Disclaimer: Nix is mein ... blablabla
Dicker Knutscha an Sina für Betan! Alle übrig gebliebenen Fehler gehen voll und ganz auf meine Kappe
Rating (Teil 5): PG-13


Verlorenes Gewissen

von Anja

Beta-Read von Sinaida



Teil 4




Zum Weg der Erkenntnis führt oft ein Pfad des Leichtsinns.



Es gab aufgewärmtes Chili zum Abendessen. Es war das einzige, wozu Jim noch in der Lage war. Er stellte die Mikrowelle auf fünf Minuten und holte das kalte Bier aus dem Kühlschrank. Erschöpft ließ sich Jim schließlich neben Blair auf die Couch fallen, der auf den schwarzen Bildschirm starrte.
"Weißt du, die empathische Fernbedienung wurde noch nicht erfunden, Häuptling!"
"Telepathisch, Jim! Telepatisch! Empathie ist das Lesen der Gefühle, nicht der Gedanken!"
"Häuptling!", stöhnte Jim.
"Bitte, ich habe für so was keine Kraft mehr."
Er schloss die Augen und versuchte seine Gedanken etwas abzulenken. Er nahm die Fernbedienung vom Sofatisch und klickte durch die Kanäle.
"Pling" kam es aus der Küche und der Sentinel erhob sich.
"Komm schon, Mr. Troi! Mein Chili hat telepatisch mit mir gesprochen!"
Die einzige Antwort war ein tiefer wohliger Seufzer von seinem Guide. Es folgte ein leises Schnarchen und Jim schlich auf Zehenspitzen in die Küche und verteilte das Essen auf zwei Teller.
Kurz überlegte er seinen Freund einfach schlafen zu lassen. Doch er entschied sich dafür, seinem Guide das Essen nicht vorzuenthalten.
"Blair!", rief er vorsichtig. Als sich nichts rührte, lauschte er nach dem Herzschlag seines Freundes. Gleichmäßig klang es in seinen Ohren. Doch mit Unruhe bemerkte er einen plötzlichen Anstieg der Atmung und des Pulses.
"Sandburg!", sagte er lauter und ließ das Essen stehen.
Blair zuckte und warf den Kopf nach hinten. Sein Körper verkrampfte sich und rotes Blut rann aus beiden Nasenlöchern.
"Blair! Verdammt!"
Jim fasste seinen Freund an den Schultern und rüttelte leicht.
"Hm... Was?"
"Blair, alles in Ordnung?"
Besorgt überprüfte der Sentinel erneut die vitalen Werte seines Freundes und stellte erleichtert fest, dass Atmung und Herzschlag langsam wieder normales Level erreichten.
Blair starrte ihn mit großen Augen an, aus denen Verwirrung und Angst sprach.
"Was ist passiert?", wollte Blair wissen und wischte sich geistesabwesend das Blut aus dem Gesicht.
"Das wüsste ich auch gerne!", antwortete Jim schärfer als beabsichtigt.
"Keine Ahnung. Vielleicht hast du Recht. Ein paar Stunden durchschlafen und morgen sieht die Welt ganz anders aus."
Er stützte sich auf der Lehne ab und stand auf. Nach einigen Sekunden traute er auch seinen Beinen wieder und wankte in sein Zimmer.
"Was ist mit dem Abendessen?"
"Keinen Hunger!", hörte Jim seinen Freund murmeln. Hilflos blickte er auf die geschlossene Tür und hoffte, diese ganze verdrehte Sache mit einem erholsamen Schlaf beseitigen zu können.


