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An meine Beta-Readerin, Mishale: Vielen Dank für Deine Mühe und dass Du mich ermutigt hast, weiter zu schreiben, "Ivy" *g*! *hugs*


Traum oder Wirklichkeit?

von Chance

Beta Read von Mishale



Teil 1


"Und, was machen wir heute Abend?", fragte Lisa, nachdem ich ihr gerade die Tür geöffnet hatte.
"Keine Ahnung", sagte ich und lief durch den Hausflur meinem Zimmer entgegen. "Wie wäre es mit Kino?"
"Es ist Samstag-Abend und du willst mal wieder ins Kino?"
"Hast du schon mal aus dem Fenster gesehen? Es regnet, es ist kalt und außerdem würde ich sehr gerne mal wieder "Herr der Ringe" sehen!"
"Nicht schon wieder!", stöhnte Lisa und ließ sich auf mein Bett fallen. "Ellen, du warst jetzt schon drei Mal in dem Film! Und du hast die Bücher gelesen! Und du hast dir mindestens eine Million Websites im Internet darüber angesehen! Reicht es dir nicht langsam?"
"Nein", gab ich grinsend zurück.
Lisa begann nun auch zu lächeln und sagte: "Na schön. Aber ich gehe nur mit dir rein, weil heute wirklich nichts anderes in der Stadt los ist, okay?"
"Okay!" Schnell stand ich auf und nahm meine Tasche. "Gehen wir?"
Lisa seufzte erneut. "Weißt du an was mich das alles hier erinnert?"
"An was?"
"Du kennst doch diese Serie mit dieser Clique aus den 70-ern?"
"Ja, "Die wilden Siebziger"."
"Erinnerst du dich an die Folge, in der dieser lange Lulatsch die ganze Zeit in Star Wars gehen wollte? *Genauso* benimmst du dich in letzter Zeit!"
Ich lachte und ging in die Küche. "Hey, ich bin aber nicht Kelso, oder wie der heißt!"
"Kelso! Genau, mein neuer Spitzname für dich!", rief Lisa.
Ich kam wieder aus der Küche heraus und packte ein Päckchen Kopfschmerztabletten in meine Tasche.
"Schon wieder Kopfschmerzen?", fragte Lisa.
"Ja, leider. Ich glaube, mein Körper besteht schon aus Paracetamol."
"Ich hab´ dir gesagt, du solltest zum Arzt gehen."
"Jaja!", antwortete ich und zog sie zur Tür.




Wenige Minuten vor der Vorstellung kamen wir im Kino an. An den Kassen drängten sich wahnsinnig viele Leute.
"Siehst du, das schlechte Wetter zieht noch mehr Leute ins Kino", sagte ich.
"Und ich dachte, wir wären die einzigen Langweiler", gab Lisa zurück.
"Kino ist nicht langweilig!", konterte ich und ging zur Kasse, da wir an der Reihe waren.
"2 Karten für 'Herr der Ringe'", sagte Lisa, bevor ich den Mund öffnen konnte. "Und bitte sag´ mir nicht, dass wir die einzigen beiden Besucher dieses Films sind! Und ich warne dich, wenn du den anderen erzählst, dass wir schon wieder den Film gucken, ist was los!"

Jason, ein guter Freund von uns, der an der Kasse heute bediente, grinste und druckte die Karten aus.
"Seht es doch mal so", sagte er, "ihr habt den ganzen Saal für euch und könnt es euch bequem machen wo ihr wollt."
"Oh wie toll!", antwortete Lisa mit gespielter Freude, nahm die Karten und entfernte sich etwas vom Schalter.
"Wieviel macht das?", fragte ich.
"Lass´ mal", antwortete er. "Ich habe hier noch einen Gutschein für zwei. Den bekam ich gestern von meinem Dad."
"Jason, das muss nicht sein!", antwortete ich.
"Doch, doch. Er gilt nur für "Herr der Ringe" und ich war schon fünf Mal in dem Film!"
"Echt?", fragte ich lächelnd. "Endlich mal jemand, der mich versteht!"
Jason grinste und rechnete den Gutschein ab. "Viel Spaß! Vielleicht gehen wir später noch etwas zusammen trinken? Ich habe Mitternacht Feierabend."
"Ja, gerne", antwortete ich. "Und vielen Dank! Dafür spendiere ich dir später einen Drink!"
Er lächelte mich noch einmal kurz an und wandte sich dann dem nächsten Kinobesucher zu.




