"Die Charaktere Jim Ellison, Blair Sandburg, Simon Banks, Megan Connor und einige andere gehören uns nicht. Die Rechte liegen für diese und der basierenden Fernsehserie bei Paramount Pictures bzw. Pet Fly Productions. Wir sind nicht daran interessiert hiermit Geld herauszuschlagen. Die Storys sind ausschließlich zum Vergnügen der Fangemeinde gedacht.
Wenn nicht anders gekennzeichnet, sind die Ereignisse aus "Die Wahrheit über den Sentinel" (letzte Folge) nicht miteinbezogen."

Das ist der letzte Teil meiner kleinen Trilogie, ich hoffe sie hat Euch gefallen. Ich möchte mich an dieser Stelle noch mal bei meinem Beta Reader Fraggle bedanken.


DIE DÜSTEREN GEDANKEN
ERTRINKEN IM MEER AUS TRÄNEN
TRÄNEN AUS DEM TIEFSTEN ABGRUND
TRÄNEN
TRAUER
TOD

ERLÖSCHE DIESES QUALVOLLE LEBEN
ERLÖSCHE DAS FEUER DAS MEINE SEELE VERBRENNT
ERLÖSCHE DIE TRÄNEN DIE FLIESSEN OHNE END'
DIE TRÄNEN DIE VERGESSEN WERDEN IM TOD

VERGESSEN
VERRATEN
VERLOREN
VERDORBEN
VERSTORBEN

LIEBER TOD SCHENK MIR DIE STILLE
DIE KÄLTE DEINER HÄNDE
DIE LEERE DEINER AUGEN
DEN FRIEDEN TIEF UNTER DER ERDE
IN DES TEUFELS FEUER WILL ICH EWIGLICH BRENNEN
(Verfasser unbekannt)


Into the Dark

von Stefanie

Beta Read von Fraggle



Jim stand am Fenster. Er sah hinaus in den Regen. Doch er nahm seine Umgebung nicht war.

Simon saß auf der Couch. Nachdenklich beobachtete er seinen besten Mann, was er sah, gefiel ihm nicht. Sandburg war immer noch dabei, sich zugrunde zu richten. Und er zog Jim langsam aber sicher mit sich in den Abgrund. Vor Simons Augen liefen die letzten zwei Wochen wie ein Film ab.

Man brachte sie ins Krankenzimmer von Blair. Dessen Augen waren geschlossen, aber ein langsames Heben und Senken der Brust verriet, daß er noch lebte. Plötzlich schlug Blair die Augen auf. Er sah sie an, aber sein Blick war leer...

Eine Woche später wurde er auf eigenes Risiko entlassen. Simon konnte nicht glauben, daß dies die Ärzte wirklich zuließen. Der Mann war immer noch psychisch labil, aber das schien der hinzugezogene Psychiater nicht einmal zu bemerken..

Simon bestand darauf, Blair nach Hause zu fahren. Auf dem Weg zum Wagen musterte er ihn von der Seite. Als ob er es spürte, erwiderte Blair den Blick. Seine Blicke waren eiskalt und sagten soviel wie "Sieh Dich vor"...

Simon stand auf. Langsam ging er auf Ellison zu. Er wollte seinem Freund ins Gewissen reden, doch dieser hatte sich bisher ihm gegenüber immer verschlossen. Jim wollte nicht sehen wie es um Blair stand. Banks begann das Gespräch: "Jim wir müssen reden", Ellison drehte den Kopf, als Zeichen dafür, daß Simon seine ungeteilte Aufmerksamkeit hatte. Dieser sprach weiter: "Wie soll es mit Ihnen und Blair weitergehen?" Jim erwiderte nichts, doch seine Miene sprach Bände. Er wollte sich nicht mit dem Thema befassen, und das konnte Simon nicht verstehen. Es ging immerhin um ihn, um seine und Blairs Zukunft! Er ließ Ellison stehen und verließ die Wohnung..

