Teil 7



"Was tun wir jetzt?" fragte Isabel und blickte Max an.
"Wir werden natürlich zur Höhle fahren." antwortete ich, nachdem Max keine Anstalten machte, zu antworten.
"Ich verstehe das alles nicht! Was kann er denn noch von uns wollen außer den Granilith?"
"Das werden wir heute ja leider herausfinden." murmelte Alex und erntete einen strafenden Blick von Isabel.
"Jetzt beruhige Dich, Isabel!" sagte Michael und stand von der Couch auf. "Es bringt uns gar nichts, wenn wir uns hier in etwas hineinsteigern. Wir müssen abwarten, was auf uns zukommt. Es bleibt uns ja wohl keine andere Wahl."
"Wir fahren alleine, okay?" sagte Isabel nur genervt und blickte Max wieder an. "Max?"
Max reagiert überhaupt nicht. Er saß nur da und starrte mit sorgenvollem Gesicht vor sich hin.
"Max!" wiederholte Isabel. "Rede mit uns! Du darfst jetzt nicht die Nerven verlieren!"
Er blickte auf und in seinem Blick konnte man Verunsicherung erkennen.
"Ich weiß nicht wie das alles enden wird." sagte er "Wenn er Liz etwas antut, dann werde ich mir das nie verzeihen."
"Aber es ist nicht Deine Schuld!" sagte ich.
"Wenn ich nicht wäre, dann müsste sie das alles nicht durchmachen!"
"Max, wenn Du nicht wärst, dann wäre sie jetzt tot!" sagte Michael. "Du hast ihr Leben gerettet!"
"Aber diese Situation ist so auswegslos!"
"Sag´ das ja nicht!" sagte nun Maria und stand ebenfalls auf. Sie positionierte sich vor Max. "Liz ist meine beste Freundin! Und wehe Du wirst nicht alles tun, um sie von diesem Ekel Kivar zu befreien! Reiß´ Dich gefälligst etwas zusammen und beweise ihr, was für ein Mann Du bist!"
Wir alle blickten sie etwas erschrocken an.
"Was?" fragte sie. "Der Junge braucht manchmal einen kleinen Schubs! Max! Ich bitte Dich! Du musst an Dich glauben. Ihr müsst alle an euch glauben! Ihr könnt das schaffen. Kivar ist nicht übermächtig! Wir haben Nicholas besiegt! Mein Gott, wir haben alle Skins besiegt! Und die außerirdischen Kristalle! Und Agent Pierce! Muss ich noch mehr sagen? Ihr schafft das! Ihr müsst es einfach schaffen!"
Michael ging zu ihr hinüber und nahm sie in die Arme.
Ich berührte leicht Max´ Arm, da er schon wieder vor sich hinstarrte.
"Sie hat recht. Wir schaffen es! Und wir müssen Liz helfen!"
Er blickte mich an und nickte. Dann stand auch er auf.
"Wir fünf fahren alleine. Ich kann nicht zulassen, dass euch auch noch etwas passiert."
"Aber ich will dabei sein! Es geht schließlich um Liz!" sagte Alex.
"Nein. Es ist zu gefährlich." antwortete Max in einem Ton, der keine Widerrede zuließ.
"Komm´ schon, Mann. Lass´ sie gehen." sagte Kyle.
"Wenn wir halb acht noch nicht hier seid, holt Rath und Lonnie vom Flughafen ab." sagte Max.
"Hey! Du hast andere Sorgen! Seht zu, dass ihr ja nicht zu lange bei diesem Irren bleiben müsst!" antwortete Kyle und klopfte Max auf die Schulter. "Geht jetzt."
"Danke, Kyle." flüsterte Isabel als wir nach draußen gingen.
Ich warf Sean einen letzten Blick zu und er nickte mir ermutigend zu - dann verließ ich auch das Haus der Valentis.




