"Die Charaktere Jim Ellison, Blair Sandburg, Simon Banks, Megan Connor und einige andere gehören uns nicht. Die Rechte liegen für diese und der basierenden Fernsehserie bei Paramount Pictures bzw. Pet Fly Productions. Wir sind nicht daran interessiert hiermit Geld herauszuschlagen. Die Storys sind ausschließlich zum Vergnügen der Fangemeinde gedacht.
Wenn nicht anders gekennzeichnet, sind die Ereignisse aus "Die Wahrheit über den Sentinel" (letzte Folge) nicht miteinbezogen."

Ich möchte mich an dieser Stelle bei meiner Beta Readerin Fraggle bedanken. Sie hatte es mit meinen Storys nicht immer leicht. Ich hoffe man kann sie einigermaßen lesen. Sonst gut Unterhaltung.


Coming Home?

von Stefanie

Beta Read von Fraggle



Sandburg lief durch die Finsternis. Sein Leben war über seinem Kopf zusammengebrochen. Er blieb stehen und preßte seine Hände in die schmerzende Seite. Er war unbewußt ein Stück der Strecke gerannt. Blair versuchte wieder zu Atem zu kommen. In den letzten Monaten hatte er feststellen müssen, daß die Welt furchtbar grausam sein konnte. Die Menschen; denen er am meisten vertraut hatte, hatten ihn enttäuscht, ihn veletzt und sogar seinen Tod in Kauf genommen, nur um sich zu profilieren und ihre Macht zu festigen. Sandburg sah sich um, jetzt erst wurde ihm bewußt, daß er nicht wußte, wohin er gehen sollte. Mutlos ließ er sich auf eine Bank fallen. In Gedanken ging er ein Liste mit Bekannten durch, denen er noch vertrauen konnte. Dann machte er sich auf den Weg...

"Wer kann das jetzt noch sein?" murmelte Michael Smith vor sich hin. Es war schon spät, und er mußte noch Hausarbeiten korrigieren, die er bereits vor zwei Wochen eingesammelt hatte. Ihm kam die Störung gerade recht, denn er haßte diese Art der Arbeit am meisten. Schwungvoll öffnete er die Tür und war überrascht, daß Blair davor stand. Sie waren im gleichen Jahrgang. "Darf ich reinkommen", murmelte Sandburg "Sicher", meinte Michael zögernd und ließ: Kommt ihn eintreten. Er sah gleich das etwas mit Blair nicht stimmte. Doch zog er vor, nicht danach zu fragen. Blair würde es ihm erzählen, wenn die Zeit reif dafür war...

Sechs Monate später:
Sanft setzte die Maschine auf dem Rollfeld auf. Blair registrierte dies, nahm es gleichzeitig aber nicht wahr. Jim Ellison hätte ihn zwar sicher noch erkannt, aber sein Äußeres hatte sich doch verändert. Er trug sein Haar jetzt noch länger. Er hatte weiter an Gewicht verloren. Er wirkte beinahe krankhaft mager.
Bei einer Größe von knapp 1,75 m wog er selbst in klatschnassen Klamotten nur noch 55 Kg. Er war mit einem befreundeten Kollegen kurzfristig auf eine Expedition gefahren, mußte sie aber aufgrund seiner angeschlagen Gesundheit abbrechen. Er dachte nur noch daran, nach Hause zu fahren. Das war aber nicht mehr bei Jim. Er konnte nicht mehr zurück. Das Ereignis lag knapp ein halbes Jahr zurück. Bei Sandburg begannen die seelischen Wunden zu heilen...