Das Wetter hatte gute Laune und wer war Blair denn schon es ihm auszureden. Die Sonne schien warm auf das wachsende Gras neben dem Kiesweg und der junge Anthropologe kniff die Augen zusammen um nicht von dem grellen Licht geblendet zu werden.
‚Mann, es ist doch nur ein Haus!', schimpfte Blair über seine eigene Furcht.
Er betrat das Foyer und wurde von angenehmer Kühle und einem freundlichen Lächeln begrüßt.
"Mr. Sandburg. Richtig?"
Die junge Rezeptionistin sah ihn an und ihre Hand wanderte zu ihrem Gesicht um eine widerspenstige Haarsträhne aus der Stirn zu streichen. Ihre grünen Augen standen in einem seltsamen Kontrast zu ihren schwarzen Haaren und kleine Grübchen schmückten ihre Wangen.
"Richtig ... äähhh" er sah zur Sicherheit nochmals auf das kleine Namensschildchen "...Mandy."
Hastig streckte er die Hand aus.
"Nennen Sie mich Blair."
"Nagut, ...Blair.", lächelte sie etwas schüchtern.
"Ähm sind Sie wegen Mrs. Keneedy hier? Ich befürchte sie ist im Moment nicht...!"
"Nein, nein!", unterbrach Blair sie und schüttelte mit dem Kopf.
"Deswegen bin ich nicht hier."
Er sah sich kurz um.
"Ich... eigentlich bin ich nur an dieser Einrichtung interessiert."
"Einrichtung? Was...?"
"Geschichte!", unterbrach er sie erneut und wollte im Erdboden versinken.
"Ich meine, ich bin an der Entwicklung dieses Sanatoriums interessiert. Vielleicht bekomme ich Einsicht in alte Akten oder sonstige Dokumente."
"Hm und hat das eine besondere Bewandtnis, wenn ich fragen darf!"
Sie lächelte ihn wieder an.
"Äähhh...nein! Reine Neugier!"
"Nun ja, im Grunde gehören die Akten zum Datenschutz. Wir haben allerdings auch ein öffentliches Archiv. Es hat kaum mehr als Prestigefunktion."
Sie ging zum Telefon und wählte eine Nummer.
"Lassen Sie mich nur kurz meine Vorgesetzte darüber informieren."
Sie wandte ihre Aufmerksamkeit der Person am anderen Ende der Leitung zu und Blair sah sich um.
Eine Sekunden später kam Mandy auf Blair zu.
"Sie haben Glück! Wir haben zufälligerweise heute Tag der offenen Tür!", scherzte sie und Blair folgte ihr durch das verwirrende Labyrinth der Flure bis zu einer Tür mit der Aufschrift "Nur Personal".
Als Mandy endlich den passenden Schlüssel gefunden hatte, öffnete sich die Tür quietschend. Entschuldigend warf Mandy ihm einen Blick zu.
"Wir bekommen nicht oft Besuch der sich alte Zeitungsausschnitte ansehen will. Die meisten sind an den Bilanzen interessiert."
Sie lachte wieder und Blair fühlte sich angesteckt von ihrem Grinsen.
"Macht es Ihnen was aus wenn ich ein paar Fragen stelle?"
Er wartete bis sie das Licht angeknipst hatte und folgte ihr dann die Stufen hinunter in ein altes Kellergewölbe.
"Fragen Sie ruhig."
Die Treppe führte zu einem karg beleuchteten Flur. Das kalte Halogenlicht flackerte nervös in den alten Röhren und wirkte unheimlich in der spärlichen Umgebung.
Türen mit verschiedenen Aufschriften ließen sie hinter sich.
"Wie lange arbeiten Sie schon hier?"
"Etwa drei Jahre."
Sie wartete einen Augenblick um zu sehen, ob er an mehr Details interessiert war. Als er erwartungsvoll schwieg fuhr sie fort.
"Ich habe vorher als Krankenschwester in Memphis gearbeitet. Meine Eltern sind vor vier Jahren gestorben und es gab dort nichts mehr was mich hielt!"
"Das tut mir leid!"
"Es ist schon in Ordnung! Das ist lange her.", seufzte sie und winkte ab.
"Auf jeden Fall habe ich mich hier blind beworben und Voilá! Da bin ich."
Sie waren die letzten Meter nebeneinander gelaufen und sie deutete auf die letzte Tür.
"Da wären wir! Wollen Sie noch mehr wissen? Meine Schichtpläne, Gehaltsklasse, Telefonnummer?", plapperte sie vor sich hin und etwas verdutzt stand Blair im Flur und sah zu wie sie mit zitternder Hand das Schloss öffnete.
"Tut mir leid! Normalerweise bin ich nicht so...!"
"Reizend?", lachte Blair und folgte ihr in das Zimmer.
Und wieder fand ihre Hand den Weg zu ihren schwarzen, schulterlangen Haaren.
"Genau!"
"Da brauchen Sie sich nun wirklich nicht für entschuldigen!", beteuerte Blair.
"Wie lange gibt es dieses Sanatorium eigentlich schon?"
"Hm, soweit ich weiß wurde es im späten 19. Jahrhundert errichtet!"
"War es schon immer als Sanatorium gedacht?"
"Das weiß ich nicht so genau, aber genaue Daten können Sie in den Archivbüchern nachlesen!"
Sie deutete auf die Regale gefüllt mit unzähligen Ordnern und beschrifteten Kartons.
"Wenn Sie noch was brauchen sollten, ich bin oben! Ich werde nach her noch mal nach Ihnen sehen."
Sie drehte sich um und wollte die Tür hinter sich schließen als Blair ihr hinterher rief: "Ach Mandy... Wie steht es denn nun mit der Telefonnummer?"