Als wir an der Höhle ankamen, stand die Sonne am Zenit des Himmels und schien auf uns herab.
Kein Lüftchen wehte und kein Laut außer den Geräuschen, die wir selbst verursachten, war hier draußen in der Wüste zu hören.
Ich wünschte, mein Herz würde etwas langsamer und leiser schlagen, denn mein Trommelfell schien fast zu platzen, da es so sehr hämmerte weil ich so aufgeregt war.
Max, Michael, Isabel, Tess und ich liefen auf den Eingang der Höhle zu.
Als wir den Felsen umrundet hatten, erblickten wir Liz vor der Öffnung.
Erst jetzt fiel mir ein, dass Kivar mit den menschlichen Körpern die Höhle gar nicht öffnen konnte so lange er seine Kräfte noch nicht in vollem Umfang besaß.
"Ihr seid zu spät." sagte "Kivar-Liz" und Liz´ Stimme klang so kalt als er durch sie sprach, dass sie mir eine Gänsehaut verursachte.
Max blieb geschockt stehen und starrte "sie" an.
Ich konnte mir gut vorstellen, wie sehr in das alles mitnahm. Liz war Max´ Ein und Alles. Und zu wissen, dass Kivar nun in ihr steckte, schüchterte ihn vollkommen ein.
Es war ein wirklich klug gewählter Schachzug von Kivar. Er wusste, dass er Max, den König, nun so gut wie in der Hand hatte.
"Was willst Du?" fragte Michael.
"Zunächst sollten wir die Regeln einmal klarstellen." begann Kivar. "Ihr redet nur, wenn ich euch dazu auffordere. Und ihr tut genau das, was ich sage. Keine Dummheiten. Eure Kräfte könnt ihr sowieso vergessen. Ihr könnt sie nur benutzen, wenn ich es zulasse. Außerdem werde ich diesen Körper, in dem ich stecke, sofort töten wenn ihr irgend etwas versucht, das mir schaden könnte."
"Nein!" rief Max. "Wir haben verstanden."
"Gut!" antwortete Kivar. "Kommt nun hier herauf und öffnet den Zugang zu der Höhle."
Wir stiegen den Felsen hinauf und näherten uns "Liz".
"Isabel, ich will dass Du herkommst." bestimmte er.
Isabel zögerte einen Moment, ging dann aber näher heran.
"Öffne die Höhle."
Sie ließ ihre Hand über die Stelle am Felsen gleiten und kurz darauf erschien der Handabdruck zum Öffnen des Gesteins. Sie legte nun ihre Handfläche darauf und der Felsen glitt zur Seite.
"Gut!" sagte Kivar. "Und jetzt rein mit euch."
Wir kletterten durch die Öffnung und blieben vor den Geburtskammern stehen.
Kivar betrat als letzter die Höhle. Er blickte sich um und lächelte.
"Hier wurdet ihr geboren ? Wie armselig."
Er lief ein wenig umher und sah sich alles genau an.
Wir anderen blieben unruhig stehen und ließen ihn nicht aus den Augen.
Ich konnte regelrecht spüren, wie Michael neben mir immer angespannter wurde und erkannte, wie er seine Hände zu Fäusten ballte.
Dann blickte ich ihn an und schüttelte leicht den Kopf. Er durfte nun nichts Unüberlegtes tun.
"Na schön! Da wir jetzt hier alle versammelt sind möchte ich den Granilith sehen." sagte Kivar nun und ich zuckte zusammen.
In der Höhle hallte die entfremdete Stimme von Liz nun von überall her wider und verursachte mir erneut eine Gänsehaut.
"Jen, würdest Du die Tür öffnen?"
Langsam ging ich auf die Granilith-Kammer zu.
Kivar folgte mir und blieb nur Zentimeter von mir entfernt stehen. Ich konnte Liz´ Parfum riechen... sie duftete immer nach süßen, warmen Sommerblumen.
"Mach´ schon!" sagte er ungeduldig.
Ich legte meine Hand auf das Siegel, das wir an der Kammer angebracht hatten, und öffnete sie.
Das Licht des Granilith schien auf uns herab und als ich mich leicht umdrehte und das unmenschliche Lächeln auf Liz´ Gesicht sah, lief mir erneut ein Schauer über den Rücken:
Das Licht des Granilith schien die Haut von Liz´ Körper durchsichtig zu machen und unter ihrer Oberfläche konnte ich Kivars Gestalt entdecken.
Ich konnte hören, wie Max hinter mir die Luft einsog und drehte mich zu den anderen um. Sie alle starrten genauso ungläubig wie ich auf das Bild, das sich uns bot.
Er schob mich unsanft zur Seite und betrat die Kammer.
Je näher er dem Stein kam, desto mehr schien Liz´ Körper zu verblassen.
Als er den Stein berührte, war nur noch ein Schatten von ihren Konturen zu sehen. Ansonsten sah man nun nur noch Kivar.
"Er ist noch besser erhalten als ich es gedacht hätte. Nach all´ den Jahren ist er immer noch sehr kraftvoll. " sagte er nun - und auch seine eigene Stimme hatte sich durchgesetzt.

