Teil 10


Wir liefen schnell zum Ausgang der Höhle und Max legte seine Hand auf die Fläche, die den Öffnungsmechanismus aktivieren sollte.

Doch wie zuvor geschah nichts.

"Oh nein!" stieß ich hervor. "Ich konnte die Tür auch nicht öffnen."

"Dann müssen wir etwas anderes versuchen." sagte Max und trat einige Schritte zurück. "Du hast es vorhin schon versucht?"

"Ja. Meine Kraft hat nicht ausgereicht um den Felsen zu bewegen."

"Dann werden wir unsere Kräfte kombinieren." schlug Tess vor.

Michael und Isabel kamen zu uns herüber und wir fassten uns an den Händen.

"Es wäre besser, wenn ihr beiden einige Schritte zurück geht." sagte Isabel zu Alex und Sean. "Ich habe keine Ahnung, wie viel Energie wir aufbauen können."

Die beiden nickten und liefen in die hintere Ecke der Höhle.

"Also gut. Wir versuchen, so viel Kraft wie möglich zu bündeln und dann dem Felsen entgegen zu schicken. Glaubt ihr, wir schaffen das?" fragte Tess.

"Versuchen wir es." antwortete Michael und schloss seine Augen.

Einige Sekunden später hatten wir eine Verbindung zueinander hergestellt. Nachdem die ersten Eindrücke, Bilder und Gedanken an uns vorüber gezogen waren konzentrierten wir uns auf den Felsen.

Es war nun wieder, als wären wir "eins" - ein und dieselbe Person zur gleichen Zeit die das selbe Ziel verfolgte.

Spannung lag in der Luft und ich konnte spüren, wie sich meine Nackenhaare aufrichteten.

Gleichzeitig fühlte ich, wie es auch den anderen so erging und wir wussten, dass es gleich soweit sein würde, die Energie zu entladen.

"Wartet noch!" sandte Max in Gedanken an uns aus und die Kraft stieg immer weiter und weiter an. Ich befürchtete, dass wir jeden Moment die Kontrolle über sie verlieren würden.

"Wir werden die Kontrolle nicht verlieren!" antwortete Max erneut in Gedanken auf die ungestellte Frage - er spürte meine Unsicherheit.

"Ich zähle bis 3 und dann geht es los!"

Und dann passierte es:

Wir ließen die Energie frei und öffneten die Augen. Ein blendend weißer Lichtball raste gegen den Felsen und es gab einen ohrenbetäubenden Knall.

Das Gestein zerfiel in tausende kleine Stücke und fiel einfach zu Boden.

Vor uns befand sich eine Öffnung, die genau ausreichte um hindurch zu klettern.

Wir alle fielen atemlos auf die Knie und versuchten zuerst einmal, wieder zu Kräften zu kommen.

"Wow!" hörten wir Sean hinter uns rufen.

"Mann! Das war anstrengend!" presste Tess hervor.

"Wir müssen los!" sagte Max geschwächt und erhob sich schwankend.




Vor der Höhle stand ein weißer Lieferwagen.

Das gleiche Modell, in dem Nicholas damals Michael und mich zur Ziegelfabrik und später zur Höhle gebracht hatte.

Nicholas hatte ihn wohl benutzt, um die königlichen Vier hierher zu bringen.

Alex beschloss, uns zur Fabrik zu fahren. Dadurch hatten wir Antarianer die Gelegenheit, uns noch etwas zu erholen.

Als wir einige Zeit später an der Fabrik ankamen ging es uns schon wieder besser.

Der Anblick des alten Gebäudes rief böse Erinnerungen in mir wach und ich ließ meinen Blick zu Michael hinüber schweifen.

Auch er blickte die Fabrik argwöhnisch an, lief dann aber schnell darauf zu.

Wir betraten die große Halle und sahen uns um.

"Wo könnten sie sein?" fragte Isabel und hustete. Überall in der Luft lag nun der rote Staub der durch unsere Schritte aufgewirbelt wurde.