Teil 5




Unter jedem Bett hockt ein Monster. In jedem Schrank verkriecht sich eine schreckliche Kreatur. Und in jedem Menschen steckt ein blutrünstiger Mörder.



Die Buchstaben begannen vor seinen Augen Hula zu tanzen und Blair nahm die Brille ab. Seine Lider rieben wie Sandpapier über seine Augen und er wunderte sich dass er dieses unangenehme Gefühl erst jetzt bemerkte.
Ein Blick auf die Uhr verriet, dass bereits drei Stunden vergangen waren. Er ordnete kurz seine Gedanken und wiederholte, was er bis jetzt herausgefunden hatte.
Erbaut während des Sezessionskrieges 1862 war das Haus ein Zufluchtsort für die Opfer des Bürgerkrieges gewesen. Ein Lazarett geführt von den Schwestern des St. Michaelis Orden. Die ersten 40 Jahre verliefen ohne große Zwischenfälle, zumindest soweit Blair das anhand der recht unvollständigen Dokumente ersehen konnte.
Doch mit Beginn des 20. Jahrhunderts begann eine Tragödie die andere zu jagen. Mysteriöse Todesfälle waren an der Tagesordnung. Ärzte die sich mit den eigenen Skalpellen die Halsschlagadern aufschlitzten, Krankenschwestern die die Treppen hinunterstürzten und sich das Genick brachen und mehrere rätselhafte Brände, die jedes Mal einigen Angestellte das Leben kosteten.
Soweit Blair es zurück verfolgen konnte gab es 1907 den ersten Todesfall. Damals war ein großer Rummel um den Vorfall gemacht worden.
Die Kopie eines alten Zeitungsausschnittes erlangte Blairs Aufmerksamkeit. Ein unscharfes Bild zeigte einen Mann mit strengem Schnurrbart und tiefliegenden Augen. Mehr war nicht zu erkennen da die Qualität der Kopie wahrscheinlich schon unzählige Kopien vom Original entfernt war.
Sie war handschriftlich auf den 11. August 1907 datiert. "Mord im Spital" war die dramatische Überschrift.

"Dank des mutigen Einsatzes der hiesigen Gesetzeshüter konnte gestern Frank Weenstein, der Mörder der unbekannten Jane Doe, gefasst werden. In seiner Obhut ertrank die junge Frau in einer Badewanne. Es gab genug Anzeichen für Missbrauch, die auf den Pfleger zurückzuführen waren. Nach dem Versuch, die Stadt mit dem Zug zu verlassen, wurde Frank Weenstein von Wachbeamten erkannt und in Gewahrsam genommen. Der Mann war seit mehreren Jahren geachteter Mitarbeiter im St. Michaelis Sanatorium und seine schändlichen Taten kamen erst durch den tragischen Tod der jungen Patientin ans Licht."

