Teil 5


Als ich wieder aufwachte, war es bereits heller Tag.

In meinem Kopf breitete sich langsam ein pochender Schmerz aus und ich setzte mich nur ganz langsam und vorsichtig auf.

Was war überhaupt geschehen? Warum lag ich hier auf dem Boden?

Ich schloss meine Augen und versuchte, den Schmerz zu verdrängen und meine Gedanken zu ordnen.

Dann fiel mir alles wieder ein und es versetzte mir einen Stich in die Magengegend: Nicholas und dieser Skin! Sie hatten Maria! Und er hatte Sean angegriffen!

Schnell stand ich auf und bereute gleich darauf, so hastige Bewegungen gemacht zu haben. Alles drehte sich plötzlich und ich musste einen Moment still halten und warten, bis das Schwindelgefühl und die aufsteigende Übelkeit vorüber ging.

Ich atmete tief durch und ging dann in die Richtung, in der Seans Zimmer lag.

Die Tür stand offen und ich konnte sehen, dass er immer noch bewusstlos auf dem Boden lag. Ich beugte mich zu ihm hinunter. Sofort wurde das Pochen in meinem Kopf wieder stärker und so setzte ich mich lieber neben ihn.

Vorsichtig legte ich zwei Finger an seinen Hals. Der Puls war kräftig und regelmäßig.

"Gott sei Dank!" dachte ich und fasste ihm an die Stirn. Er war so blass und kalt!

"Sean!" sagte ich leise und hob seinen Kopf etwas an. "Sean! Wach´ auf! Komm´ schon!"

Plötzlich flatterten seine Augenlider und er stöhnte leise.

"So ist es gut!" sprach ich weiter. "Du musst aufwachen!"

Dann schlug er die Augen auf und es dauerte einen Moment, bis er seinen Blick auf mich richtete.

"Maria?" fragte er leise und setzte sich auf.

"Langsam!" sagte ich und stützte seinen Rücken so gut ich konnte.

"Was ist denn passiert?" Er fasste sich an seinen Kopf und blickte verwirrt umher.

"Erinnerst Du Dich an das, was letzte Nacht geschehen ist?" fragte ich.

"Ja! Da war dieser Junge... und dieser Kerl! Er hatte Jen in seiner Gewalt."

Ich nickte langsam, immer daran denkend, dass jede Bewegung die ich zu schnell ausführte die Kopfschmerzen verschlimmerte.

"Aber... was waren das für Leute? Und was für eine Waffe hatte dieser Junge?"

Ich wusste nicht, was ich ihm antworten sollte.

"Wir müssen die Polizei rufen." redete Sean weiter und stand langsam auf.

"Nein! Wir können niemandem etwas davon erzählen!" sagte ich sofort.

"Ich verstehe nicht... die haben Jen!"

"Ja. Aber ich weiß wer diese Leute sind und glaube mir: Wir dürfen auf keinen Fall die Polizei einschalten. Ich bitte Dich darum, niemandem ein Sterbenswort von dem zu erzählen was heute Nacht hier geschehen ist. Jen´s Leben hängt davon ab."

Er sah mich lange an und es kam mir vor, als könnte er vollkommen durch mich hindurch schauen.

"Na gut." sagte er dann. "Ich weiß zwar nicht, was hier gespielt wird, aber ich werde niemandem etwas sagen."

Erleichtert atmete ich auf und sah ihn dankbar an.

"Aber..." redete er dann weiter, "Ich bin ab jetzt bei der Sache dabei. Es gibt keine Chance, dass Du oder Deine Freunde mich davon abhalten. Was hier heute Nacht geschehen ist bestätigt alles, was ich mir seit dem Vorfall im UFO-Center zusammen gereimt habe!"

Sofort begann mein Herz zu rasen.

Sean war dabei gewesen, als Brody Davis im UFO-Center Max, Tess, Maria und Liz als Geiseln genommen hatte? *Was* genau hatte Brody damals alles gesagt?

"Und was hast Du Dir zusammen gereimt?" fragte ich mit zitternder Stimme.

"Was er damals gesagt hat ist wahr, oder?"

"Ich weiß nicht was Du meinst..."

"Maria, Du warst dabei! Verkaufe mich nicht für dumm! Warum hätte Liz mich zum Schweigen verdonnern sollen wenn da nicht was Wahres an der ganzen Geschichte ist? Und warum kann Tante Amy sich an nichts erinnern? Ich bitte Dich - sag mir endlich die Wahrheit!"