"Oh, oh. Ich sehe schon - da bahnt sich was an zwischen dir und Jason!", stichelte Lisa, als ich sie erreichte.
Ich fühlte, wie die Hitze in mein Gesicht schoss und ich mit Sicherheit puterrot anlief.
"Jason? Ach, nein! Wir sind nur Freunde!", sagte ich schnell.
"Erzähl´ das deiner Mutter! Aber ich sehe genau, was hier läuft!"
"Hey!", rief ich und nahm ihr die Karten aus der Hand.
"Was habt ihr denn Schönes erzählt?", bohrte sie weiter.
"Nichts Wichtiges! Er hat uns den Eintritt spendiert und will nach dem Film noch was mit uns trinken gehen."
"Na, wenn das mal keine Anmache war!", sagte Lisa beiläufig.
"Liz! Es reicht jetzt", antwortete ich grinsend und wir betraten den Kinosaal.
"Kino 5. Das zweit-kleinste Kino. Ich hätte es wissen müssen!", beschwerte sich Lisa.
"Die Leinwand ist genauso groß wie in den anderen Kinoräumen. Und wir haben freie Platzwahl!"
"Wir setzen uns ganz nach Hinten. Logenplätze!", sagte Lisa und steuerte die Sitzreihe an.

"Hast du das gesehen?", fragte ich, als wir einige Minuten saßen und fasste mir an die Schläfe.
"Was?"
"Da vorne war doch jemand, oder?"
Ich fühlte, wie meine Kopfschmerzen wieder stärker wurden und ich hätte schwören können, dass da vorne ein schwarzer Schatten vor der Leinwand vorbei gehuscht war.
"Da war niemand! Hast du Halluzinationen?"
"Ach, vergiss´ es. Ich dachte, da läuft jemand durch die Reihe."
"Ellen, wir sind *alleine* hier drin. Und jetzt guck´ die Vorschau weiter."
"Toll. Die kenne ich schon auswendig. Immer die gleichen Spots, die gleichen Firmen, die gleichen Promos", antwortete ich.
"Da hast du den Beweis: Du gehst viel zu oft ins Kino!", gab Lisa lachend zurück.
"Mhm", gab ich auf einmal schläfrig zurück. Die Augen waren mir kurz zugefallen. Als ich sie wieder öffnete, breitete sich ein bohrender Schmerz in meiner linken Schläfe aus.

"Oh Mann!", stieß ich hervor und kramte nach meinen Kopfschmerztabletten.
"Was ist?", fragte Lisa und blickte mich erschrocken an. "Schon wieder?"
"Ich... ich kann die Tabletten nicht finden!", sagte ich.
"Lass´ mich mal suchen", sagte Lisa und nahm mir die Tasche aus der Hand. "Du zitterst ja am ganzen Körper!", sagte sie dann. "Wehe du gehst nicht am Montag sofort zum Arzt! Das ist keine normale Migräne mehr!"
"Mach´ ich", gab ich leise zurück und lehnte den Kopf nach hinten. Der Schmerz wurde immer schlimmer, anstatt wieder abzuklingen, wie es die ganze Zeit gewesen war.
"Ich hab´ sie!", rief Lisa und hielt mir eine Tablette und ihre Cola hin.
Schnell schluckte ich sie und legte meinen Kopf wieder nach hinten und schloss die Augen. Ich zwang mich, ruhig durchzuatmen, und versuchte, mich so gut es ging zu entspannen. Das hatte vorher bei Migräneattacken immer gewirkt.