"Suchen wir hinter dieser Tür!" antwortete Michael und startete in die Richtung in der die Räume lagen wo man uns damals eingesperrt hatte.

Gemeinsam öffneten wir Tür um Tür - keine war verschlossen.

"Hier sind sie nicht!" rief Alex.

"Aber sie müssen sich irgendwo hier befinden!" sagte ich verzweifelt.

Was, wenn Michael und ich unrecht hatten? Wenn es doch noch irgendwo anders diesen roten Staub und Sand gab? Was, wenn die anderen längst erstickt waren?

"Wir haben ja noch gar nicht alles durchsucht!" rief Isabel und rannte wieder zurück in die große Halle. "Dort drüben gibt es eine weitere Tür!"

Sie lief darauf zu und rüttelte daran. "Diese ist verschlossen."

Mit ihren Kräften öffnete sie sie. Dahinter befand sich ein großer Büroraum mit vielen Schränken - aber sonst war niemand zu sehen.

Verzweifelt sah ich mich um. Hier standen nur noch jede Menge Maschinen herum... die anderen Räume hatten wir durchsucht. Das Büro war auch leer. Aber das konnte doch nicht alles gewesen sein!

Ich blickte nach oben. Es gab ein oberes Stockwerk - aber keine Treppe! Wo war die Treppe?

"Vielleicht sind sie oben!" sagte ich und betrat den Büroraum. "Hier muss es irgendwo einen Aufgang geben! Vielleicht hat Nicholas ihn getarnt?"

Wir begannen, alle Schränke zu öffnen. Wir suchten sogar nach Öffnungen in der Decke.

"Ich sehe draußen nach! Vielleicht gibt es eine Feuertreppe." rief Alex und lief hinaus.

"Vielleicht gibt es auch eine Tür, die einfach nur verborgen ist." sagte Michael und begann, einen Schrank nach dem anderen mit seinen Kräften umzukippen.

Max half ihm und tat das Gleiche. Nach und nach fiel Schrank um Schrank.

Bei einem aber rührte sich nichts.

Michael stand davor und zog angestrengt die Augenbrauen zusammen.

"Der Schrank lässt sich nicht bewegen." sagte er dann.

"Das ist es! Dahinter muss sich der Aufgang befinden!" rief Sean und rannte hinüber. Er versuchte, ihn mit aller Kraft weg zu stemmen.

"Glaubst Du, dass Du mehr Kraft als wir hast?" fragte Michael trocken und lief auch zu dem Schrank.

"Einen Versuch war es wert." antwortete Sean.

Nun standen wir alle vor dem Schrank und es gab keine Möglichkeit, ihn zu bewegen.

Wir hatten versucht, unsere Kräfte erneut zu kombinieren und ihn so genau wie den Felsen zu beseitigen - doch selbst das klappte nicht.

Alex kam zurück und sagte: "Keine Feuertreppe. Noch nicht mal ein Fenster da oben!"

"Und jetzt?" fragte ich.

"Der Sensor!" rief Tess plötzlich. "Wie konnten wir den vergessen?"

Max fasste in seine Hosentasche und zog den dreieckigen Gegenstand heraus. In seinem Innern zuckten nun blaue und lila Blitze. Seine vordere Spitze leuchtete in einem satten Grün.

"Ich hatte den Sensor doch deaktiviert!" sagte Michael und nahm ihn Max aus der Hand.

"Dann ist das vielleicht in gutes Zeichen, dass er zum Öffnen dieses Durchgangs benötigt wird." sagte Isabel.

"Und wenn wir einen Fehler machen? Wir wissen nicht genau, wie das Ding zu bedienen ist!" sagte ich.

"Wir müssen es einfach versuchen!" antwortete Michael und fuhr mit dem Finger über die grüne Stelle. Der Sensor gab ein brummendes Geräusch von sich und Michael flog plötzlich nach hinten durch die Luft und prallte gegen die Wand.

Wir alle erschraken und liefen zu ihm hinüber.