Mehr Informationen gab diese Kopie leider nicht her und Blair durchwühlte weiter die Stapel. Er brauchte nicht lange zu suchen, als ihm erneut das Foto des Mörders ins Auge fiel. Der Artikel war auf den 29. August 1907 datiert.
"Schicksal schlägt zurück!"
Blair rollte mit den Augen. ‚Haben die noch nie was von Objektivität gehört?'
Der Text war sehr undeutlich und Blair musste sich die Hälfte des Geschriebenen selber zusammenreimen. Offensichtlich war der Fall aufgrund von Verfahrensfehlern ‚das klingt nach heutigen Verhältnissen' eingestellt und Frank Weenstein wurde frei gelassen.

"Bei dem Versuch in das Sanatorium einzudringen ist er durch ein Kellerfenster eingebrochen. Seine Leiche wurde gestern früh von einer Krankenschwester entdeckt. Wie er in der Wäschemangel seinen Tod gefunden hat, wird wohl für immer ein Rätsel bleiben."

Blair las erneut über die drei Zeilen und schluckte.
‚Wie um Himmels Willen findet man seinen Tod durch die Wäschemangel im Keller eines Sanatoriums?'
Er starrte für einige Minuten weiter auf das Blatt Papier in der Hoffnung, es würde alle seine Fragen beantworten.
Doch das Blatt schien nicht zum Reden aufgelegt zu sein.
Frustriert begann Blair das Wirrwarr von Kopien und Zeitungsausschnitten zu sortieren und in die dafür vorgesehen Ordner zu verstauen.
Er nahm sich die neuesten Hefter vor und begann darin zu blättern. Weitere Todesfälle wurden beschrieben und hin und wieder ein paar Neuigkeiten wie "Neuer Direktor übernimmt Sanatorium" oder "Großzügige Spende kommt Patienten zugute".
Der letzte Todesfall lag erst etwa 15 Jahre zurück. Seitdem herrschte Stille und insgeheim begann Blair eine Statistik zu erstellen, mit welcher Wahrscheinlichkeit und wann der nächste Tote im knietiefen Ententeich entdeckt würde.
Ein Blick auf die Uhr katapultierte Blair in die Gegenwart zurück.
"Oh, verdammt!", fluchte er leise und hastig stopfte er die Blätter in die vorhergesehenen Ordner.
‚Jim wird mich umbringen', seufzte er.
‚Oder mich zu Wonderburger schleifen weil das Abendessen noch nicht fertig ist ... was eigentlich dasselbe ist'
Er sammelte seine Notizen zusammen und warf noch mal einen Blick auf das Archiv. Es war alles wieder ordentlich weggeräumt und Blair knipste das Licht aus.
Der Flur war noch erleuchtet und Blair blieb für einen Moment stehen und sah in Richtung Ausgang, der etwa 15 Meter entfernt war.
‚Nur mickrige 15 Meter', schimpfte er über seine absurde Angst die in dem Moment seine Brust in ein vakuumgefülltes schwarzes Loch verwandelte.
Einen Schritt hatte er schon geschafft und er näherte sich der vorletzten Tür... die vorhin noch nicht offen gewesen war.
‚Verdammt! Wieso passiert mir immer so was?', schimpfte Blair.
Hin und hergerissen zwischen seinen Optionen blieb er einen Moment stehen und entschied sich für die Variante 'Augen zu und durch'. Er schloss die Augen, machte ein paar Schritte in Richtung Ausgang und öffnete sie wieder. Und er stand inmitten des Zimmers, welches er eigentlich meiden wollte.
"Na wenn ich schon mal hier bin.', dachte er und sah sich um
Kalte Fliesen schmückten die Wände und es roch stark nach Chlor. Er rümpfte die Nase und betrachtete die Szene. Eine gefüllte Badewanne stand in der Ecke und der Hahn tropfte eigensinnig. Blair drehte sich um zur Tür und machte einen Satz Richtung Jupiter als ein großgewachsener Krankenpfleger im Türrahmen stand und ihn anstarrte.
"Ich... die Tür war offen!", verteidigte sich Blair.
