte er nicht verstehen, aber wer auch immer so wie am Spieß schrie, hatte offensichtlich Schmerzen und war sehr wütend.

Da Jim mit Leichtigkeit ausmachen konnte, dass nicht Blair sondern ein Fremder diese fragwürdigen Geräusche machte, musste das bedeuten, dass sein Partner zum einen dort draußen nicht allein war und außerdem auch in Gefahr. Wenn der Kerl seine Wut nur halb so gut in Taten wie in Worten und Geschrei umsetzen konnte, dürfte Blair in größten Schwierigkeiten stecken...




Blair eilte in die Richtung, in der er den Ausgang vermutete. Hinter sich hörte er hastige Schritte, die allmählich näher kamen.

Tatsächlich hellte sich die Umgebung auf und Blair erkannte wage die zersplitterte Holztür, durch die er und Jim vorhin gekommen waren. Nur ungern ließ er seinen Partner zurück, aber er hatte keine Wahl. Er musste versuchen, den Wagen zu erreichen und dann Verstärkung anzufordern.

Als er endlich fast die Tür erreicht hatte, erkannte er mit Entsetzen eine Person, die draußen direkt davor stand und ihn regungslos anstarrte.

Genau in diesem Augenblick schob sich eine Wolke an dem Vollmond vorbei, die dessen milchige Strahlen Sekunden zuvor versperrt hatte. Daraufhin fiel spärliches Licht auf das grauenhaft entstellte Gesicht des Mannes vor Blair und es machte nicht den Anschein, als wollte er Blair den Weg freimachen. Vielmehr schien es, als verstellte er ihm absichtlich den Fluchtweg.

Blair hielt abrupt inne - zum einen vor Schreck vor dem Anblick, den der große, stämmige Mann mit dem eiskalten Blick ihm bot, und zum anderen, weil er erst kurz nach Luft schnappen musste. Er atmete mehrmals tief durch, denn er hatte das ungute Gefühl, dass er später kaum noch die Gelegenheit dazu erhalten würde.

Sein Kopf schnellte hilfesuchend in alle Richtungen, während er hinter sich die nun immer schneller nähernden Schritte wahrnahm. Glücklicherweise bewegte sich der Mann vor der Tür nicht und blieb starr und eisern wie eine Statue stehen, was Blair aber nur noch mehr irritierte. Blairs Daumen spielte nervös und unbewusst an der Taschenlampe herum, denn er hoffte noch immer, etwas Licht aus ihr herauskitzeln zu können. Gleichzeitig überlegte er angestrengt, welchen Weg er einschlagen sollte. Doch als die hallenden Schritte hinter ihm bedenklich nahe klangen, lief er einfach in die Dunkelheit, egal welche Richtung. Hauptsache weg von dem Mann, der wahrscheinlich soeben versucht hatte, ihn umzubringen, und von dem, der ihn angsteinflößend anstarrte, als wollte er ihn bei lebendigem Leibe und mit Haut und Haaren auffressen...


Zum 2. Kapitel


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