Jim Ellison schreckte hoch. Seit knapp einem halben Jahr hatte er keine Nacht mehr durchgeschlafen. Langsam lehnte er sich wieder zurück. Sein Kopf schmerzte. Sein Mund war wie ausgedörrt. Er sah auf den Wecker. Es war gerade Mitternacht. Langsam stand Jim auf und lief in die Küche. Hastig trank er zwei Gläser Wasser. Danach begann er über seinen Traum nachzudenken. Er hatte wieder von einem Panther geträumt. Dieser war ziellos im Urwald herumgeirrt. Er schien etwas gesucht zu haben, war aber außerstande gewesen, es zu finden. Gleichzeitig war er aber verfolgt worden. Ihm war bewußt gewesen, daß er es vor seinem Verfolger finden mußte. Aber was nur? Immer wieder wurde er eingeholt und hinterrücks getötet. Dann erwachte er. Jim ging langsam in Blairs ehemaliges Zimmer. Es war so, wie Sandburg es verlassen hatte. Der Sentinel hatte gehofft, daß sein Guide zurückkehren würde. Doch die Tage waren ins Land gezogen und es hatte sich nichts getan. Jim hatte sich sogar an Sandburgs Mutter gewandt. Doch sie hatte ihm auch nicht helfen können. Er hatte sich schon lange nicht mehr bei ihr gemeldet. Jim beschloß, sich noch mal ins Bett zu legen und hoffte nicht zu träumen...

Am nächsten Morgen auf dem Revier. Simon musterte Jim mit leicht gerunzelter Stirn. Er machte sich Sorgen um seinen besten Mann. Er hatte Jim noch nie so erlebt. Jim und Blair hatten sich gut ergänzt. Durch Sandburg war Jim lockerer und offener geworden. Ellison begann zu sprechen. Simon erschrak als er seinen sehr ernsten Tonfall bemerkte. Er wirkte leicht abwesend. "Ich hab ein Problem, Simon." Banks ermunterte ihn mit einer Geste, weiter zu sprechen. "Ich verliere meine Sehkraft..."

Simon musterte Jim ungläubig. Etwas in ihm sträubte sich dagegen diese Aussage als war anzunehmen. Er wusste nicht was er sagen sollte. So musterte er Jim nur stumm, und griff schließlich zum Telefon...

Blair erreichte sein neues "Zuhause". Er war wieder in eine Lagerhalle gezogen. Seine Jacke zog er im Gehen aus. Nebenher sah er seine Post durch. Nichts, was sein Interesse erregen konnte. Danach sah er in seinen Kühlschrank, bis ihm einfiel, daß er nichts drin hatte. Langsam ging er zu seinen Schreibtisch. Er war zurück, hatte aber keinen Urlaub. Man hatte ihm mitgeteilt, daß er in zwei Tagen wieder Vorlesungen halten sollte. Er hatte noch einiges zu tun. Er setzte sich vor seinen Laptop. Sandburg starrt auf den noch schwarzen Bildschirm. Einige erinnerungen kamen in ihm hoch..

Rückblende
Blair kam auf dem Flughafen Cascade an. Er war müde und ihm war übel. Sandburg war einen Monat in Kanada gewesen, um seine Gedanken zu ordnen und sich darüber klar zu werden, was er in Zukunft tun wollte. Die Uni hatte ihm den Urlaub bereitwillig gegeben, denn vor allem der Dekan schien darauf bedacht zu sein, Gras über die Sache wachsen zu lassen. Müde fuhr sich Blair durchs Haar. Sein Freund Michael hatte ihm versprochen, sich um eine Bleibe zu kümmern und ihn vom Flughafen abzuholen. Sie hatten im vergangenen Monat ein paar mal telefoniert, und Smith hatte ihm berichtet, daß Ellison sich immer wieder nach ihm erkundigt hatte. Michael hatte ihm jedoch jedes Mal die Auskunft verweigert. Blair war zufrieden, er wollte mit seinem früheren Leben nichts mehr zu tun haben...

Michael wartete bereits ungeduldig auf Blair. Gemeinsam fuhren sie zu einer Lagerhalle. Smith hatte sie bereits einrichten lassen. Langsam wanderte Sandburg durch den riesigen Raum und sah sich noch das angrenzende Badezimmer an. Er sagte nichts, was bei Smith leichtes Unbehagen auslöste. Ihm war aufgefallen, daß Blair sehr blass war, doch scheute er die Frage, laut auszusprechen, was mit ihm los wäre...

