Disclaimer siehe Fanfiction Seite.


Stopp

von Kendra, Zelda und Reani


Besser als die gute alte Zeit


"STOPP!!!!!", schrie der Mann hinter ihm.
"Nein, Du kriegst mich nicht!"
"Das werden wir ja sehen." Der Mann rannte los und holte ihn beinahe ein.
"Wenn Du meinst!" Er schwang sich in die Lüfte. Sein langer schwarzer Mantel wehte im Wind.
Der Verfolger blieb stehen und starrte ihm mit offenem Mund hinterher.
"Wir werden uns wiedersehen, Garrett!", schrie er in den nächtlichen Himmel.
Richard machte sich auf den Weg nach Hause. Irgendwann würde er schon einen dieser Vampire erwischen. Auch, wenn es sein ehemaliger Freund war. Er war sich nicht sicher, ob noch etwas Gutes in Garrett schlummerte. Sie waren lange Zeit Partner gewesen. Wie konnte nur so etwas mit ihm geschehen sein? Richard war überzeugt worden, dass er nicht Schuld gewesen war, doch innerlich glaubte er noch immer daran.
Wieso konnte er Spike nicht töten, als er ihm das erste Mal begegnet war?
Richard ging wieder nach Hause und schloss seine Wohnungstür auf. Er hatte seit dem Verschwinden seines Freundes nichts in der Wohnung geändert. Noch immer war es dort unaufgeräumt und die ganzen alten Sachen aus der Zeit der Mayas, Inkas und Azteken lagen überall herum.
Richard musste am nächsten Tag wieder zur Arbeit, deshalb ging er zu Bett. Langsam wurde er zu alt für dieses Leben: tagsüber das Cop-Dasein und nachts seine Versuche als Vampirjäger.

Früh am Morgen stand er auf und machte sich sofort auf den Weg zum Police Department.
"Morgen, Bruce!"
"Morgen, Richard. Du siehst aber schlimm aus!"
"Hab schlecht geschlafen!"
"Wieder Alpträume?"
"Ja, von Garrett!"
"Schon klar. Ich habe einen Fall für Dich!"
"Was denn?"
"Nur das Übliche: Mord!"
"Wo denn? Wer ist tot?"
"Im alten Rathaus. William Bradshaw."
"Der Name kommt mir bekannt vor, aber mir fällt kein Gesicht dazu ein!"
"Er hat auch kein Gesicht mehr, aber das wirst Du ja sehen!"
"Ja!"

Richard verließ das Revier und stieg in seinen dunkelblauen PickUp. Dann fuhr er los.
Kurze Zeit später war er schon da. Alles war abgesperrt. Sein Kollege Ken erwartete ihn bereits.
"Hi!"
"Wo?"
"Die Leiche ist dort drüben!"
"Lebt er noch?"
"Naja, nicht so ganz."
"Kann ich ihn sehen?"
"Ja, aber er Sie nicht."
"Gut, ich habe mich nämlich heute früh nicht rasiert."
"Richard? Ich bin sehr enttäuscht von Dir!"
"Wirklich?"
"Wirklich!"

Richard und Ken gingen hinüber zum Eingang des alten Rathauses. Die Sanitäter kamen mit dem Toten auf einer Trage aus dem Gebäude. Er war in einem Plastikbeutel eingeschlossen.
"Wie? Ist er zu faul zum Laufen?"
"Hm, ach Richard. Jetzt bleiben Sie doch mal ernst!"
"Wieso, ich bin doch Richard!"

Ken sagte nichts mehr dazu und näherte sich der Trage. Mit einem schnellen Ruck öffnete er den Reißverschluss des Beutels. Richard kam hinzu und sagte:
"Puh den hat aber sein Deo verlassen!"
"Stimmt!"
Ken zückte ein Deo-Spray aus seiner Tasche und begann den Leichnam zu besprühen.
"Mmh, Vanille, stimmt’s?"
"Nein, Machoman."
"Ob ihm das jetzt noch hilft?"
"Nein, aber er riecht damit einfach fa-bel-haft."
"Stimmt!"

Als sich das Problem mit dem Geruch erledigt hatte, wandten sie sich der Bekleidung des Toten zu.
"Geschmacklos!"
"Aber pink! Wie schön!", sagte Ken.
"Hm, ich glaube, mir würde das nicht stehen!"
"Mal gucken!"
"Dafür haben wir jetzt keine Zeit!"
"Okay, wo waren wir?"
"Hier!"
"Sagen Sie mal, könnte es sein, dass der Typ kein Gesicht hat?"
"Hm, gut, dass Du das sagst. Wäre mir nicht aufgefallen!" "Dafür muss er sich nicht mehr rasieren."
"Haha!"