"Ellen?", fragte Lisa. "Wird es besser?"
""Nein", antwortete ich.
"Du hast die Tablette vor 10 Minuten geschluckt, es müsste längst wirken. Willst du vielleicht lieber mal..."

Alles Weitere hörte ich nicht mehr, denn plötzlich wurde alles um mich herum dunkel und der Schmerz wurde übermächtig.




Als ich die Augen wieder öffnete, blickte ich in einen strahlend blauen Himmel und ein frischer Frühlingsduft erfüllte die Luft.
Wo war ich nur?

Auf einmal hörte ich Schritte neben mir und ich setzte mich etwas auf.
Ich lag auf einer Wiese in hohem Gras und hier und da standen prächtige alte Bäume die in sattem Grün erstrahlten. Die Sonne stand hoch am Himmel und Vögel zwitscherten.

Als ich meinen Kopf in die Richtung drehte, aus der die Schritte kamen, blickte ich auf zwei große, behaarte, nackte Füße. Dann wanderte mein Blick hinauf und im ersten Moment dachte ich, ein Kind würde neben mir stehen.
Doch dann erkannte ich, dass es kein Kind war, sondern ein Erwachsener. Ich schätzte ihn auf etwa 20... doch wieso war er so klein?

Er betrachtete mich mit großem Interesse.
"Hallo", sagte ich und setzte mich.
Der Junge wich einen Schritt zurück, ließ mich aber nicht aus den Augen.
Ich andererseits, konnte meinen Blick auch nicht abwenden. So etwas wie ihn hatte ich noch nie gesehen... und seine Augen schienen direkt in seine Seele zu führen. Sie waren von einem so durchdringenden Blau, dass sie fast wie das Meer selbst wirkten.

"Kannst du mir sagen, wo ich bin?", fragte ich und fasste mir an den Kopf. Die linke Schläfe pochte und schmerzte ein wenig.
"Du bist im Auenland", antwortete der Junge und kam wieder näher. "Ich dachte schon, du würdest gar nicht mehr aufwachen."
"Wie lange liege ich schon hier?"
"Ich kam heute Morgen, um zu lesen. Doch dann erblickte ich dich und vergewisserte mich, dass dir nichts fehlt. Du schienst zu schlafen. Ich dachte, große Leute schlafen vielleicht tiefer und fester als wir."
"Große Leute?", fragte ich. "Ich verstehe nicht."
"Bist du nicht von hier? Wie ist dein Name?", fragte er.
"Mein Name?"
Ich versuchte, ihm eine Antwort zu geben, doch ich konnte keine finden. Wie war mein Name? Da wurde mir plötzlich klar, dass ich mich an nichts erinnern konnte, was vor meinem Aufwachen hier geschehen war.

"Ich weiß es nicht", antwortete ich und blickte mich verzweifelt um. "Ich weiß gar nichts mehr."
"Bist du vielleicht auf den Kopf gefallen?", fragte er. "Vielleicht bist du doch verletzt?"
"Ich... ich habe Kopfschmerzen", antwortete ich. "Aber ansonsten fehlt mir nichts."
"Vielleicht wurdest du in einen Kampf verwickelt. Du kommst sicher aus Bree hierher. Sagt dir der Name Bree etwas?"
"Nein", antwortete ich.
"Na schön. Ich will dir glauben, dass du die Wahrheit sprichst. Mein Name ist Frodo. Frodo Beutlin. Willst du mich nach Hause begleiten? Vielleicht finden wir da etwas über deine Vergangenheit heraus, wenn du dich etwas ausgeruht hast?"
"Danke, Frodo", antwortete ich und stand langsam auf. Ich blickte erstaunt auf ihn hinab. Er war wahrscheinlich noch nicht mal einen Meter groß...
"Hast du noch nie zuvor einen Hobbit gesehen?"
"Hobbit? Was ist ein Hobbit?", fragte ich.
Frodo lachte und hob sein Buch vom Boden auf.
"Ich bin ein Hobbit. Du bist hier im Auenland! Du wirst noch viele von uns erblicken. Also gewöhne dich besser an den Anblick."
Er nahm meine Hand und zog mich in die Richtung eines kleinen Baches.