Sandburg hatte seinen Rundgang beendet. Langsam ging er auf Michael zu. Dieser wich unweigerlich zurück. Ihn überkam eine Angst, die er sich nicht erklären konnte. Doch dann besann er sich wieder eines Besseren. Er hatte noch etwas für Blair. Langsam zog er einen weißen Umschlag aus seiner Tasche. "Dr. Berman sucht noch Leute für ein Forschungsprojekt in Peru...", als Blair nicht antwortete, sprach Smith hastig weiter:"Es wäre die Chance für Dich, Jim kann Dich dort sicher nicht aufspüren, und die Uni hat auch nichts dagegen..." "Du scheinst Dich ja gut infomiert zu haben", meinte Blair kalt und schnitt ihm damit das Wort ab. "Wann soll es losgehen", meinte er schließlich in einem versöhnlichen Tonfall. "Nächste Woche...", lautete Michaels knappe Antwort...

Im Krankenhaus. Jim saß beim Arzt. Dieser schüttelte den Kopf. Der Mann vor ihm war körperlich gesund, aber es entsprach den Tatsachen, daß er immer mehr sein Augenlicht verlor. Zur Sicherheit wollte er ihn erst einmal einweisen. Als Jim sein Zimmer erhalten hatte, unterhielt er sich wieder mit Simon. Er erzählte ihm von seinem Traum. Doch der war auch damit überfordert. "Sir, ich muß Sie um einen Gefallen bitten." "Was denn Jim?" "Sie müssen Blair finden, vielleicht stimmt ja etwas mit meinen speziellen Fähigkeiten nicht und dann kann mir kein Arzt helfen." Simon wußte, daß Ellison Recht hatte. Aber wie sollte er Blair nur finden?

Banks kam zurück ins Büro. Er war gereizt. Die Ärzte nervten ihn. Sie wußten nicht, was mit Jim los war und versteckten sich hinter hohlen Phrasen. Langsam sah er zum Telefon. Aber was war, wenn Sandburg sich gar nicht ungemeldet hatte? Er verwarf die Idee mit der Auskunft wieder. Ein Beamter kam in sein Büro. "Sir, da ist ein Mann, er fragt nach Blair"...

Simon reagierte sofort. "Schicken Sie ihn rein", meinte er nur. Dann widmete er sich kurz irgendwelchen Papieren. Schließlich merkte er, wie der Herr eintrat. Er war lässig gekleidet, mit Blue Jeans und einer Lederjacke. Seine Augen waren smaragdgrün. Er sah ihn an. "Ich suche Blair Sandburg", meinte er knapp. "Was wollen Sie von ihm?" "Das ist meine Sache", meinte er nur und verließ das Büro, als er bemerkte, daß er hier keine Auskunft erhalten würde...

Banks fuhr zum Krankenhaus. Dort erfuhr er, daß Jim inzwischen völlig erblindet war. Simon beschrieb ihm den Fremden. Doch Jim wußte auch nicht, wer diese Person sein könnte. Als Simon gegangen war, hing Jim seinen Gedanken nach. Wer war dieser Mann? Und was wollte er von Sandburg? Es war spät und Jim schlief ein.

Ein Panther rannte durch den Urwald. Er spürte die Gegenwart eines anderen. An einer Lichtung blieb er stehen. Dort sah er sich einem Geparden gegenüber. Beide verwandelten sich gleichzeitig. Aus seinem Gegenüber wurde der Mann aus Simons Beschreibung. Sie sahen sich an. "Was wollen Sie?", fragte er schließlich. "Ich bin wie Du, ohne Führer. Aber mir wird es nicht so ergehen wie Dir, ich werde mir einen neuen Guide suchen und zwar..."