Am nächsten Morgen. Simon Banks saß in seinem Büro. Er hatte die ganze Nacht nicht geschlafen und war dementsprechend verstimmt. Hinzu kam, daß er sich mit Dokumenten beschäftigte, die nicht gerade in sein Fachgebiet fielen. Es handelte sich um Professor Sinclairs letzte Arbeit. Es klopfte: "Herein", meinte Simon knapp. Ein älterer Herr trat herein. Simon erkannte ihn erst auf den zweiten Blick. Es handelte sich um Dr. Bettelheim, einen alten Bekannten und anerkannten Psychologen. Sie begrüßten sich überschwänglich. Nachdem der Doktor Platz genommen hatte, begann Banks sein Problem zu schildern..

Ellison kam an diesem Morgen zu spät zum Dienst. Das war ungewöhnlich für ihn, aber die Kollegen wagten nicht, Jim nach dem Grund zu fragen, da er in letzter Zeit immer sehr aggressiv geworden war. So beließen sie es dabei, die Köpfe zu schütteln.

Jim ging zu seinem Schreibtisch. Nachdenklich sah er seinen Eingangskorb durch. Eine Notiz von Simon lag darin, darauf stand:

Kommen Sie bitte heute Nachmittag um 15.00 Uhr in mein Büro

Simon Banks

Ellison runzelte die Stirn. Er konnte sich vorstellen was Banks wollte, doch wollte er es nicht wahrhaben. Am liebsten würde er gerne das gesamte Thema vergessen und es aus seinem Leben streichen...

Sandburg erwachte aus einem unruhigen Schlaf. Daran war nur das Scheißzeug schuld, Blair nahm sich vor, weniger von dem Stoff zu nehmen, aber er war darauf angewiesen. Langsam ging er ins Badezimmer. Dort betrachtete er die Verbände an seinen Unterarmen. An einem war zusätzlich eine Schiene angebracht. Er hatte so tief geschnitten, daß er dabei eine Sehne verletzt hatte. Doch das war bereits Schnee von gestern. Er hatte große Pläne, und Jim spielte dabei eine nicht unbedeutende Rolle. Sandburg lächelte. Doch seine Augen wirkten leblos. Im Spiegel sah er nicht sich selbst, sondern einen toten Panther..

Simon saß wieder alleine in seinem Büro. Der Doktor hatte ihm sehr weitergeholfen, denn die Arbeit des Professors war sehr schwierig zu lesen, vor allem für einen Laien. Banks seufzte, es sah nicht gut aus für Blair. Sein Freund hatte ihm erzählt, was der Professor vermutlich mit Blairs Psyche angerichtet hatte. Das beunruhigte ihn sehr. Simon sah auf die Uhr. Bis zu seinem Treffen mit Ellison hatte er noch zwei Stunden Zeit. Er wollte vorher mit Blair sprechen, aber er zweifelte daran, daß es etwas nützen würde...

Ellison lief durch die City von Cascade. Er hatte es in der Wache nicht mehr ausgehalten. Eine tiefe, innere Unruhe hatte von ihm Besitz ergriffen. Vor seinem inneren Auge blitzte etwas auf. Er sah sich tot. Dann wurde er ohnmächtig. Die Aufregung, die um ihn herum entstand, bekam er schon nicht mehr mit...

Banks erreichte das Universitätsgelände. Er wußte vom Dekan, daß Sandburg für einen Kollegen eingesprungen war. Simon hatte sich die Vorwürfe verkniffen. Blair war eigentlich noch krank geschrieben und immer noch psychisch instabil. Aber das hatte niemanden von der Uni gestört.

Banks lief zu dem Hörsaal, den ihm der Dekan genannt hatte. Die Vorlesung war gerade zuende. Unwillkürlich dachte Simon zurück. Damals-heute wieviel Zeit war verstrichen? Vor seinem inneren Auge sah er sich, wie er damals den Hörsaal betrat, wie Sandburg zusammenbrach. Was war nur mit ihnen Geschehen? Er hatte keine Ahnung. Aber plötzlich überkam ihn ein kalter Schauer. Es war, als ob sich eine eiskalte Hand um sein Herz schloß.

Banks schloß die Augen, dann betrat er den Hörsaal. Er wollte Blair seine Furcht nicht offenbaren, doch an dem feinen Lächeln und die Art, die Sandburg ihn ansah, wurde ihm bewußt, daß es keinen Sinn hatte. Er wollte das Wort an ihn richten, als plötzlich Sandburgs Handy klingelte..