"Falsche Taste!" presste er hervor und hielt sich den schmerzenden Brustkorb.

"Gib ihn mir mal." sagte Tess und nahm ihn in die Hand.

Sie betrachtete den Sensor einen Moment und ließ ihren Zeigefinger nun über die blau und lila zuckenden Lichtfäden gleiten - es geschah gar nichts.

"Wie hast Du ihn deaktiviert?" fragte ich dann.

"Auf die Seiten gedrückt. Irgendwie..." antwortete er und rieb sich den Hinterkopf. Als er die Hand weg nahm befand sich etwas Blut daran.

Isabel drehte ihn sofort zu sich um und durchsuchte vorsichtig seine Haare.

"Es ist nur eine kleine Platzwunde." sagte sie dann und atmete auf. "Max?"

"Lass nur! Es ist nicht so schlimm! Der Sensor ist jetzt wichtiger!" sagte Michael und nahm ihn erneut.

"Ich habe alle drei Seiten mit den Fingern berührt und dann die Mitte..." murmelte er und versuchte dies.

Plötzlich hörten wir ein Knacken und der große Schrank bewegte sich zur Seite.

"Du hast es geschafft!" rief Max und lief auf die nun freiliegende Tür zu.

Diese ließ sich ohne Probleme öffnen und dahinter befand sich tatsächlich eine Treppe.

Schnell rannten wir diese hinauf und gelangten in einen weiteren großen Raum.

An dessen hinterem Ende war eine weitere Tür.

Während wir auf diese zuliefen spürte ich, dass sich etwas verändert hatte.

"Oh, wartet!" sagte ich und blieb stehen.

"Was ist?" fragte Alex.

"Etwas stimmt hier nicht... meine Kräfte sind weg."

Ich blickte mich um und sah in der Ecke neben der Tür einen dieser neuartigen Tricium-Verstärker liegen.

Ich lief darauf zu und wollte ihn aufheben.

Doch kurz bevor ich ihn berührte, sandte er einen Stoß ringförmiger Energie aus die mich zurück warf.

Ich landete auf dem Rücken und rang nach Luft.

"Jen! Alles okay?" rief Sean und kam zu mir herüber.

"Deshalb... hat er... neue..." presste ich hervor.

"Deshalb hat er neue Verstärker anfertigen lassen!" beendete Tess meinen Satz. "Wir können sie nicht mehr deaktivieren weil wir sie erst gar nicht berühren können!"

"Dann müssen wir diese Tür irgendwie anders öffnen!" sagte Michael und begann daran zu rütteln und zu ziehen.




"Das Schloss ist geschmolzen." bemerkte Sean und steckte seinen Dietrich, den er schon in den Händen hielt, wieder ein.

"Liz! Bist Du da drin?" rief Max so laut er konnte und hämmerte gegen die Tür.

Als Antwort kam ein leises Klopfgeräusch von drinnen nach einigen Sekunden zurück.

"Sie sind da drin!" sagte er nun und es zerriss ihm sichtlich das Herz, dass er nichts tun konnte. Er hämmerte erneut dagegen.

Alex hatte inzwischen den Tricium-Verstärker in der Hand und versuchte die ganze Zeit, ihn abzuschalten.

"Wie funktioniert das blöde Ding nur?" rief er wütend und warf es auf den Boden. "Ich bin jetzt echt sauer!"

Er stampfte immer und immer wieder mit dem Fuß darauf und nach einiger Zeit erlosch er tatsächlich!

"Ja!" rief ich und umarmte den außer Atem gekommenen Alex.

"Gegen rohe Gewalt ist manchmal gar nichts einzuwenden." sagte er und grinste.

Max, Michael, Isabel und Tess hatten in der Zwischenzeit schon die Hände gehoben und setzten ihre Kraft gegen die Tür ein.

Mit einem klickenden Geräusch öffnete sie sich einige Zentimeter.

Wir alle atmeten erleichert auf und Max lief schnell darauf zu und zog sie auf.