Jim schreckte hoch. Er hatte etwas gehört. Vor seinem Bett stand eine unbekannte Person. Doch er ahnte es bereits. Es war der andere. "Sie sind auch ein Sentinel nicht wahr?", fragte er leise. Er hörte den Mann heftig atmen. Dann meinte er zögerlich "ja es stimmt". Dann meinte er mit fester Stimme. "Ich habe vor einiger Zeit ebenfalls meinen Guide verloren, und wenn ich nicht bald einen neuen finde, wird es mir wie Dir ergehen." Jim verstand, das würde alles erklären. Doch plötzlich wurde ihm eines bewußt. Was sollte aus ihm werden wenn dieser Mann sich seinen Guide schnappen würde? Wie auf Kommando meinte der Fremde: "Du mußt sterben Ellison..."

Ellison fühlte sich hilflos. Er war dem Fremden ausgeliefert. Er vernahm, daß sein Gegenüber eine Waffe zog. Er konnte hören wie er die Waffe entsicherte. Plötzlich ging die Tür auf. Es war Simon Banks! Jim erkannte ihn gleich am Zigarrengeruch. Er rief noch eine Warnung. Der andere Sentinel drehte sich um. Der Captain zog ebenfalls seine Waffe. Es entstand eine Pattsituation. Schließlich schlug der Sentinel zu und Simon verlor seine Waffe. Der Unbekannte nutzte seine Chance und floh, ohne sich umzudrehen...

Jim atmete auf. Simon hingegen fluchte leise vor sich hin. Sofort rief er die Kollegen und orderte auch gleich einen Schutz für James an. Das gefiel diesem wiederum nicht. "Sir, ich bin alt genug, ich brauch kein Kindermädchen", beklagte er sich. Worauf Simon nur meinte, daß jemand ihn beinahe umgebracht hätte. Danach verließ Simon das Krankenhaus wieder.

Banks fuhr am nächsten Morgen zum Campus. Am Abend hatte er noch alle Freunde von Blair angerufen, aber entweder wußten sie nicht, wo er sich aufhielt oder wollten es ihm nicht sagen. Vielleicht arbeitete er ja wenigstens noch an der Uni, dachte er in sich hinein. Dort angekommen wandte er sich direkt an den Dekan. "Ich bräuchte Ihre Hilfe", leitete er das Gespräch ein. Der Dekan nickte ihm aufmunternd zu und Simon fuhr fort. "Ich suche einen Ihrer Dozenten, sein Name ist Blair Sandburg." Der Dekan runzelte die Stirn. Langsam ging er an seinen Schreibtisch. Dort gab er einige Dinge in seinen Computer ein. "Sie haben Glück", meinte er schließlich. "Er hält sich zur Zeit in Cascade auf, normalerweise wäre er noch unten in Peru, aber er mußte wohl früher zurück." Der Dekan musterte Simon erneut. Dieser war aber mit der Auskunft noch nicht vollkommen zufrieden. "Wo finde ich ihn genau?", fragte er leicht genervt. "Nun, er müsste sich heute auf dem Campus befinden", meinte der Dekan. "Saal 15, wissen Sie, wo der ist?" Simon nickte und wünschte ihm einen guten Tag.

Als Simon gegangen war, griff der Dekan zum Telefon. "Hallo Thomas, ja ich bins. Hör mal, da hat gerade ein Polizist nach Blair gefragt. Ja, ich denke er war es. Er ist ebenfalls hinter ihm her, sieh Dich vor..."

Simon ging zum Hörsaal. Die Vorlesung war gerade zu Ende. Die Studenten verließen den Hörsaal. Sie waren alle noch in Gedanken und beachteten ihn nicht weiter. Banks ging hinein. Dort sah er Sandburg am Pult stehen. Trotz der Wärme des Sommers trug Sandburg ein langärmiges Hemd. Er war stark abgemagert. Der Captain stellte zu seinem Entsetzen fest, wie stark sich Blair verändert hatte. Als ob er die Blicke gespürt hätte, hob Sandburg den Kopf. Ein Sonnenstrahl fiel durch das Fenster und beleuchtete das müde, blasse Gesicht des einst so lebenslustigen Mannes. Langsam ging er auf ihn zu. "Hallo Blair, wie geht es Ihnen?" Sandburg sah weg und murmelte "gut". Doch sein Aussehen wiederlegten seine eigenen Worte. "Was ist nur aus Ihnen geworden, Blair?" Simon schüttelte den Kopf. Wie zur Antwort zog Sandburg seine Ärmel hoch. Banks stockte der Atem. Blairs Unterarme waren entstellt von lauter kleinen Schnittwunden und entzündeten Einstichen. In diesem Moment brach Blair zusammen...