Ich starrte auf den Boden und konnte fühlen, wie ich langsam anfing, vor Anspannung zu zittern.

Was sollte ich Sean nur sagen? ´Hi - ich bin ein Alien! Ach ja, und nur nebenbei - ich bin nicht Maria sondern Jen in Marias Körper!´???

Ich wollte nur noch weg laufen und Tess bitten, Seans Erinnerung an letzte Nacht zu löschen.

Doch wenn ich ehrlich war wünschte ich mir gleichzeitig *so* sehr, dass er die Wahrheit erfuhr. Wer ich wirklich war. *Was* ich wirklich war.

Aber dies war nicht der Ort und nicht der Zeitpunkt dafür. Und ich konnte so eine schwerwiegende Entscheidung nicht alleine treffen. Unsicher blickte ich in Seans Augen die mich fordernd ansahen.

"Ich kann Dir nicht sagen was Du wissen willst, Sean."

Ich spürte bereits heiße Tränen aufsteigen und schloss die Augen. "Es tut mir leid."

Schnell drehte ich mich um und ging in Richtung Flur. Doch Sean nahm meinen Arm und hielt mich zurück.

"Das kannst Du nicht machen, Maria! Ich hänge jetzt auch in der Sache mit drin. Und ich will, dass Du weißt, dass Du mir vertrauen kannst."

Die ersten Tränen liefen meine Wangen hinab und ich drehte mich nicht zu ihm um.

Wie sehr hatte ich mir gewünscht, diese Worte aus seinem Mund zu hören "... ich will dass Du weißt, dass Du mir vertrauen kannst."

Ja, das war es was ich wollte: Ihm vertrauen und mich ihm öffnen. Doch erst, wenn ich tatsächlich wieder in *meinem* Körper und ich selbst war.

Ich nickte und zog meine Hand aus seiner. Dieses Mal ließ er mich gehen.

Ich rannte zur Haustür hinaus, ignorierte den pochenden Schmerz in meinem Kopf und schlug den Weg zu Michaels Wohnung ein.




Nachdem ich etwa 10 Mal gegen Michaels Tür gehämmert hatte öffnete er mir verschlafen.

"Maria?" fragte er und blinzelte. "Ähm, Jen! Was machst Du so früh hier?"

Dann sah er wohl, in welcher Verfassung ich mich befand - ich hatte den ganzen Weg geweint und nun stand ich zitternd vor seiner Tür und wusste nicht mehr weiter.

Was sollte ich Michael erzählen? Was sollte ich Sean erzählen? Was sollte ich allen anderen erzählen?

Es war alles meine Schuld! Wenn ich nicht in Roswell aufgetaucht wäre, dann wäre das alles nie passiert!

"Komm´ erst mal rein." sagte er mit sorgenvollem Gesicht und führte mich zu seiner Couch.

Ich setzte mich und ein neuer Weinkrampf überkam mich.

"Was ist los?" fragte Michael.

"Nicholas... er...er war hier! Heute Nacht!"

"Was ?"

Ich nickte und versuchte meine Tränen zu unterdrücken. "Er hat den Quader geortet und dann... dann hat er heraus gefunden dass Maria in meinem Körper steckt! Er hat sie mitgenommen!"

Sofort wurde Michael blass und er starrte mich geschockt an. Dann fuhr er sich mit den Händen durch die Haare und fing an, im Zimmer auf und ab zu gehen.

"Es tut mir so leid!" sagte ich.

"Ich werde ihn umbringen!" war alles, was Michael hervor presste.

"Michael..."

"Nein!" unterbrach er mich. "Sag´ jetzt nichts! Wenn mir dieser kleine Schweinehund jemals wieder begegnet werde ich ihn braten! Ich werde UV-Strahlen so bündeln, dass er nicht mal mit der Wimper zucken kann bevor seine Husk verkohlt!"

Er war so verzweifelt... ich konnte es regelrecht spüren. Seine Wut war nur eine Abwehrreaktion um seine Gefühle zu verbergen. So war er schon immer gewesen...

Maria war die einzige Person, der er jemals voll und ganz vertraut hatte - nur ihr hatte er sich geöffnet. Und nun dachte er wahrscheinlich, dass man ihm alles genommen hatte, was dem Leben hier auf der Erde einen Sinn gab.