Richard begann nach Spuren zu suchen, indem er seinen Finger in das offene Fleisch der Leiche steckte und darin rumstocherte.
"Hm fühlt sich an wie Hühnchen."
"Gebraten oder roh?"
"Geräuchert! Oh, er hatte ein Nasenpiercing!"
"Aber er fühlt sich doch tot an oder?"
"Naja, wie man’s nimmt! Zumindest ist er kalt und blutleer."
"Also für ne Blutspende ungeeignet."
"Und für eine Organtransplantation auch. Sie sind gar nicht mehr an ihrem Platz!"
"Die Organe?"
"Ja ihm ist das Herz in die Hose gerutscht."
"DU BIST MIT DEINER HAND IN DER HOSE?"
"Äh..." Richard zog seine Hand aus dem Körper. "Nein, wieso?"
"Du hast seinen Hosenknopf in der Hand!"
"Aber nein, das ist doch sein Nasenpiercing."
"Aha."

Richard konzentrierte sich nun auf den Körper und blickte genauer hin.
"Richard! Was machst du denn für Stielaugen?"
"Oh mein Gott, was hat der denn da?"
"Was meinst Du?"
"Na das da!"
"Wo? Ich kann gar nichts erkennen!"
"Du musst halt genauer hinsehen!"
"Ich habe meine Brille vergessen!"
"Aber Du hast doch gar keine Brille!"
"Nicht? Ja eben, die habe ich ja vergessen!"
"Du, ich glaube wir sind vom eigentlichen Thema abgewichen."

Richard wandte sich ab und konnte das Entdeckte immer noch nicht glauben. Er wollte zurück zum Revier und warf einen letzten Blick auf den Toten. Da stand Garrett.
"Garrett. Was machst Du denn hier?", fragte Richard, als er bemerkte, dass er gar nicht Garrett war.
Also fuhr er in seinem toolllllleeennn Wagen (gibt’s für 59999,99 bei Henderson’s Autoparadies) zum Revier.
Mittlerweile war es dunkel geworden.
"Hallo Richard!"
Richard drehte sich erschreckt um.
"Garrett, was machen Sie hier?" Er vergewisserte sich, dass er diesmal den Richtigen vor sich hatte.
"Ich möchte gerne einen Gute-Nacht-Drink zu mir nehmen."
Er fletschte die Zähne.
"Darf ich mitkommen?", fragte Richard.
"Nö!"
"Wo geht’s denn hin?"
"In diese dunkle Gasse dort!"
"Da gibt’ s doch gar keine Bar?!"
"Für mich schon!"
"Versteh ich nicht!"
"Komm doch mit und sieh es Dir an!"

Richard und Garrett überquerten die Straße und gingen zwischen den Häusern hindurch.
"Aber hier ist doch gar nichts!"
"Doch, sieh selbst!"

Garrett lachte unverschämt, wobei seine Zähne sichtbar wurden.
"Garrett. Wann waren Sie das letzte Mal beim Zahnarzt?
"Zahn...Was? Was soll die Frage?"
"Haben Sie sich in letzter Zeit mal im Spiegel gesehen?"
"Nö!"
"Besser so!"
"Wieso?"
"Naja, das dort in Ihrem Gesicht ist nicht sehr schön anzusehen!"
"Ich weiß selbst, dass ich eine große Nase habe. Das müssen Sie mir doch nicht sagen!"
"Das meinte ich auch nicht, sondern..."

Eine Hand legte sich auf die Schulter von Richard. Er drehte sich um und blickte in das Gesicht eines hellblonden Mannes, der sehr geschmackvoll angezogen war.
"Wow! Spontex. Ist ein Privileg, kann nicht jeder tragen!"
"Danke", hauchte er, "ich bin Spike! Mit wem habe ich das Vergnügen?"
"Also das Vergnügen liegt wohl ganz auf meiner Seite! Ich bin Richard, aber Sie dürfen mich auch Adonis nennen!"
"Mich nennen meine Freunde Spike!"
"Oh, was für eine Ehre, Spike!"
"Nein, was für ein Name, Adonis!"

"Hey, ihr Turteltäubchen, ich bin auch noch da."
"Aber Ihr Name ist nicht so interessant!"
"Das ist unfair!"
Garrett verschränkte die Arme vor der Brust.