Blair griff in seine Tasche. Er beachtete Simon nicht weiter. Nach einem kurzen Gespräch legte er auf. Danach sah er tief in Simons Augen. Banks mußte den Blick als erster abwenden. Er hatte das Gefühl, als würde Sandburg bis auf den Grund seiner Seele blicken. "Ich werde jetzt gehen", meinte Blair kalt. Dann verließ er den Hörsaal. Simon konnte ihn nicht aufhalten, in der Zukunft würde er sich immer wieder den Vorwurf machen, es nicht einmal versucht zu haben. Vielleicht wäre die Geschichte dann anders verlaufen...

Blair stieg in sein Auto. Das Krankenhaus hatte ihn angerufen und ihn über Jims Schwächeanfall informiert. Blair hatte das Telefonat sehr knapp gehalten, damit Simon nichts mitbekam. Sandburg schloß die Augen. Wie ein Blitz überkamen ihn Erinnerungen. Er konnte sich nicht dagegen wehren.

Blair saß in einer Zimmerecke, in dem Landhaus von Professor Sinclair. Er war eingesperrt! Wieso tat ihm der Professor das an? Warum hatte er ihn eingeschlossen? Er hatte ihm vertraut, aber der Professor hatte nur an sich gedacht. Sandburg erhob sich. Jim würde ihn nicht vermissen. Er dachte ja, daß Blair auf einem einwöchigen Symposium war. Blair lief zur Tür. Ihm war jegliches Zeitgefühl verloren gegangen. Er begann damit, gegen die Tür zu schlagen und um Hilfe zu rufen, doch mit der Zeit verstummten seine verzweifelten Schreie. Blair brach zusammen, und etwas in ihm zerbrach...

Sandburg umklammerte das Lenkrad. Kalter Schweiß war ihm auf die Stirn getreten. Immer öfter kamen ihn ihm Erinnerungen hoch. Er hatte darüber keine Macht Blair besann sich auf einen seiner Meditationspunkte. Dabei blickte er auf seine Unterarme hinab. Seine Hände ballten sich zu Fäusten, dabei war er nicht in der Lage, ein Handgelenk zu beugen, da er immer noch Schienen trug. Unbewußt versuchte er damit, seinem Zorn, der sich im Inneren angesammelt hatte, Ausdruck zu verleihen. So saß er eine Weile da, bis er schließlich davonfuhr..

Sie verließen das Krankenhaus. Ellison hatte sich mit Händen und Füßen dagegen gesträubt, daß sie ihn zur Beobachtung einwiesen.

Schließlich hatte der Arzt ihn auf eigenes Risiko entlassen. Jim bestand darauf, nach Hause zu fahren. Er hatte keinen Nerv dazu, sich heute noch mit Simon auf dem Revier herumzuschlagen Blair erhob keine Einwände, ihm kam es sogar entgegen, das Ellison nicht bleiben wollte. Blair fuhr mit Ellison nach Hause..

Simon Banks fuhr zur Wache zurück. Er war stinksauer. Blair hatte ihn behandelt wie Luft. Auf der Wache hob sich seine Laune nicht gerade, als er erfuhr, daß Jim krank geschrieben war. Er würde mit Ellison sprechen, nahm er sich vor, und zwar heute noch...

Sandburg schloß die Wohnungstür auf. Ellison folgte ihm. Sein Kopf schmerzte, und seine Beine fühlten sich an, als ob er gerade zehn Kilometer gerannt wäre. Jim ließ sich auf die Couch fallen. Er schloß die Augen. Daß Sandburg ihn beobachtete, bemerkte er nicht..

Die Rückfahrt verlief nicht gerade positiv. Ellison bemühte sich mit Sandburg zu sprechen. Früher, dachte er leicht bitter, hatte er kein Mühe gehabt, das in Gang zu bringen Blair hatte sich immer gerne mitgeteilt, Jim gesagt, wenn ihm etwas fehlte. Doch irgendwie war es verloren gegangen. Blair reagierte, auf Ellisons Frage einsilbig. So kam die Aussprache, die so dringend notwendig war, nicht zustande...