Dahinter saßen Liz, Maria und Kyle auf dem Boden und rangen erst mal nach Luft.

"Liz!" rief Max und küsste sie auf die Wange. Er ließ ihr erst mal Zeit, zu Atem zu kommen.

Auch Michael umarmte Maria und hielt sie fest in seinen Armen.

Tess lief zu Kyle und kümmerte sich um ihn.

"Seid ihr okay?" fragte Isabel.

"Ihr wart spät dran!" antwortete Kyle noch immer nach Luft schnappend.




"Was ist passiert?" fragte Liz einige Minuten später.

"Nicholas ist besiegt. Und dann sind wir sofort hierher gefahren und haben euch gesucht." erklärte Isabel.

Maria nickte. "Er hat uns hierher gebracht und uns gesagt, dass wir genug Luft für einige Stunden hätten. Aber wir merkten schon nach etwa einer halben Stunde, wie sie langsam knapp wurde."

"Ist er tot?" fragte Kyle.

"Ja." antwortete ich und erneut plagte mich mein Gewissen.

"Gut! Sehr gut!" stieß er hervor. "Das geschieht ihm recht! Und wisst ihr was? Wir haben hier was gefunden!"

Er stand auf und lief zu einem kleinen Schrank der in der Ecke stand. Er öffnete dessen Türen und in den oberen Fächern lagen viele Dollar-Bündel.

"Wow!" rief Michael und ging hinüber. "Das muss alles Geld von den Skins sein."

Er zog einige Bündel heraus und dahinter kam plötzlich eine Schachtel zum Vorschein.

"Was ist das?" fragte ich und ging zu ihm und Kyle hinüber.

Michael öffnete sie vorsichtig und zog einen silbernen Stab heraus. Er war etwa 10 cm lang und seine Oberfläche war matt. Am oberen Ende war ein Symbol eingraviert.

"Kivar!" sagte ich. "Das ist das Symbol von Kivars Truppen!"

Das Symbol zeigte eine Handfläche mit vier Fingern und drei Strichen, die diese durchzogen.

"Skins haben nur vier Finger?" fragte Kyle.

Ich nickte. "In Wirklichkeit schon..."

"Und was ist das?" fragte Max.

"Ich glaube, es ist ein Kommunikator... ich weiß, dass alle Soldaten von Kivar diese Stäbe trugen. An ihrem Gürtel."

"So blieb Nicholas also immer mit ihm in Kontakt." sagte Isabel und nahm ihn vorsichtig in die Hand.

"Wir sollten ihn hier lassen. Wenn wir ihn aus Versehen aktivieren oder Kivar ihn orten kann, dann könnte ihn dieses Ding zu uns führen." sagte Max. "Genau wie der Sensor."

"Dann lassen wir diese Dinge also hier zurück und verriegeln die Tür. Und dann stellen wir die Schränke unten wieder auf. Niemand wird das Zeug je finden." schlug Tess vor.

"Und das Geld?" fragte Michael.

"Ich habe eine Idee..." begann Sean und lächelte.

"Oje, was kommt jetzt schon wieder?" fragte Maria vorwurfsvoll.

"Wir sollten das Geld spenden. *Aber*: Vorher sollten wir das machen, was das Schicksal uns für Silvester eigentlich vorbestimmt hatte! Maria hätte doch eigentlich diese Reise gewonnen. Und wir sollten jetzt einfach für den Rest eurer Ferien nach Aspen fahren und uns von allī dem hier erholen!"

Ich fing an zu lachen. Doch ich lachte ihn nicht aus - ich lachte einfach nur, weil es erleichernd war endlich alles überstanden zu haben und auch wieder an andere Dinge denken zu können!

Nach und nach stimmten alle mit ein.

"Was ist?" fragte Sean überrascht.

"Nichts! Das ist eine tolle Idee!" rief ich und umarmte ihn.

Ich gab ihm einen langen Kuss und flüsterte: "Bringst Du mir auch bei wie man Snowboard fährt?"


Ende


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