"Adonis, wissen Sie, dass Sie einen wunderschönen Hals haben? So rot und saftig."
"Saftig? Hm, das hat mir bisher nur eine große Anzahl von Frauen gesagt. Aber das von Ihnen zu hören."
Er grinste.
Langsam rutschte die Hand von Spike von der Schulter hinab.
"Hey, Du Schlingel. Lass das!"
"Gib’s doch zu, es gefällt Dir."
"Richard!"
Garrett schrie ihn vorwurfsvoll an.
"Haben Sie es noch nicht kapiert? Es ist aus zwischen uns. Und schließlich waren Sie es, der aus der Wohnung gezogen ist!"
"Spike war aber Schuld!"
Niemand hatte bemerkt, dass Spike sich mit seinem Mund an Richards Hals angenähert hatte.
"Aber keinen Knutschfleck hinterlassen!"
"Nein Spike, tu das nicht. Nicht mein Adonis!"
"Du bist ja nur neidisch!", meinte Richard zu Garrett.
"Sie sind ein Narr!"
Garrett sprang auf Spike zu und bekam eine Faust ins Gesicht. Seine Nase blutete ganz kurz, bevor alles wieder verschwunden war.

Richard schien etwas verwirrt zu sein, stellte sich an eine Wand und sah zu, wie die beiden kämpften. Garrett bekam einen Tritt von Spike in die Magengrube. Richard bemerkte, wie Spike etwas aus der Tasche zog. Er zoomte den Gegenstand heran.

"Vorsicht Garrett, er hat ein -oh mein Gott, was will er denn damit?"
"Was ist es denn, Richard?"
"Etwas kleines, spitzes. Könnte weh tun!"
"Tut mir Leid, ich komm nicht drauf. Geben Sie mir noch einen Tip!"
"Hm, es ist schwarz. Nein, warten Sie, es geht in Anthrazit über. Also?"
"Äh."

Spike riss den Arm hoch und wollte Garrett den zu erratenden Gegenstand in den Hals rammen.
"Hey, Richard. Ich weiß nun was es ist. Es handelt sich um ein..."
Garrett fiel zu Boden.

"Hey, sagen Sie was!"
"Nö!"
"Aber in jedem guten Film gibt es ein Pathos."
"Ich sterbe doch nicht", protestierte Garrett.
"Also ein Happy End? Juhu!”
"Was? Da muss ich das Drehbuch falsch gelesen haben. Dann gehe ich wohl besser!"

Spike erhob sich und verschwand im nächtlichen Himmel.

"Geht’s Ihnen gut, Garrett?"
"Naja, wie man sich halt so mit einem kleinen, spitzen, schwarzen ins Anthrazit übergehende Gegenstand im Hals nun mal fühlt."
"Soll ich es Ihnen herausziehen?"
"Damit das Blut in die Gegend spritzt, ich Ihr Hemd versaue und eine riesige Lache entsteht? Das muss doch nicht sein, oder?"
"Sie sind doch ein Vampir. Und wenn Sie nicht gerade gegessen haben, dann haben wir die Gefahr nicht. Sie haben doch gerade nicht getrunken, oder?"
"Äh, doch. Das Opfer hatte sich nur leider etwas gewehrt. Ich bin mit den Zähnen in seinem Nasenpiercing hängengeblieben..."
"...und haben die gesamte Gesichtshaut mit abgerissen?"
"Ja, woher wissen Sie das?"
"Hm, war nur eine Eingebung. Wollen wir jetzt zurück nach Hause? Ich stelle Ihnen sogar einen Sarg ins Zimmer!"
"Oh danke. Der muss aber mit ägyptischen Hieroglyphen sein, die die Geschichte erzählen vom dreizehnten König der Inkas!"
"Hey, genauso einen habe ich noch im Keller stehen. Ich wusste doch, dass ich ihn irgendwann noch einmal gebrauchen könnte."
"Für mich? Das ist ja echt süß von Ihnen!"
"Ja, und als Begrüßungsdrink gibt es eine Bloody Mary!"
"Hä? Aber die Putzfrau kommt doch erst morgen!"
"Würden Sie sich auch mit Tomatensaft zufrieden geben?"
"Wenn es denn unbedingt sein muss. Kann ich dann aber noch den Nachbarn haben, der immer solch einen Krach macht?"
"Damit würden Sie uns allen einen großen Gefallen tun!"

Zufrieden machte sich Garrett auf den Weg nach Hause. Während er den bequemen Luftweg wählte, fuhr Richard mit dem Ford. Fast zeitgleich erreichten sie das Apartment.
"Wow, Sie haben mein ganzes Zeug liegengelassen!"
"Ja, ich wollte immer an Sie erinnert werden. Aber jetzt können Sie ja aufräumen!"
"Richard! Ich bin tot! Tote können nicht aufräumen!"
"Dann hat sich ja nichts geändert!"
"Tja, die guten alten Zeiten!"
"Gut?"
"Besser!"


© by Kendra, Zelda und Reani 2000


Feedback an die Autorin Zelda - Feedback an die Autorin Kendra

Zur Fanfiction-Seite mit mehreren Autoren

Home

Erstellt im Internet Explorer 6.0 und abgestimmt auf Netscape 6.0 (jeweils im Vollbildschirm, 1024 x 768 Pixel Auflösung)