Blair wartete, bis Ellison eingeschlafen war. Dann ging er ins Badezimmer, dort holte er sich aus einem Versteck eine Spritze. Sie war mit einer klaren Flüssigkeit gefüllt. Ellison hatte sie nur nicht gefunden, da er den Geruch der Droge mit einem andern überlagert hatte. Ohne zu zögern, stach er durch den Verband an seinem Arm. Sofort durchflutete ihn eine gewisse Wärme. Er verließ das Badezimmer und vergewisserte sich noch einmal, daß Ellison fest schlief. Dann begab er sich in sein Zimmer und bereitete sich auf seine Meditation vor...

Simon Banks wollte gerade das Büro verlassen, als es an seiner Bürotür klopfte. Simon hatte es eilig und deshalb empfand er den Besucher als Störfaktor. "Herein", rief er leicht entnervt. Doch dann war er überrascht, wer sein Büro betrat. Es war der Dekan von Blairs Uni...

Banks wurde sofort mißtrauisch. Der Dekan war nie besonders kooperativ gewesen, warum kam er jetzt in sein Büro?! "Was wollen Sie?" fragte Simon, nachdem der Dekan stumm geblieben war. "Ich habe ein Geständnis abzulegen", meinte dieser schlicht..

"Was haben Sie mir zu sagen, Dekan Miller", meinte Simon scharf. "Blair wird vermutlich heute Nacht Ellison töten", meinte der Dekan lakonisch...

Sandburg erwachte aus seiner Trance. Langsam, fast mechanisch, erhob er sich von seiner Meditationsdecke. Bedächtig ging er zu einer Kommode in seinem ehemaligen Zimmers. Jim hatte es nicht ausgeräumt in der Hoffnung das er wiederkommen würde. Sandburg kramt eine Zeitlang in seinen Sachen, und fand schließlich das Gesuchte. Es handelte sich um einen Dolch und zwei Seile. Langsam

Banks platzte der Kragen. Ihm ging die ganze Art des Dekans gegen den Strich: "Wieso wird Blair Jim töten? Was haben Sie mit dem Jungen gemacht, reden Sie schon!" Bei diesen Worten hatte er den Dekan am Kragen gepackt, dieser begann zu kichern. "Ich hoffe, er bringt sich gleich mit um..."

Simon konnte es nicht fassen. War dieser Mann noch ganz bei Sinnen? "Er hat meinen Lebensgefährten in den Tod getrieben!" schluchzte der Dekan plötzlich...

Blair näherte sich Ellison. Der war gerade dabei, zu erwachen. Sandburg handelte sofort. Mit mehr Geschick als man ihm zugetraut hätte, band er Jim die Arme und Beine zusammen...

Jim kam wieder richtig zu sich, konnte oder wollte aber nicht verstehen, was Blair da getan hatte. "Blair", krächzte er, "was tun Sie da?" "Es tut mir leid", schluchzte Blair plötzlich: "Aber Sie müssen jetzt sterben..." Jim erstarrte. Was hatte Blair da gerade gesagt? "Warum..?" flüsterte er leise. Doch Sandburg konnte und wollte nicht antworten. Er wirkte wie nicht mehr von dieser Welt..

Banks war kurz davor, sich an den Kopf zu fassen. Von was sprach dieser Mann? Doch ehe er nachhaken konnte, hatte der Dekan schon weitergesprochen. Die Worte klangen hastig: "Ich wollte dem Professor helfen, denn ohne mich hätte er alles verloren, doch ich konnte ja nicht ahnen, daß mein Freund bald seinen Guide verlieren würde!" Nach diesem Gefühlsausbruch herrschte Schweigen. Banks wußte nicht, was er darauf erwidern sollte. Ihm fehlten die Worte, hatte er dem Professor etwa geholfen? Simon verstand nichts mehr. Eine innere Stimme sagte ihm, das er Jim helfen musste, aber konnte er dem Kerl wirklich trauen...