Simon saß im Warteraum des Krankenhauses. "Ich kenne diesen Raum leider zu gut", dachte er in sich hinein. Blair war in einem schlechten Zustand. Die Ärzte meinten, daß er unterernährt wäre und vermutlich auf Entzug von einer Droge war. Er hatte es wahrscheinlich auf eigene Faust versucht. Banks seufzte. Er mußte mit Jim sprechen. Wie sollte er es ihm nur sagen? Jim würde sich sicher eine Teilschuld geben. Aber Simon konnte sich immer noch nicht erklären, warum Blair damals einfach gegangen war. Sie hätten das Problem doch gemeinsam lösen können. Der Arzt kam aus dem Behandlungszimmer. Sein Gesicht war ernst. "Es geht ihm besser, aber lassen Sie ihn jetzt schlafen." Simon nahm es zur Kenntnis und ging in die Richtung in der Jims Zimmer lag...

Ellison schlief gerade. Er wurde durch die Geräusche geweckt, die Simons Schritte verursacht hatten. Der klopfte leise an und trat ein. Simon hatte einen Geruch an sich, den Jim nicht einordnen konnte oder wollte. "Jim ich habe keine wirklich guten Nachrichten..." Jim unterbrach ihn: "Es hat mit Sandburg zu tun, nicht wahr?" Simon nickte und wurde sich dann der Sinnlosigkeit der Geste bewußt, weil Jim sie nicht sehen konnte. "Ich habe ihn getroffen, Jim." "Und wie geht es ihm?", hakte er nach. Banks wurde bewußt, daß er Jim nicht schonen durfte, daß er ein Recht auf die Wahrheit hatte. Simon wollte gerade mit seinen Ausführungen beginnen, als sie durch ein Klopfen unterbrochen wurden...

"Herein", rief Jim und bemühte sich um einen normalen Tonfall. Ein Arzt betrat das Zimmer, nach der üblichen Untersuchung verabschiedete er sich wieder. Ellison wollte endlich wissen was mit Blair war. Er konnte nicht verstehen das Simon schwieg. "Was ist mit ihm ?", fragte er schließlich müde. "Es geht ihm schlecht", meinte Simon. "Er nimmt Drogen und hat begonnen, sich selbst zu verletzen. Es ist vermutlich nur noch eine Frage der Zeit..." Banks sprach nicht weiter. Ellison konnte und wollte ihn nicht verstehen. "Bis was?", meinte er frustriert. "Bis zu seinem Suizid", meinte Banks schlicht...

Sandburg erwachte. Sein Körper schmerzte. Er war zornig, zornig auf seinen Körper, der ihn wieder einmal im Stich gelassen hatte. Langsam setzte er sich auf. Er hätte vielleicht doch ein Stück Brot zum Frühstück essen sollen. Aber jetzt war es zu spät. Langsam sah er sich im Krankenzimmer um. Man hatte ihn an den Tropf gehängt. Blair betrachtete die Nadel in seinem Handrücken nachdenklich. Er wollte schon danach greifen, als es an der Tür klopfte...