Über den Bach führte eine kleine Brücke. Sie schien aber nicht sehr stabil zu sein... ich fragte mich, ob sie mich wohl aushalten würde.
"Ich springe wohl besser über den Bach", sagte ich. "Nicht, dass eure Brücke zusammenbricht."
"Lass´ das ja nicht den alten Ohm hören!", antwortete Frodo. "Er hat die Brücke eigenhändig erbaut und ist der Ansicht, dass noch nicht mal Heerscharen von Orks sie zum Einsturz bringen könnten. Aber wenn du mich fragst: Manchmal habe ich auch Bedenken, dass sie alleine mich bis ans andere Ufer tragen wird."
Ich lächelte und machte einen Satz über den Bach.
"Wer ist das? Der alte Ohm?"
"Das ist unser Gärtner in Hobbingen. Deshalb ist er auch kein guter Schreiner. Du wirst ihn sicher heute kennen lernen. Heute Abend findet ein großes Fest statt. Bilbo, mein Onkel, feiert heute seinen einundelfzigsten Geburtstag!"
"Einundelfzig?", fragte ich und lachte.
"Was ist daran so lustig?", fragte Frodo und blieb stehen. "Er ist alt, ja. Aber nicht unmäßig alt für einen Hobbit."
"Du meinst, er ist einhundertelf Jahre alt und bei euch ist es keine Besonderheit?"
"Nein. Wie alt bist du denn?", fragte er.
"Ich weiß es nicht", antwortete ich. Ich wusste noch nicht einmal, wie ich wirklich aussah.
"Aber wenn ich in einen Spiegel schauen könnte, dann werde ich es dir gerne beantworten", sagte ich zu Frodo und versuchte, meine Erinnerungen wachzurufen.
"Ha, dann warte, bis wir in Beutelsend ankommen. Bilbo hat wunderschöne Spiegel in seinem Schlafzimmer."




Nach wenigen Minuten kamen wir an einen Weg und ein weites Tal breitete sich vor uns aus. Sanfte, grasbewachsene Hügel erfüllten das Blickfeld. Und weit hinten konnte man hohe Berge erblicken.
"Ist das schön!", rief ich und sog die frische Luft ein.
"Die Berge da hinten sind die 'Fernen Höhnen'", erklärte Frodo.
"Und da hinten links, das sind die "Blauen Berge". Da rechts ist der alte Wald vor dem der Brandywein fließt. Und alles, was dazwischen liegt, ist das Auenland."
"Es ist wirklich wunderschön, Frodo. Und so friedlich."
"Ja, das ist es. Manchmal etwas zu friedlich für meinen Geschmack, wenn ich Bilbos Geschichten lausche. Und da unten liegt Hobbingen."
Direkt unter uns sah man viele kleine Hügel an denen runde Tore angebracht zu sein schienen. Vor den Hügeln gab es sauber angelegte Gärten und einige Leute tummelten sich auf den ausgetretenen Gras- oder Sandwegen. Auf den Hügeln grasten Schafe in der Mittagssonne vor sich hin.