Ellison war wie betäubt. Was war nur mit Blair geschehen? "Was haben die Ihnen angetan?", wollte er schließlich wissen. Doch Sandburg schien ihn am Anfang gar nicht zu verstehen. Jim mußte erst nachhaken, aber er bekam auch dann noch keine Antwort, die er erwartet hatte. Stattdessen stiegen plötzlich Bilder vor seinem inneren Auge auf. Er kannte sie nicht, aber ihm wurde plötzlich schmerzlich bewußt, daß es nicht seine Erinnerung bzw. sein Erleben war. Aber woher kamen sie dann? Er blickte Blair an, gab nach und aus den Bildern ergab sich eine Vision...

Sandburg lag in der Mitte des Raumes. Er war eingeschlafen. Von Außen wurde die Tür geöffnet. Professor Sinclair trat in Begleitung des Dekans ein. Beide betrachteten Sandburg mit klinischen Interesse. Blair erwachte. Ungläubig musterte er die beiden. Er hatte ihnen vertraut. Warum taten sie ihm das an? Bevor er das Wort an die beiden Männer richten konnte, zog ihn der Professor hoch. "Werden Sie endlich kooperieren?" schrie er ihm ins Gesicht. "Oder wollen Sie hier langsam zugrunde gehen?" Sandburg wollte es nicht glauben, daß ihn die beiden Männer bedrohten. Etwas in seinem Inneren sträubte sich. Auf einmal schlug der Professor zu...

Jim riß sich förmlich von der Vision los. Es war so, als ob er es an Sandburgs Stelle erlebt hätte, und es war nur der Anfang gewesen. Er kannte nur die Spitze des Eisberges, aber hatte schon das Gefühl, es nicht weiter kennen zu wollen. Ellison versuchte Sandburgs Blick einzufangen, ihn festzuhalten, aber das gelang ihn nur für ein paar Sekunden. Schließlich, es schien eine Ewigkeit zu vergehen, versuchte Jim zu sprechen. Er glaubte zu wissen, daß seine Stimme versagen würde, aber seltsamerweise klang sie fast normal. "Wieso hassen Sie mich Blair?" fragte er schließlich "Ich habe Sie nicht eingesperrt! Ich habe Sie nicht mit Drogen vollgepumpt und mir gefügig gemacht! Das waren die, nicht ich! Was versprechen Sie sich durch meinen Tod. Glauben Sie, Sie können damit den Schmerz in ihrem Inneren zum Schweigen bringen?! Ist es das, was Sie wollen? Sagen Sie es mir!" Endlich schien er zu Sandburg durchzudringen. Es schien so, als ob er seine Aufmerksamkeit errungen hätte. Blair wandte sich Jim zu, er legte den Dolch aus seinen Händen. Sanft strich er mit seinen Fingerkuppen über Ellisons Gesicht. Bei dieser Berührung bekam Jim eine Gänsehaut. Die Finger von Blair waren eiskalt. Es schien so, als wollte Blair durch diese Berührung Jim etwas mitteilen, aber Ellison konnte es nicht verstehen. Sandburg richtete sich wieder auf. Langsam ging er in die Küche...

Banks war unterwegs zu Jims Wohnung. Der Dekan saß neben ihm. Er hatte sich bereit erklärt, Simons Wissenslücken zu füllen. Banks wußte aus der Forschungsarbeit, daß sie Sandburg psychisch schwer geschadet hatten, indem sie ihn eingesperrt und unter Drogen gesetzt hatten nur, um an angebliche Kräfte zu gelangen, die in Sandburg schlummerten. Der Dekan versuchte zu erklären: "Wir, oder besser gesagt der Professor, war der Ansicht, daß es Menschen gibt, die in der Lage sind, andere Menschen zu manipulieren und ihren Geist zu verändern..." Banks ließ den Dekan nicht ausreden: "Und warum gerade Blair?" wollte er wissen. "Nun ja", räumte der Dekan ein, "ich wußte von dem Sentinel Projekt, an dem er gearbeitet hat, und habe deshalb angenommen, daß Sandburg für so etwas empfänglicher ist, aber", der Dekan seufzte, "er war zwar das einzige Testobjekt, bei dem es funktionierte, aber er wollte nichts mit der Sache zu tun haben. Deshalb hat der Professor zu diesen Mitteln gegriffen, ich hatte ja keine Ahnung..." Doch weiter kam Miller mit seinen Ausführungen nicht. Simon war heftig auf die Bremse getreten. Er sah dem Dekan tief in die Augen, so daß dieser gezwungen war, seinen Blick als erster abzuwenden. "Sie widern mich an", meinte Banks. "Sie richten wegen Ihres egoistischen Forschungsdrangs einen jungen Mann zu Grunde, und das einzige was Ihnen dann dazu einfällt, sind Ihre Sorgen und Probleme!" Die Worte hatten Miller tief getroffen. "Ich mußte meine Schuld bereits büßen!" meinte er kleinlaut. Simon fuhr wieder los, ihm war bewußt geworden, daß sie immer noch mitten auf