Jim war zornig, wie konnte Simon nur so etwas von Blair behaupten? Er konnte es einfach nicht glauben. Banks war gegangen. Was Jim nur recht war. Er hatte sich anschließend aus dem Bett begeben und irrte durch das Krankenhaus. Er mußte Blair finden. Dabei war er nicht einmal auf seine ausgeprägten Sinne angewiesen. Ein Punkt zog ihn magisch an. Schließlich fand er das Zimmer, aus dem Inneren drangen Stimmen. Eine gehörte eindeutig Blair. Doch sie klang irgendwie schwach. Er hätte sie beinahe nicht erkannt. Die andere Stimme war ihm ebenfalls vertraut. Es war die des fremden Sentinels. Auf einmal überkam ihn eine Wut, die er an sich noch nie gekannt hatte. Es war sein Guide. Ihm fiel kein Wort ein, mit dem er es hätte beschreiben können, was er genau empfand. Ohne anzuklopfen betrat er das Zimmer...

Die Situation, die dadurch entstand, war nicht einfach. Vor allem für Blair. Er wusste nicht wie er reagieren sollte. Der andere Mann hatte ihm gerade sein Anliegen vorgetragen. Sein Name war Thomas und er war wie Jim ein Sentinel und benötigte seine Hilfe. Er hatte ihm die Problematik geschildert, und Blair hatte sich gefragt, ob es Jim genauso erging. In diesem Moment war dieser ins Zimmer getorkelt. Blair war aus dem Bett gesprungen und wäre beinahe zusammengebrochen. Thomas zog eine Waffe. Er schrie: "Das ist mein Guide! Verschwinde, Du Bastard!" Er wollte abdrücken, aber Jim hatte dank seiner Fähigkeiten schnell reagiert. Durch sein feines Gehör konnte er die Waffe ungefähr lokalisieren und sie weggeschlagen. Beide standen sich gegenüber. Sandburg hatte sich wieder gesammelt. "Ich bin nicht Euer Eigentum!", schrie er. "Haut ab!" Mit diesen Worten rannte Blair aus dem Krankenzimmer und ließ zwei verzweifelte Sentinels zurück...

Blair kam nicht weit. Der monatelange Drogenkonsum, das Hungern. Er brach vor dem Krankenhaus zusammen. Er begann zu weinen. Was sollte nur aus ihm werden? Er konnte sich doch nicht einen Auswählen und dem anderen seinem Schicksal überlassen. Und was war mit Jim? Immerhin waren sie doch Freunde gewesen, vielleicht waren sie es immer noch. Aber durfte er deshalb einen Fremden verdammen? Sandburg schloss die Augen. Durch langsames, gleichmäßiges Atmen versuchte er seine Fassung wiederzuerlangen. Doch eine Gewisse Anspannung blieb. Blair begann zu zittern, auf einmal überfluteten ihn eine Reihe von Bildern. Er konnte sich nicht dagegen wehren. Doch die Bilder waren zerhackt, sie ergaben keinen Sinn. Er sah einen Wolf, der sich in einen Abgrund stürzte, Ellison der seine Hand gegen ihn erhob... Blair meinte schon, in der Flut der Bilder ertrinken zu müssen, als ihm ein Passant seine Hand auf die Schulter legte. "Alles in Ordnung?", meinte dieser besorgt "Nein", meinte Blair schwach er versuchte sich hochzustemmen. Der erste Versuch mißlang. Der Passant bekam es mit der Angst zutun. Er wollte bereits ins Krankenhaus laufen als Blair endlich auf die Beine kam. Torkelnd machte er ein paar Schritte. Dann kehrte wieder etwas Kraft in seinen Körper zurück. "Ich schwöre, es geht mir gut", meinte Blair wieder. "Bitte rufen Sie mir nur ein Taxi." Der Passant kam der Bitte nach. Doch ganz wohl, war ihm bei der Sache nicht..

Im Krankenzimmer herrschte eine merkwürdige Spannung. Thomas und Jim belauerten sich mißtrauisch. Schließlich ging die Tür auf. Eine Krankenschwester und Simon standen in der Tür. Beide blieben mit offenen Mündern stehen als sie die beiden Männer erblickten. "Sie müssen mir einiges erklären, meine Herren..."