"Komm´ mit. Wir sind fast da!", rief Frodo und ging die Straße hinab.
Plötzlich blieb er stehen und drehte sich um.
"Da kommt jemand!", sagte er und lief wieder ein Stück die Böschung hinauf zu den Bäumen.
Ich folgte ihm, obwohl ich nichts hörte.
Dann, wie aus dem Nichts tauchte ein alter Wagen, der von einem Pferd gezogen wurde, auf dem Weg auf. Soweit ich erkennen konnte, saß darauf ein alter Mann mit einem langen, grauen Bart. Er trug einen spitzen Hut und einen grauen Mantel.
"Gandalf!", rief Frodo plötzlich und schoss an mir vorbei.
"Frodo Beutlin!", rief der alte Mann und lächelte.
"Endlich bist du da, Gandalf!", sagte Frodo lächelnd und hüpfte auf den Wagen.
Gandalf umarmte ihn und setzte ihn dann neben sich. Er wollte gerade weiter fahren, als Frodo zu ihm sagte:
"Warte, wir müssen noch jemanden mitnehmen."
Ich trat hinter den Bäumen hervor und ging langsam auf den Wagen zu.
"Nanu, du hast eine neue Freundin, Frodo?", fragte Gandalf und begutachtete mich. Mir entging aber nicht, dass er sehr genau betrachtete und abwägte, wer da vor ihm stand. "Ein Mensch?"
"Ich habe sie heute bewusstlos auf der Wiese gefunden. Sie erinnert sich nicht, wer sie ist", erklärte Frodo.
"Und du glaubst ihr?", fragte Gandalf. "Nun, dann komm´ mal her, mein Kind", sagte er dann zu mir.

Ich hatte ihn nun erreicht und sein Anblick hatte etwas so Ehrfürchtiges, dass ich nicht wagte, als erstes zu sprechen.
"Ich bin Gandalf, der Graue. Und du erinnerst dich an nichts, was bisher geschehen ist?" fragte er.
"Guten Tag, Herr Gandalf. Nein, ich erinnere mich nicht", antwortete ich.
"Frodo hat dir ja bereits den Weg nach Hobbingen gezeigt. Doch bevor du in die Stadt gehst, würde ich dir gerne einige Fragen stellen, wenn du es erlaubst."
"Sie können fragen, soviel sie wollen", antwortete ich. "Doch ich befürchte, ich kann Ihnen keine Antworten liefern."
"Das werden wir gleich herausfinden", sagte Gandalf. "Eine merkwürdige Art zu sprechen hast du jedenfalls! Woher du kommst weißt du auch nicht?"
"Leider nicht."
"Nun... dann gib mir deine Hand und komm´ auf den Wagen. Da lässt es sich besser unterhalten."
Ich reichte ihm meine Hand und in dem Moment, als er sie berührte, war mir, als könne er meine Gedanken lesen. Doch dann war das Gefühl schon vorüber und ich saß hinten in dem Holzwagen des Gespanns. Verwirrt blickte ich den alten Mann an.
Was war er? Ein Zauberer? Ein Hellseher?

"Du scheinst die Wahrheit zu sprechen", sagte Gandalf dann. "Fragen sind nicht mehr nötig. Doch wir sollten dir einen Namen geben, bevor du in Hobbingen eintriffst. Du wirst sowieso, neben mir wohlgemerkt, das neue Stadtgespräch sein. Also - wie nennen wir dich? Wir müssen dich ja irgendwie vorstellen."
"Am besten ein kurzer Name", sagte Frodo und drehte sich zu mir um. "Meine Freunde Meriadoc und Peregrin werden auch so gut wie nie bei ihren vollen Namen gerufen, nicht wahr, Gandalf?"
"Ja, Frodo. Ihr mögt alles, was kurz und einfach ist - genau wie die Bücher, die ihr schreibt."
Frodo lächelte. "Bilbo hat sein Buch inzwischen weiter geschrieben. Seit deinem letzten Besuch ist so einiges hinzugekommen."
"Dann freue ich mich darauf, es weiterzulesen", antwortete Gandalf. "Ist denn schon alles für das große Fest vorbereitet?"
"Oh ja!", rief Frodo. "Und alle Leute aus dem Umkreis sind schon angereist."
"Dann wird es Zeit für mich, mit Bilbo ein paar Worte zu wechseln bevor er zum Fest geht...", murmelte Gandalf in Gedanken. "Mal sehen ob er vielleicht einen Namen für deine neue Freundin weiß."