der Straße standen. Eine Zeitlang herrschte in Auto ein bedrückendes Schweigen. Schließlich, sie waren schon fast am Ziel angekommen, begann der Dekan wieder zu sprechen. Er sprach sehr leise. Banks konnte ihn kaum verstehen. Er mußte schon genau hinhören. "Blair mußte sich entscheiden", murmelte er hat sich für Ellison entschieden, nur um mich zu strafen." Plötzlich begann Miller zu weinen." Aber er wollte ihn nicht nur ablehnen, nein, er hat Thomas dazu gebracht sich umzubringen, da bin ich mir sicher..."

Simon wußte darauf keine Antwort. War Sandburg wirklich dazu in der Lage? Und wenn ja, was sollte dann aus ihm und Jim werden? Und wieso wollte Sandburg jetzt angeblich Ellison töten, wenn er sich vorher für ihn entschieden hatte? Banks stellte das Auto vor dem Wohnhaus von Ellison ab. Dann zog er sein Handy aus der Tasche. Er wollte noch einmal versuchen, Jim telefonisch zu ereichen. Er ließ das Telefon mindestens ein halbes Dutzend Mal klingeln. Dann verließ er das Auto, zusammen mit dem Dekan ging er die Treppe hinauf...

Sandburg kam aus der Küche zurück. Er hatte eine Schere in der Hand. Ellison trat Schweiß auf die Stirn. Aber dann kam ihm plötzlich ein absurder Gedanke: Wenn Sandburg ihn erstechen wollte, warum nahm er dann nicht einfach den Dolch? Trotzdem, ein Restrisiko blieb! Sein bisheriges Verhalten war schließlich auch nicht gerade rational gewesen. Jim schloß die Augen, als Sandburg begann, sich die Verbände aufzuschneiden. Langsam, Schicht für Schicht, vielen die hellen Bandagen zu Boden. Der Sentinel verstand nicht, warum tat Sandburg das? Als dieser an den Arm mit der Schiene kam, schien er kurz zu zögern, setzte dann aber seine Werk fort. Als er fertig war, legte er die Schere wieder an ihren Platz. Dann hob er den Dolch wieder auf. Ellison starrte auf die Unterarme seines Guides. Die Narben waren entzündet und stachen rot hervor, aber Blair schien es nicht zu spüren. "Ich werde Dich jetzt töten, James Ellison, und dann", Blair zögerte, "dann werde ich Dir Folgen..." Jetzt begann Ellison zu verstehen, verstand aber gleichzeitig nichts. Sandburg wollte sterben und ihn mitnehmen. Aber für Jim stand fest, daß er nicht sterben wollte! In diesem Moment hörte er vom Gang her Schritte. Mit dem Mut der Verzweiflung, begann Ellison zu schreien...

Simon vernahm den Schrei seines besten Mannes. Er verlor keine Zeit. Er rannte die letzten Stufen hinauf. Dabei wäre er beinahe gefallen, doch er konnte den Sturz im letzten Moment noch abwenden. Zusammen mit dem Dekan brach er die Tür auf. Die Szene war gespenstisch: Sandburg hatte den Dolch erhoben und war bereit, im nächsten Moment zuzustechen. Simon zog seine Waffe, aber ihm wurde in diesem Moment bewußt, daß er wahrscheinlich nicht in der Lage sein würde, abzudrücken. "Blair", sagte er und versuchte das Zittern aus seiner Stimme zu verbannen, "laß den Dolch fallen." Sandburg wandte den Kopf in Simons Richtung. "Werden Sie sonst abdrücken, Simon?", flüsterte Blair. Seine Stimme hob sich leicht: "Sie würden mir einen Gefallen damit tun, kommen Sie, machen Sie schon!"