Der Mann starrte weiter in seine Richtung und rieb sich mit der einen Hand die Fingerknöchel der anderen.
Irgendetwas kam Blair bekannt vor an dem Mann. Tiefliegende Augen und ein geschniegelter Schnurbart gaben dem Gesicht eine magere Erscheinung.
"J.D., J.D....!", murmelte der Fremde und schüttelte den Kopf.
"J.D?", murmelte Blair verwirrt und riss die Augen auf als der Mann näher kam... näher und näher.... und durch ihn hindurchlief.
Eine Sekunde lang blieb Blair mit offenem Mund wie erstarrt stehen. Er drehte sich um und in der verlassenen Badewanne saß nun ein Mädchen. Ihre Zähne klapperten und sie saß in dem Wasser, die Beine angewinkelt und die schmalen Arme um die zerschürften Knie geschlungen.
Verloren sah sie aus. Sie hob den Kopf und betrachtete den Pfleger, der seine Blicke lüstern über ihren nackten Körper gleiten ließ.
"Bitte nicht!", flehte sie leise. Blair wollte ihr zu Hilfe eilen, sie aus der Wanne heben, sie umarmen und ihr sagen dass alles gut werden würde. Doch er blieb stehen und beobachtete weiter das bizarre Geschehen.
"Du weißt, dass du bestraft werden musst, J.D.! Ich habe keine andere Wahl, das weißt du doch, nicht wahr!", seufzte er in einem Tonfall als würde er ein Liebesgedicht vortragen.
Das Mädchen gab wimmernde Laute von sich und rollte sich noch mehr zusammen.
Blair fühlte wie sein Mittagessen langsam die Schwerkraft überwand und schluckte. Sein Hals war trocken wie die Sahara.
Der Mann ging neben der Wanne in die Knie und strich dem Mädchen über das braune Haar. Sie zitterte noch stärker und gab ein seltsames Quieken von sich, das wie Schluckauf klang.
"Du weißt doch dass das zur Therapie gehört, nicht wahr, Liebling?", erklärte der Mann und umfasste die Arme des Mädchens um sie aus der Wanne zu heben. Das Mädchen erschrak und holte mit der Hand aus. Sie traf ihn im Gesicht und ein roter Striemen auf seiner Wange deutete auf lange Fingernägel hin.
Der Mann knirschte mit den Zähnen und erhob seine Faust. Mit voller Wucht traf er das Kinn des Mädchens und sie wurde gegen den Wannenrand geschleudert. Es gab einen lauten Knall als ihr empfindlicher Schädel gegen das harte Keramik schlug. Tiefrotes Blut vermischte sich mit dem hellen Wasser und ergab eine rosa Mischung. Benommen lag das Mädchen in der Wanne und der Sadist fuhr sich nervös durch die Haare.
"Wieso bist du so unkooperativ? Ich will dir doch nur helfen?", fragte der Mann und schüttelte traurig den Kopf.
Das Mädchen hatte die Augen geöffnet und sah ihn an. Ihre Lippen bewegten sich lautlos und sie konnte sich nicht gegen seinen stahlharten Griff wehren. Er zerrte an ihren Haaren und zog ihren Kopf unter Wasser.
Es ging alles so schnell. Das Wasser schwappte in großen Wellen über den Rand und badete den Fußboden in Blut und Wasser.
Als Blair sich seiner Umgebung wieder bewusst wurde war der Mann verschwunden. Die Badewanne stand noch immer in der Ecke, doch das Wasser hatte keine Ähnlichkeit mit der klaren Flüssigkeit. Eine undurchsichtige rote Brühe füllte das weiße Keramik und Blair trat vorsichtig näher.
Die Oberfläche war still und Blair konnte sein Spiegelbild darin erkennen. Es vermischte sich mit dem bleichen Gesicht des toten Mädchens. Ihre Augen waren geöffnet und blickten Blair anklagend an.
In einem Moment persönlichen Terrors griff Blair in die Badewanne in der sinnlosen Hoffnung das Mädchen aus ihrem Elend zu befreien, doch seine Hände trafen auf Luft.
"Blair!", hörte er Jims Stimme wie aus weiter Entfernung. Erschrocken wirbelte er herum und erkannte seinen Partner der mit besorgter Miene näher kam.