Jim war wieder zurück in seinem Zimmer. Es war ihm, als ob er schweben würde. Alles um in herum, alle Geräusche, schienen ineinander zu laufen. Simon kam, Jim wollte etwas sagen, verlor aber das Bewußtsein. Simon betrat das Zimmer und merkte sofort, daß etwas nicht in Ordnung war. Er hatte vorher die Situation aufklären wollen, aber er hatte gleich gemerkt, daß es ihm nicht möglich gewesen war. Deshalb hatte er dafür gesorgt, daß sie Jim auf sein Zimmer brachten. Dann wandte er sich an Thomas. Doch dieser war auf einmal schreiend zusammengebrochen. Sofort hatten sich Ärzte um ihn gekümmert. Nach einer eingehenden Untersuchung hatten sie festgestellt, daß er fast von einer Sekunde auf die andere taub geworden war! Und das ohne körperliche Ursache! Diese Erkenntnis wollte Banks nun Jim mitteilen. Langsam trat er an dessen Bett. Dieser reagierte in keiner Weise. Simon rief einen Arzt...

Banks war unterwegs. Im Krankenhaus hatte er nichts für Ellison tun können. Blair war verschwunden, aber Simon hatte einen Freund von Sandburg so lange bequatscht, bis er mit der aktuellen Adresse rausgerückt war. Er überprüfte noch einmal die Nummer auf dem Papier. Es handelte sich um ein Lagerhaus im nicht gerade besten Viertel von Cascade. Sein Name stand nicht an der Tür, aber irgendwie spürte er, daß er den Gesuchten hier finden würde. Er klopfte an. Aus dem Inneren kam keine Antwort. Simon versuchte die Tür zu öffnen, sie war nicht verschlossen. Langsam trat er ein...

Seine Augen mußten sich erst an das Halbdunkel gewöhnen. Im Inneren des Zimmers leuchteten viele Kerzen. Banks ging darauf zu. In der Mitte saß Sandburg. Seine Augen waren geschlossen, und er war in Trance. Langsam kam er zu sich. Er sah ihm in die Augen. Und Simon erschrak, weil in diesem Blick kein Leben lag. Trotzdem versuchte er sich normal zu geben, als er ihn ansprach: "Hallo Blair, was machen Sie hier?" Er bekam von Blair die trockene Antwort, daß er hier wohnen würde. Dann meinte Blair plötzlich: "Wie geht es Jim?" Seine Stimme zitterte leicht. "Es geht ihm schlecht, er liegt im Koma..." Doch er kam nicht dazu, weiter zu sprechen. "Und Sie erwarten jetzt, daß ich irgend etwas unternehme, stimmts?", schrie Sandburg. "Aber das werde ich nicht tun, ich kann einfach nicht mehr, ich..." Dieses Mal wurde er von Simon unterbrochen. Er wusste nicht, ob es die Sorge um Jim war oder die Wut über Sandburgs Zustand oder dessen Trotz. Aber irgend etwas veranlaßte ihn dazu, Sandburg eine Ohrfeige zu geben. "Blair, Sie benehmen sich wie ein kleines Kind. Erst sind Sie weggelaufen, aus mir nicht erklärlichen Gründen, und jetzt verweigern Sie einem Ihrer besten Freunden die Hilfe. Was ist nur mit Ihnen passiert, Mann? Wollen Sie sich lieber weiter zu Grunde richten, na denn viel Vergnügen..." Mit diesen Worten verließ Simon Sandburg. Beim Hinausgehen fragte sich Simon, was aus Blair werden sollte, aus ihm und Jim...

Blair war den Tränen nahe. Wie konnte Banks nur so etwas behaupten, woher nahm er sich das Recht? Er versuchte in sich zu kehren, aber es gelang nicht. Die Ruhe stellte sich nicht ein. Er wußte, daß Jim verloren war. Seine Ausbildung zum Sentinel war noch nicht abgeschlossen, deshalb ging es ihm auch so schlecht. Aber was konnte er schon tun? Langsam ging er seine Aufzeichnungen durch. Dann wußte er, was er zu tun hatte...