"Wir müssen die anderen informieren." sagte ich schnell und blickte ihn mitfühlend an.

Er nickte und ging zum Telefon. Nach einem Moment sagte er:

"Max. Kommt alle zu mir. Schnell."

Er hatte mir den Rücken zugewandt und plötzlich drehte er sich so schnell zu mir um, dass ich erschrak.

"Was genau ist passiert?" fragte er. "Und erzähle mir jedes Detail!"




"Und das war alles, was er zu Dir sagte?" fragte Liz als ich den anderen ebenfalls alles erzählt hatte was in der Nacht geschehen war.

"Ja. Nur, dass er für "Maria" Verwendung gefunden hätte."

Alle bis auf Michael sahen mich mit sorgenerfülltem Gesicht an.

Michael war total in Gedanken versunken - doch dann sagte er:

"Was ist mit Sean? Was hast Du ihm gesagt, als er wieder aufgewacht ist?"

"Das ist ein anderes Problem..."

"Was meinst Du?" fragte Tess.

"Er wollte von mir wissen, ob das, was Brody damals im UFO-Center über euch erzählte, wahr ist. Und er sagte, dass er ab sofort bei der ganzen Sache dabei sein will weil er da jetzt auch mit drin hängt."

"Dann werde ich ihm einfach die Erinnerung von gestern Nacht löschen." schlug Tess vor.

"Nein." sagte ich dann. "Ich glaube, dass wir ihm vertrauen können und würde ihm gerne alles erklären wenn wir Maria wieder in Sicherheit gebracht haben."

"Niemals!" sagte Isabel in einem Ton, der mich zusammen zucken ließ.

"Ich bin auch der Meinung, dass er es endlich erfahren sollte." stimmte Liz mir mit fester Stimme zu.

"Das hier ist keine Abstimmung!" fuhr Isabel sie an. "Wir haben geschworen, dass keiner mehr erfahren darf, wer wir sind. Was weiß Sean schon? Nichts. Und so sollte es bleiben!"

"So einfach ist das nicht, Isabel." sagte Max. "Er hat gehört, was Brody im UFO-Center über Tess und mich sagte. Und dass da etwas Wahres dran ist muss ihm klar geworden sein als Liz ihn gebeten hat, nichts davon weiter zu erzählen. Außerdem hat er erlebt was letzte Nacht geschehen ist."

"Dann tun wir das, was Tess vorgeschlagen hat. Wir können so ein Risiko nicht eingehen, Max!" sprach sie weiter.

Plötzlich öffnete sich die Tür zu Michaels Wohnung und wir alle erstarrten.

Michael hob seine Hand.

Dann trat Sean herein und hielt einen Dietrich in seiner Hand.

In der Hitze unserer Diskussion hatten wir scheinbar nicht bemerkt, wie er die Tür geöffnet hatte.

"Es ist gar nicht übel ein Krimineller zu sein." sagte er und kam auf uns zu. "Es ist auch interessant, welche Gespräche ihr so lautstark führt, dass man sie bis auf den Flur hören kann."

Nun blickte jeder erschrocken zum Flur und Kyle setzte sich in Bewegung und schloss die Tür wieder.

"Was willst Du hier, Sean?" fragte Michael und nahm seine Hand wieder herunter.

"Ursprünglich wollte ich mich nur vergewissern, dass es Maria gut geht. Aber jetzt wollte ich die Entscheidung, ob ihr mir "die Erinnerung von gestern Nacht löschen" oder mir die "Wahrheit" erzählen wollt live mit erleben." sagte er trocken.

"Nun..." begann Isabel. "die Entscheidung fiel auf Ersteres."

Sie blickte zu Tess und diese schloss die Augen und fing an, Verbindung zu Seans Gedanken aufzunehmen.

"Nein!" rief ich. "Max hat noch nicht entschieden!"




Tess öffnete ihre Augen und blickte mich wütend an.

Sean fasste sich verwundert an den Kopf und schwankte.

"Wow!" sagte er "Was für Leute seid ihr eigentlich?"

Max ging langsam auf ihn zu.

"Du glaubst also, dass das, was Brody erzählt hat wahr ist?"