Die Spannung in der Wohnung wuchs beinahe ins Unerträgliche. Der Dekan, der von den anderen bisher kaum beachtet wurde, verlor als erster die Nerven. Mit einem heiseren Schrei stürzte er sich auf Simon und entriß ihm die Waffe. Noch bevor Simon reagieren oder gar etwas rufen konnte, hatte Miller bereits abgedrückt. Sandburg sackte augenblicklich zu Boden. "Es ist vorbei", flüsterte der Dekant. Und vor den entsetzten Augen von Ellison und Banks richtete er sich selbst...

Simon konnte in Jims Augen das pure Entsetzen lesen. Er rannte hinüber zu seinem Freund und Kollegen. Er schnitt ihm die Fesseln durch. Doch der beachtete Simon nicht weiter, mit seinen Sentinel Fähigkeiten hatte Jim bereits herausgefunden, daß Sandburg noch lebte. Für den Dekan kam jede Hilfe zu spät. Sanft beugte sich Ellison über seinen schwerverletzten Partner. Er hatte in Simons Augen einen ungläubigen Blick gesehen, der ihm soviel sagte wie, "Warum tust Du das? Er wollte Dich töten, schon vergessen?" Banks würde es nie verstehen, dachte Ellison, während Banks eine Ambulanz rief...

Später blieb Simon alleine in der Wohnung zurück. Jim war mit ins Krankenhaus gefahren. Nachdenklich betrachtete Banks den Blutfleck auf dem Teppichboden. Plötzlich schämte er sich für vorhin, den er hatte es sich zu einfach gemacht. Er hatte Blair im nachhinein verurteil, und Jim gegenüber keinen Hehl daraus gemacht. Was war er für ein Mensch? Dachte er bei sich. Leise verlies er die Wohnung. Er wusste nicht wie es weitergehen sollte...

Drei Tage später. Ellison war wieder bei der Arbeit. Zuhause hatte er es nicht ausgehalten. Immer wieder waren die schrecklichen Bilder vor seinen Augen aufgetaucht. Er hatte sich nicht dagegen wehren können. Heute wollte Jim ins Krankenhaus fahren. Die Ärzte meinten, Sandburg habe keinen Überlebenswillen und würde deshalb sterben. Aber Ellison wollte daran nicht glauben. Banks verstand das nicht, aber trotz allem hing Jim immer noch an Blair. Ellison verließ die Wache. Unaufgefordert schloß sich Simon an und wich ihm bis zum Krankenhaus nicht mehr von der Seite. Zwischen ihnen fiel kein einziges Wort bis zum Eingang der Intensivstation. Dort hielt Banks Ellison kurz am Arm fest, so daß dieser gezwungen war, ihm seine volle Aufmerksamkeit zu schenken. "Jim", meinte er kurz, und Ellison konnte spüren wie sein Vorgesetzter nach den richtigen Worten suchte, "wenn Sie Hilfe benötigen, scheuen Sie nicht davor, es mir zu sagen!" Mit diesen Worten verabschiedete er sich auch gleichzeitig, und ließ einen nachdenklichen Jim zurück...

In Blairs Zimmer nahm sich Ellison einen Stuhl und setzte sich an das Bett des Kranken. Der junge Mann war bis heute noch nicht erwacht und die Ärzte rechneten auch nicht damit, daß er es je wieder tun würde. Blairs Werte wurden kontinuierlich schlechter. Nachdenklich betrachtete Jim das Gesicht seines Guides. Plötzlich schlug dieser, als hätte er Ellisons Anwesenheit gespürt, die Augen auf. Blair erkannte ihn anscheinend und das zauberte ein Lächeln auf Jims Lippen. Sandburg lächelte zurück. Ein Schauer lief über Ellisons Rücken, er hatte das Gefühl das irgendetwas Unausgesprochenes zwischen ihnen wieder hergestellt worden war. Langsam griff er nach der Hand seines Guides und drückte sie sanft. Er wußte nicht wie, aber er wußte, daß es für sie eine Zukunft gab, außerhalb der Dunkelheit...


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