"Willkommen in Beutelsend!", rief Frodo und stieg vom Wagen.
Wir standen vor einem der Hügel, die ich von oben gesehen hatte und ein weißer Gartenzaun, auf dessen Eingangstür ein Schild mit der Aufschrift "Nur Festtagsgesellschaft" angebracht war, umrandete den vorderen Teil.
"Das sind Hobbithöhlen, die Wohnhäuser der Hobbits", erklärte Gandalf als er bemerkte, dass ich alles ziemlich ungläubig betrachtete.
"Wenn du hinein gehst, pass´ auf, dass du dir den Kopf nicht stößt. Und sei´ nicht so nervös. Niemand will dir etwas antun."
"Danke", antwortete ich und stieg nun ebenfalls vom Wagen. "Waren Sie schon oft hier?"
"Oh ja! Bilbo ist ein alter Freund von mir. Er wird auch dich herzlich empfangen, wenn er den ersten Schreck verdaut hat. Du wirst schon sehen."
Gandalf nickte mir ermunternd zu und schritt nun vor mir und Frodo voraus.

Mit seinem Stab klopfte er an die Tür.
"Ich bin nicht Zuhause!", rief es von drinnen und ich musste lächeln.
"Eine sehr schlaue Art um zu verraten, dass doch jemand zuhause ist, nicht wahr?", fragte Frodo, ebenfalls lachend.
"Bilbo Beutlin, alter Freund. Verweigerst du mir den Zutritt?", rief Gandalf.
"Oh, nein, nein! Gandalf!", hörte man von drinnen und dann öffnete sich die runde Tür.

Ein älterer Hobbit, genauso groß wie Frodo, erschien und begrüßte Gandalf überschwenglich.
Dann erblickte er mich und seinen Neffen.
"Wen hast du da mitgebracht, Gandalf?", fragte er und musterte mich.
"Frodo hat sie mitgebracht, mein guter Bilbo. Du solltest ihn fragen."
"Nun - Frodo. Ich nehme an, du hattest deine Gründe, dich mit einem Menschen einzulassen. Wer bist du nun?", fragte er mich.
"Guten Tag, Herr Beutlin", sagte ich. "Leider kann ich Ihnen meinen Namen nicht nennen."
"Sie erinnert sich nicht", sagte Frodo schnell, als er Bilbos komischen Gesichtsausdruck sah. "Und sie braucht unsere Hilfe. Wohin sollte sie, wenn sie sich an nichts erinnert?"
"Mhm, ja. Ich nehme an, du hast dich vergewissert, dass die Geschichte stimmt, Gandalf?"
"Sie stimmt", antwortete dieser und blickte zu mir herüber.
Seine Augen ruhten einen Moment sanft auf mir und meine Nervosität ließ etwas nach.
"Dann kommt in die gute Stube! Heute waren schon allerhand Leute da, die nur an meine Einrichtung heran wollten! Ich lasse niemanden mehr unbeaufsichtigt herein!"

Nach Gandalf und Frodo betrat nun auch ich die "Hobbithöhle".
Ich musste mich bücken, um nicht überall an die Decke zu stoßen.
Doch nach einigen Metern wurde der Raum etwas höher und ich konnte fast aufrecht stehen.
"Möchtet ihr einen Tee? Etwas zu essen? Vor heute Abend wird nämlich nicht mehr gekocht", redete Bilbo drauf los und ging in einen anderen Raum.
Wieder mussten Gandalf und ich uns bücken und dann kamen wir in eine Küche.
Frodo saß schon am Tisch und aß ein Stück Käse.
"Ich möchte nichts, danke", antwortete Gandalf.
"Oh - und du, mein Kind? Wie lange bist du schon unterwegs?"
"Ich weiß es leider nicht. Aber ich möchte auch nichts, vielen Dank", antwortete ich.
"Dann erzählt mir mal, wie das alles gekommen ist! Frodo, du solltest nicht so zutraulich sein. Und von dir, Gandalf, will ich auch das Neueste hören."
"Frodo soll dir zunächst seine Geschichte erzählen. Danach möchte ich sowieso einige Worte mit dir alleine wechseln."
"Gut, gut", sagte Bilbo, "Dann fangt an."
Und Frodo erzählte, wie es zu unserem Treffen gekommen war.