"Ja." antwortete Sean während er ihm fest in die Augen sah. Er wich nicht zurück - auch nicht, als Max nur wenige Zentimeter vor ihm stehen blieb.

"Dann zeige ich Dir jetzt die Wahrheit."

Max fasste an Seans Arm und stellte sofort eine Verbindung her.

Sean zuckte zusammen und schloss die Augen. Sein Atem beschleunigte sich und als Max ihn los ließ, stolperte er einige Schritte nach hinten und starrte ihn mit weit aufgerissenen Augen an.

Mein Herz pochte so heftig, dass ich dachte, jeder andere im Raum würde es hören können.

"Max! Wie konntest Du das tun?" schrie Isabel.

"Tess kann es immer noch rückgängig machen wenn er es nicht versteht." antwortete Max ruhig und beobachtete Sean.

Wir alle starrten ihn an. Er sah zu Boden und versuchte wahrscheinlich, das soeben Gesehene und Gefühlte zu verarbeiten.

"Was hast Du ihm gezeigt?" fragte Michael, der ebenfalls nicht glücklich über Max´ Entschluss war.

"Alles was er wissen muss um zu verstehen, was hier vor sich geht und wer wir sind."

Ich hörte, wie Isabel tief Luft holte um sich zu beruhigen.

Sean reagierte noch immer nicht und ich ging zu ihm hinüber.

"Bist Du okay?" fragte ich.

"Ja." hörte ich leise eine Antwort. Dann blickte Sean auf und sagte:

"Ich danke Dir, Max. Ihr könnt mir vertrauen. Ich verstehe jetzt alles. Und ich will euch helfen Jen zu befreien."

Enttäuscht blickte nun ich zu Boden. Max hatte ihm also nichts davon gezeigt, dass Maria nun in meinem Körper steckte.

Aber vielleicht hatte er recht gehabt es vor ihm zu verbergen. Vielleicht war es besser so...




"Ich kann einfach nicht glauben, dass Du mir die ganze Zeit nichts davon erzählt hast!" sagte Sean zu mir als wir einen kurzen Moment alleine waren.

"So etwas erzählt man nicht so einfach herum." antwortete ich kurz angebunden.

"Aber nach der Sache im UFO-Center hätte ich es von Dir erwartet!"

"Du hast nicht -"

Weiter kam ich nicht. Plötzlich schien mir Marias Körper nicht mehr zu gehorchen und ich fühlte, wie meine Beine nachgaben und ich fiel.

Auf dem Boden liegend rang ich nach Luft. Ich konnte Sean hören, wie er Marias Namen immer und immer wieder rief, doch es klang weit weg und ich konnte nicht antworten!

Dann empfing ich Gefühle und Eindrücke: Furcht, Verzweiflung, Kälte, Dunkelheit.

"Maria!" schoss es mir durch den Kopf und ich schloss die Augen. Sofort erschienen einzelne Bilderfetzen. Eine Höhle, Wasser, der Quader!

"Maria! Rede mit mir!" rief ich innerlich und wartete aufgeregt auf eine Antwort.

Doch nichts geschah... einen Augenblick später hörten die Bilder auf und ich fühlte, dass ich wieder die Kontrolle über Marias Körper hatte. Mein Atem wurde langsamer und ich öffnete die Augen.

Alle standen um mich herum und Max hatte seine Hand auf meiner Stirn liegen.

"Was ist passiert?" fragte er. "Ich konnte keine Verbindung zu Dir herstellen!"

Ich setzte mich auf und sagte: "Es war Maria! Sie hat versucht, mir etwas mitzuteilen. Wahrscheinlich wusste sie nicht genau wie, und deshalb hat es mich einfach überwältigt."

"Maria??? Aber Du bist doch..." hörte ich Sean sagen, doch Liz unterbrach ihn:

"Du warst über 20 Minuten bewusstlos!" sagte sie aufgeregt.

20 Minuten? Für mich schienen es nur einige Sekunden gewesen zu sein...

Michael unterbrach meine Gedanken:

"Was hat sie Dir gesagt? Geht es ihr gut?"

"Es tut mir leid, Michael... aber ich glaube, es geht ihr gar nicht gut."

"Dieses Schwein!" rief er plötzlich und ging vor mir in die Hocke. Er nahm meine Schultern in seine Hände und blickte mir fest in die Augen. "Was hat sie Dir mitgeteilt?


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