"Was tust du da?", wollte Jim wissen und kam näher.
"Alles in Ordnung?"
Verwirrt sah Blair sich um und als er erkannte wo er war, hob er die Hände vor sein Gesicht.
"Oh Mann! Jim!", sagte er mit zitternder Stimme.
"Blair, was ist los? Wir wollten uns schon vor zehn Minuten oben an der Rezeption treffen.", fragte Jim, zeigte mit der Hand zurück zum Ausgang und sah sich um. Sie standen in der großen Waschküche. Mehrere große Waschmaschinen standen an der einen Wand. Eine klobige Wäschemangel an der anderen.
In großen metallenen Wäschebehältern lagen Berge von Bettlaken, Handtüchern und Sanitärkitteln.
Blair reagierte mit einem verwirrten Blick in die Richtung seines Freundes und schüttelte verdutzt den Kopf.
"Lass mich raten, du wolltest das Kissen vor seinem furchtbaren Schicksal bewahren, in dem Waschwasser zu ertrinken?", scherzte Jim, doch sein Ton klang überhaupt nicht amüsiert.
"Haha, sehr witzig! Bist ein richtiger Witzbold, du hattest wohl wieder Kichererbsen zum Frühstück!", raunte Blair zurück und sah sich noch mal zappelig um, bevor er Jim aus dem Zimmer folgte.
Draußen im Flur kam ihnen Mandy entgegen, die ziemlich aufgeregt wirkte.
"Oh, Mr. Sandburg! Ich wollte ja eigentlich schon viel früher nach Ihnen sehen! Ich habe ganz vergessen dass sie hier unten sind. Die Patienten sind heute alle furchtbar verwirrt und anstrengend. Ich weiß gar nicht, wo mir mein Kopf steht.", rief sie aufgeregt.
Der Frau war es offensichtlich furchtbar peinlich, denn sie begann mit Händen und Füßen ihre Entschuldigung herunter zu rattern.
"Es tut mir soooooo Leid!", klagte sie.
"Wir haben vor ein paar Tagen einen neuen Physiotherapeuten eingestellt und einige Patienten scheinen nicht ganz mit dem neuen Mitarbeiter klarzukommen."
Sie standen noch immer im Flur und Blair hatte das Gefühl jeden Moment losstürzen zu müssen um nicht den Verstand zu verlieren. Sein Partner schien seinen Gefühlszustand zu bemerken und legte ihm eine Hand beruhigend auf die Schulter.
"Ist schon in Ordnung!", hörte Blair sich reden.
Unbeeindruckt entschuldigte sich Mandy weiter und hielt kurz nach dem vierten "Estutmirsooooooleid" inne, um auf die noch immer geöffnete Tür zur Wäschekammer zu blicken.
"Nanu?"
Sie war endlich abgelenkt und begann in ihrer Hosentasche nach etwas zu kramen.
"Eigentlich sollte die Tür abgeschlossen sein!"
Sie klapperte kurz mit ihrem Schlüsselbund bis sie den richtigen Schlüssel gefunden hatte.
"Die Tür war offen!", erklärte Blair.
Mandy sah ihn für einen Augenblick verwirrt an. Doch dann nahm ihr Gesicht einen bekümmerten Ausdruck an.
"Es tut mir wirklich sehr leid, Mister Sandburg.", wiederholte sie nun zum x-ten Mal und so gar nicht erfreut sah Blair ein amüsiertes Lachen in den Augen seines Partners aufblitzen.
"Mandy! Es ist schon in Ordnung! Wirklich! Und waren wir nicht eigentlich schon bei den Vornamen?"
Mandy reagierte mit einem verdutzten Blick, Jim mit einer erhobenen Augenbraue und einem unterdrückten Husten.
"Oh ja, natürlich... Blair!" Sie lächelte ihn erst vorsichtig an. Als Blair ihr Lächeln freudig erwiderte erhellte sich ihr Gesicht wieder.
"Allerdings schulden Sie mir noch etwas!"
Und wieder krauste sich ihre Stirn in konfuser Verwirrung.
"Die Telefonnummer!", grinste Blair schief und hob unschuldig die Schultern, als Jim ihn mit einem Blick auf die Uhr zurecht wies.


Zu den Teilen 6 und 7

Feedback an die Autorin

Zu Anjas Fanfiction-Seite