Simon war nicht direkt zu Jim gefahren, sondern wollte mit Thomas sprechen. Langsam näherte er sich seinem Krankenzimmer, als er von Drinnen Schreie hörte. Er rannte ins Zimmer. Thomas schrie, aber da er sich nicht hören konnte, hörte es sich unartikuliert an. "Nein nein...", schrie er. Simon versuchte ihn zu beruhigen, doch Thomas war außer sich. Er sah Simon ein letztes Mal in die Augen. Banks konnte diesen Ausdruck lange nicht vergessen, es war wie als ob aller Schmerz dieser Welt darin lag. Dann rannte Thomas zum Fenster und sprang durch die Scheibe hinaus...

Blair lief durch das Krankenhaus. Keiner hielt ihn auf. Das Problem mit Thomas war gelöst, jetzt mußte er sich um Jim kümmern. Er wollte nicht, daß er starb! Langsam lief er zur Intensivstation. Da er sich so zielstrebig bewegte, kam niemand auf die Idee, ihn aufzuhalten. Hinzu kam, daß an diesem Abend viel auf der Station los war, und so die Schwestern gar nicht in der Lage waren, in jedes einzelne Gesicht zu sehen. Sandburg betrat das Zimmer. Er verschloß die Tür. Dann sah er sich im Zimmer um. Dann sah er sich im Zimmer um und begann, Kerzen aufzustellen und das Licht zu löschen. Die Kerzen dienten zu seiner Konzentration. Als diese Art der Vorbereitung abgeschlossen war, zog er sein Hemd aus. Dann zog er Dinge aus einer Tasche, die er mit sich führte. Eine Spritze, eine Ampulle und einen Dolch. Er atmete tief durch. Er hatte die Regeln des Rituals genau studiert, doch fiel es ihm sehr schwer. Er wußte nicht, ob er wirklich noch Jims Guide sein wollte. Doch für solche Gedanken war es zu spät. Sandburg nahm die Spritze in seine Hand. Langsam zog er die leicht milchige Flüssigkeit auf. Die früheren Schamanen hatten sich in einen Rauschzustand versetzt, weil diese Ebene nicht durch reine Meditation erreichbar war. Blair seufze. Er spritzte sich das Mittel. Sofort legte sich ein leichter Schleier über seine Pupille. Danach griff er zum Dolch, er hatte noch viel zu tun...

Simon lief zu Jims Krankenzimmer. Er wollte nach seinem besten Mann sehen. Doch als er die Tür öffnen wollte, hörte er aus dem Inneren Schreie. Es war Jim, der schrie. Simon rief nach der Schwester, die holte Hilfe. Die Tür wurde aufgebrochen. Simon stürmte hinein. Jim schrie nicht mehr. Er saß aufrecht im Bett. Sandburg lag am Boden. Er hatte sich die Pulsadern aufgeschnitten. Die Schwester lief zu ihm und eine Hektik entstand im Zimmer. Ellison sprang aus dem Bett, er wollte zu Sandburg. Aber die Schwester hinderte ihn daran. Simon führte ihn aus dem Zimmer. Erst jetzt fiel beiden die Symbole auf, die Jim auf der Brust, den Armen und den Fingern hatte. Sie waren mit Blut gezeichnet. Jim erschauderte: "Sein Blut klebt an meinen Händen. " Simon konnte daraufhin nichts erwidern. Jim sah wieder hinab auf seine Hände. Er trug ein kleines Schmuckstück. Es war aus feinen Holzspänen, und wurde durch einen feinen Lederfaden zusammengehalten. Es war mit Blut getränt...

Sie unterhielten sich lange. Simon und Jim. Es drehte sich um Blair und Thomas. Ellison konnte nicht glauben, daß der andere Sentinel Suizid begannen hatte. Wie war es nur so weit gekommen? Eine Krankenschwester kam. Sie überbrachte den beiden die Botschaft, auf die sie gewartet hatten...


Wird fortgesetzt in Into the Dark

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