Weihnachtsshopping

von Starkat


Im Aufzug war es sehr warm und stickig. Sandburg fragte sich immer noch, warum er sich von Ellison zu einem gemeinsamen Weihnachtsbummel überreden lassen hatte, wo sie beide doch genau wussten, welchen Stress das wieder für Jims Sentinel-Sinne sein würde. All die vielen Menschen, Geräusche und Gerüche würden wie eine Flut über ihn herein stürzen und ihn förmlich überrollen.

So war es dann auch kein Wunder, dass nun ein sichtlich nervöser James Ellison hinten an der Wand neben seinem Freund im überfüllten Aufzug stand und die skeptischen Blicke seines Guides auf sich spürte. Sandburg konnte deutlich hören, wie sein Partner versuchte, tief und gleichmäßig zu atmen. Jims Nasenflügel bewegten sich und er neigte leicht den Kopf zur Seite, so als lauschte er nach etwas. Blair kannte diesen Gesichtsausdruck sehr gut, aber das darauf folgende zufriedene Lächeln hatte er nicht erwartet.

"Jim? Was ist los?", flüsterte Sandburg etwas verwirrt.

Doch sein Partner sah ihn nur mit strahlenden Augen an und lächelte weiter. Noch bevor Blair weiter nachhaken konnte, hielt der Aufzug an und die Türen öffneten sich. Die anderen Insassen vor ihnen strömten so schnell es ging ins Innere des Einkaufzentrums. Schließlich konnten auch Ellison und Sandburg die Kabine verlassen. Aber kaum waren sie ausgestiegen, blieb Jim stehen.

"Blair?"

"Ja?", fragte Sandburg und sah seinen Partner an. So schnell konnte er gar nicht reagieren, wie ihn zwei starke Arme umschlangen und Jims Mund seinen zu einem sanften Kuss berührte.

Wie vom Blitz getroffen und mit weit aufgerissenen Augen war Blair starr vor Schreck, bis sein Instinkt nach ein paar Sekunden einsetzte. Er nahm Jims Gesicht zwischen seine Hände und küsste seinen Freund zurück.

Beiden kam es so vor, als würden sie schweben und alles um sie herum schien plötzlich vergessen und unwichtig zu sein. Sie wünschten sich nur, dieser Kuss würde ewig dauern, doch das Ende kam viel zu schnell. Atemlos lösten sie sich von einander und holten tief Luft.

"Jim? … Wieso …?", brachte Blair schließlich schnaufend heraus.

Stumm deutete der Detective nach oben. Sandburg folgte mit seinem Blick der angedeuteten Richtung und sah etwas Pflanzenartiges über ihren Köpfen baumeln.

"Mistelzweig!"; grinste Ellison und wurde rot.

"Oh, du verdammtes Schlitzohr!", lachte Blair und gab ihm einen Klapps auf den Hinterkopf. "Du hast das geplant?"

Die beiden waren so sehr mit einander beschäftigt gewesen, dass sie den Stau vor dem Aufzug gar nicht bemerkt hatten, dessen Ursache eindeutig sie gewesen waren.

"Ähm, wenn die Turteltauben dann mal so freundlich wären …", räusperte sich eine junge Dame, die unmittelbar vor ihnen stand und ihrer Uniform nach zum Personal des Zentrums gehörte. "Die Leute wollen auch mal in den Lift."

"Was? Oh, klar! Sorry!", kam es abwechselnd von den beiden Männern.

Blair zog Jim zur Seite, ohne dass sich dabei ihre Blicke voneinander trennten. Nie würde er dieses Glitzern in den Augen seines Sentinels vergessen wollen.

"Glücklich?", hauchte Jim, als er seinen Guide umarmte und fest an sich drückte.

"Ja, das war der wundervollste Kuss, den ich je hatte.", seufzte Sandburg. Tränen stiegen ihm in die Augen.

"He, wer wird denn da weinen?", lächelte Ellison ihn lieb an und strich ihm sanft über die Wange.

Ein paar Minuten blieben sie so stehen und hielten einander fest, bis Jim mit einem tiefen Seufzer seinen Freund aus seinen Träumen riss.

"Was ist los?", blinzelte Sandburg ihn an.

"Der Kuss war nicht das einzige, weshalb ich dich zum Shopping abgeholt habe."

Natürlich! Sie wollten ja noch die Geschenke für Jims Dad und Blairs Mum besorgen. Aber was schenkt man einem Mann, der schon alles hat, und einer Frau, die immer auf Reisen und nie lange genug an einem Ort ist, um ihn *Heimat* zu nennen? - Das würde noch ein hartes Stück Arbeit werden.

"He, keine Sorge, Blair. Das bekommen wir schon hin.", versuchte Jim ihn aufzumuntern. "Wir haben schon so viel überstanden, da werden wir wohl auch noch ein Weihnachten mit der Familie überleben!"

"Na, dein Wort in Gottes Ohr.", lachte Blair und zog Jim mit sich zu den Schaufenstern des ersten Ladens.

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