Er entfernte sich nun wieder vom Granilith und Liz´ Gestalt wurde wieder deutlicher.
Aber immer noch schien sein Bild durch sie hindurch.
Dann fasste er in die Tasche von Liz´ Jacke und zog den Armreif heraus. Meinen Armreif!
"Ich will, dass Du die gesamte Energie des Steins von Dimara in den Granilith überträgst." befahl Kivar.

Ich starrte den Armreif an. Ich hatte völlig vergessen, dass nur ich ihn aktivieren konnte... vielleicht hatte er mich deshalb noch nicht getötet? Und war es das gewesen, was mir Maria mitteilen wollte?
"Weshalb?" fragte ich und wünschte im nächsten Moment, ich hätte es nicht getan, denn Liz´ Hand schoss hervor und packte meine Kehle.
Ich spürte, wie leichte Energie mich durchfloss - nicht genug, um einem wirklich Schaden zuzufügen - doch es genügte, um mich Bewegungsunfähig zu machen.
"Ich sagte, ihr sprecht nur, wenn ich es euch erlaube!" sagte Kivar und blickte mir in die Augen. "Du tust jetzt, was ich Dir gesagt habe oder ich werde Liz töten. Von innen heraus. Und Du weißt, von was ich spreche, oder?"
Ich konnte ihm nicht antworten - doch ich wusste genau, von was er sprach. Ich hatte das schon auf Antar miterlebt... doch ich wollte nicht näher darüber nachdenken.
Er ließ mich wieder los und ich holte zuerst einmal Luft.
Dann nahm ich den Armreif und betrachtete den Stein von Dimara.
Er glühte heller als je zuvor als ich ihn hier auf der Erde das erste mal wieder gesehen hatte... er hatte seine volle Stärke fast erreicht.
Und plötzlich wurde mir bewußt, warum Kivar den Granilith genau an dem Tag, den er uns befohlen hatte, zurückhaben wollte:
Dimara, der dritte Mond von Antar befand sich ein Mal alle tausend Jahre auf einer Position, die Antar am nähesten war. Zu diesem Zeitpunkt waren alle Steine der Macht, wie der Granilith und die restlichen der Steinsammlung, machtvoller als man es sich vorstellen konnte.
Und mit der Energie des dritten Steins von Dimara in meinem Armreif würde der Granilith der stärkste aller Steine werden.
Das würde Kivar unbegrenzte Macht geben. Er würde alle Planeten des Sonnensystems in seine Gewalt bringen können wenn er wollte... und wahrscheinlich hatte er dies auch vor!
"Was ist? Wird das heute noch was?" fragte er ungeduldig.
Was sollte ich nun tun? Wenn ich die Kraft des Steins übertragen würde, dann würde ich Milliarden von Wesen ins Unglück stürzen... doch wenn ich es nicht tun würde, was würde geschehen? Schlimmstenfalls würde er uns töten. Waren unsere Leben mehr wert als die, die auf Antar und den anderen Planeten auf dem Spiel standen?
Ich blickte erneut zurück zu den anderen. Sie waren sichtbar nervös und Tess formte "Tu´ es!" mit den Lippen.
Ich drehte mich wieder um und wich Kivars Blick aus.
"Ich kann das nicht tun." sagte ich mit zitternder Stimme.




"Was?" schrie er und Liz´ Stimme, vermischt mit seiner, hallte nun tausendmal von den Wänden wider.
"Ich werde es nicht tun." sagte ich nun erneut und blickte ihn dieses Mal an.
"Du glaubst, Du könntest mit mir Spielchen treiben? Ich lasse nicht mit mir scherzen! Ihr werdet mir das geben, was ich will, oder einer nach dem anderen wird sterben. Und *Du*," er zeigte mit dem Finger auf mich "hast soeben das Leben von Liz´ Parker beendet!"
Liz´ Körper sackte in diesem Moment direkt vor mir auf den Boden und Blut lief aus ihrer Nase und ihrem Mund.
"Nein!" schrie Max und kam herüber gelaufen.
Er stieß mich zur Seite und beugte sich über sie. "Nein!"