Eine gute halbe Stunde später, einem halben Laib Käse und einem halben Brot später, das Bilbo und Frodo gemeinsam verputzt hatten, zogen sich Gandalf und Bilbo in ein anderes Zimmer zurück.
"Wir sollten nach draußen gehen", sagte Frodo und stand auf. "Es ist sehr unbequem für euch Menschen hier drinnen, oder?"
"Es geht schon", sagte ich.
"Sam müsste inzwischen hier sein. Er weiß vielleicht endlich einen Namen für dich!"

Wir gingen nach draußen und ich streckte mich zuerst einmal aus.
Inzwischen war es schon kühler geworden und der Abend nahte.
"Herr Frodo!", rief es plötzlich aus dem Garten und ein kräftiger Hobbit kam uns entgegen gelaufen.
Er hatte eine große Gartenschere in der Hand und auch er musterte mich von oben bis unten.
"Hallo Sam!"
"Was hat diese Menschenfrau denn hier zu suchen?", fragte er.
"Ich habe sie eingeladen. Also sei´ freundlich zu ihr."
Und dann erzählte er auch Sam die Geschichte unseres Zusammentreffens.
Mir dämmerte, dass es wohl nicht das letzte Mal gewesen sein würde, dass ich mir die Geschichte an dem heutigen Tag anhören durfte. Schließlich stand noch das große Fest bevor und Hobbits erzählten offensichtlich gerne Geschichten...

"Na schön", sagte Sam nachdem Frodo fertig war.
"Dann willkommen in Hobbingen. Ich bin Samweis Gamdschie und hier der Gärtner."
"Und er ist mein bester Freund", fügte Frodo hinzu. "Nimm´ dich in Acht vor ihm. Er liebt es, Leuten ein Loch in den Bauch zu fragen."
"Deine Geschichte kommt mir irgendwie bekannt vor, Frodo. Ich kenne ein Lied, das genau passen würde."
"Über unser Zusammentreffen?"
Er wandte sich nun an mich. "In ganz Hobbingen gibt es niemanden, der so viele Lieder kennt wie Sam - vielleicht abgesehen von Bilbo, weil er die meisten selbst erfindet. Aber nun sing, Sam."

Zuerst dachte ich, Frodo würde einen Scherz machen. Doch Sam begann wirklich, ohne zu zögern, zu singen!
Und seine Stimme klang wunderbar. Ganz klar und rein wie ein Glockenschlag. Er traf jeden Ton haargenau.


                An einem schönen Sonnentag,
                er sie zu finden vermag

                Ihre Gedanken seien ihr genommen,
                doch zu Hilfe wird er ihr kommen

                Sie, aus der verborgenen Welt,
                die immer zu ihm hält

                Sie wird der Schlüssel sein,
                zu der Reise, die er antritt allein

                Elena - aus der verborgenen Welt,
                bekannt unter dem Sternenzelt

                Die Elben werden sie erwarten,
                nachdem sie ist entkommen den Schatten



"Weiter weiß ich es leider nicht", sagte Sam. "Aber es ist kein fröhliches Lied."
"Bei weitem nicht", antwortete Frodo. "Aber es passt. Doch wieso kennst du ein Lied, das die Zukunft besingt und von mir und Elena berichtet?"
"Elena?", fragte ich nun. "Ihr glaubt wirklich, dass ich das bin? Und was für eine Reise wird Frodo antreten?"
"Ich weiß es nicht", antwortete Sam. "Doch das Lied stammt angeblich von einer mächtigen Elbenfrau. Man sagt, sie hätte in die Zukunft schauen können."
"Dann lassen wir uns überraschen, was die Zukunft uns als wahr erweist", sagte Frodo und blickte mich nachdenklich an.


Zum 2. Teil

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