Wie in Trance sah ich dann, wie auch die anderen zu ihr gelaufen kamen.
Tess warf mir einen bösen, unverständlichen Blick zu und alle vier stellten eine Verbindung zu Liz her.
Ich sank langsam zu Boden und Tränen vernebelten mir die Sicht auf das, was vor mir geschah.
Ich hatte Liz getötet - sie geopfert für Milliarden andere.
Doch es fühlte sich so falsch an! Wie sollte ich das den anderen nur jemals erklären?
Plötzlich hörte ich, wie jemand aufschrie. Es war Isabel.
Ich wischte mir die Tränen weg und blickte zu ihnen hinüber.
Max hatte Liz in seinen Armen - aber sie lebte! Sie war wach!
"Liz!" rief ich und wollte aufstehen.
Doch Michael kam zu mir herüber und drückte mich wieder hinunter.

"Was hast Du Dir dabei eigentlich gedacht?" fragte er wütend. "Hast Du eine Ahnung, wie schwer ihre inneren Organe beschädigt waren? Wir hätten es fast nicht geschafft!"
"Es tut mir leid!" sagte ich.
"Für das, was Du gerade getan hast, gibt es keine Entschuldigung!" sagte er kalt.
"Aber - lass´ es mich erklären! Ich habe das doch nicht ohne Grund getan!"
Er sah mich lange an. "Na schön."
Auch Max, Isabel und Tess drehten sich nun zu mir um. Max war kreidebleich und er blickte mich verletzt und enttäuscht an.
Es brach mir fast das Herz. Ich wollte das alles so gerne wieder gut machen... ich hatte ihn so sehr verletzt...
"Es war mir nicht möglich, anders zu handeln." begann ich und wich den Blicken der anderen aus.
Ich starrte auf den Boden zu meinen Füßen und suchte nach den richtigen Worten.
"Wenn ich die Energie des Steins aus dem Armreif in den Granilith übertragen hätte, dann wäre alles aus gewesen. In drei Tagen -wenn der Granilith zu Kivar zurückgeschickt werden soll- wird der Mond "Dimara" in einer Position stehen die die Steine der Macht, also auch den Granilith, stärker machen als ihr es euch vorstellen könnt. Das passiert nur ein Mal alle tausend Jahre. Zu dieser Zeit ist es verboten, die Steine zu benutzen. Diesen Ehrenkodex haben alle Völker geschworen, die einen der Steine der Macht besitzen.
Doch Kivar würde sich nicht daran halten. Und mit der Kraft zusammen aus dem Stein im Armreif würde er den mächtigsten aller Steine besitzen. Und er würde alles an sich reißen... Es tut mir so leid, Liz! Max! Aber ich konnte nichts anderes tun!"
Alle blickten mich an, ohne ein Wort zu sagen.
Liz war die erste, die wieder sprach.
"Du hast richtig gehandelt." sagte sie.
Tränen der Erleichterung flossen meine Wangen hinab und ich blickte hinüber zu Max. Ich suchte nach Verständnis.
Doch er war immer noch zu verletzt um mir zu vergeben. Er stand nur auf und ging nach draußen. Isabel und Tess folgten ihm.
Michael blieb noch einen Moment vor mir stehen. "Das ganze ist noch nicht vorbei... er wird Dich dazu zwingen, die Energie des Steins in den Granilith zu übertragen. Und wenn er Maria in seiner Gewalt hat, dann ist es mir egal, wie viele Leben da oben auf dem Spiel stehen. Du wirst es tun - hast Du mich verstanden? Wir finden schon einen Weg um den Granilith hier auf der Erde zu behalten. Aber Du wirst *auf-keinen-Fall* noch einmal so einen Stunt hier abziehen, okay?"
Ich nickte und blickte ihm nach, als auch er die Höhle verließ.
Liz kam auf mich zu und blickte mich mitfühlend an.
"Es tut mir so leid!" sagte ich erneut.
"Ich hätte das Gleiche getan!" antwortete sie und setzte sich neben mich. "Ich kann mich an nichts erinnern... bis auf die letzten Sekunden bevor ich ohnmächtig wurde. Aber in diesen Sekunden habe ich gespürt, wie böse Kivar ist. Er ist das pure Böse. Und Du hast richtig entschieden indem Du ihm nicht das gegeben hast, was er wollte. Und es geht mir doch wieder gut!"
Sie nahm meine Hand und drückte sie.
"Danke!" sagte ich. "Aber die anderen verstehen es nicht."
"Sie werden es verstehen. Gib ihnen etwas Zeit..."


Zum 8. Teil

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