Titel: Zwei bei Kallwass
Personen: Jim Ellison, Blair Sandburg, Frau Kallwass
Kategorie: Humor
Zusammenfassung: Auch Serienhelden haben Probleme. Zum Glück gibt es kompetente Hilfe.
Disclaimer: Jim, Blair und andere Charaktere aus der Serie "The Sentinel" gehören nicht mir, sondern Pet Fly Productions und Paramount Pictures.
Den Titel dieser Story habe ich von der gleichnamigen Partnerberatungsshow übernommen, an der ich natürlich ebenfalls keinerlei Rechte habe.

Zwei bei Kallwass

von Sinaida


Fr. Kallwass:

Meine sehr verehrten Damen und Herren ich begrüße Sie herzlich zu einer neuen Ausgabe von 'Zwei bei Kallwass'. Als Gäste darf ich Ihnen heute vorstellen: Jim und Blair.
Jim, Blair, was führt Sie zu mir?

Blair:
Also, es ist so. Jim und ich haben in letzter Zeit oft ... ähm ...Streit und ich dachte, es wäre eine gute Idee mal darüber zu reden. Na ja, nur ... Sie wissen ja wie das ist, mal passt die Zeit nicht, dann der Ort, dann die Stimmung und darum dachte ich in dieser Runde, auf neutralem Boden quasi und mit etwas fachlicher Hilfe, könnten wir vielleicht eher den Grund für unsere Probleme finden.

Fr. Kallwass:
Sehr vernünftig. Und was sagen Sie dazu, Jim?

Jim:
Am Liebsten gar nichts.

Blair:
Komm schon, Mann. Was soll denn das jetzt?

Jim:
Es war nicht meine Idee hierher zu kommen.

Fr. Kallwass:
Aber Sie sind hier und das ist schon mal ein erster Schritt in die richtige Richtung. Sie zeigen dadurch, dass Sie genauso wie Blair daran interessiert sind Ihre Beziehung zu retten.

Jim:
So würde ich das nicht nennen.

Fr. Kallwass:
Sie glauben also nicht, dass noch etwas zu retten ist?

Jim:
Nein, ich meinte "Beziehung".

Fr. Kallwass:
Aha, das ist womöglich schon ein Ansatzpunkt. Wie würden Sie denn Ihr Verhältnis zu Blair definieren?

Jim:
Wir arbeiten und wohnen zusammen.

Blair:
Und wir sind Freunde.

Fr Kallwass:
Darf ich fragen warum Sie sich eine Wohnung teilen? Jim scheint mir nicht gerade der WG-Typ zu sein.

Jim:
Danke.

Blair:
Meine ... ähm ... Wohnung ist quasi in die Luft geflogen und da hat Jim mich bei sich aufgenommen.

Fr. Kallwass:
Aha. Wann war das denn?

Blair:
Vor zwei Jahren ungefähr.

Jim:
Vor zwei Jahren, drei Monaten und sechzehn Tagen.

Blair:
Huh, keine Stunden? Ich bin enttäuscht, Mann.

Jim:
Ich hab' damals nicht auf die Uhr geschaut.

Fr. Kallwass:
Wie auch immer, das ist eine lange Zeit. Haben Sie sich seitdem nie bemüht eine eigene Wohnung zu finden, Blair?

Blair:
Nein. Warum auch?

Fr. Kallwass:
Nun, warum nicht?

Blair:
Okay, also - Jim hat nie gesagt, dass ich ausziehen soll. Und mir gefällt's so wie es ist. Wir sind gut klargekommen.

Fr. Kallwass:
Jetzt anscheinend nicht mehr. Woran könnte das liegen?

Blair:
Keine Ahnung. Aus ihm ist ja kein Wort rauszubringen.

Jim:
Er ist unordentlich, sein Zeug liegt überall rum, er verpestet die Wohnung mit seltsamen Kräutern und ab und zu quartiert er auch seine Mutter bei uns ein. Und die fängt dann an meine Möbel umzustellen.

Blair:
Ach auf einmal kann der große Schweiger sagen, was ihm nicht passt, ja.

Fr. Kallwass:
Interessant. Blair, fällt es Ihnen schwer, lange ohne Ihre Mutter auszukommen?

Blair:
Was? Wie meinen Sie das?

Fr. Kallwass:
Nun, Sie sind ein erwachsener Mann und trotzdem wohnt Ihre Mutter bei Ihnen.

Blair:
Sie wohnt nicht da, sie ...

Jim:
So? Inzwischen kommt es mir aber so vor, Häuptling.

Fr. Kallwass:
Wie haben Sie ihn gerade genannt, Jim?

Jim:
Häuptling. Warum? Das ist bloß ein Spitzname.

Fr. Kallwass:
Ja, ja, aber ich denke das wirft etwas Licht darauf, in welche Richtung Sie das Verhältnis zu Blair gerne ändern würden. Wünschen Sie sich vielleicht, dass er in Ihrer Beziehung etwas dominanter auftritt? Dass er mal sagt was gemacht wird und nicht alle Entscheidungen Ihnen überlässt? Nennen Sie ihn deshalb so?

Jim:
Was?

Blair:
Hey, coole Idee, Mann.

Fr. Kallwass:
Blair, Sie hatten erwähnt, dass Ihre Mutter die Möbel - also Jims Möbel - umgestellt hat. War Jim damit einverstanden?

Blair:
Also, nicht so direkt ...

Jim:
Nein.

Fr. Kallwass:
Soso. Es hat Ihnen also missfallen und trotzdem haben Sie nichts dagegen unternommen, Jim?

Jim:
Mein Gott, hätte ich Naomi deswegen rauswerfen sollen? Sie hat die Möbel verschoben - ich hab sie später wieder so hingestellt wie vorher. Und?

Fr Kallwass:
Nun, ich denke, dass auch in dieser Situation der tief in ihrem Unterbewusstsein vergrabene Wunsch beherrscht zu werden, zu Tage tritt.

Jim:
Dafür, dass der Wunsch so tief vergraben ist, haben Sie ihn aber verdammt schnell entdeckt.

Fr. Kallwass:
Das bringt die jahrelange Erfahrung so mit sich.

Blair:
Wenn Sie Naomi kennen würden, dann würden Sie verstehen, dass es besser ist, wenn man ihr nicht widerspricht. Das geht nicht nur Jim so.

Fr. Kallwass:
Aus Ihrer Bemerkung schließe ich, dass es Ihnen auch so geht. Ist das richtig?

Blair:
Nein ... also ... ja ... ich meine, es geht *jedem* so, der mit Naomi zu tun hat.

Fr. Kallwass:
Jedem? Ich denke das ist eine sehr subjektive Einschätzung des Einflusses, den Ihre Mutter auf andere Menschen hat. Aber darauf kommen wir später zurück.

Blair:
Ich kann's kaum erwarten.

Fr. Kallwass:
Noch Mal zu Ihnen, Jim. Es gibt mir etwas zu denken, dass Sie einen jungen und wie ich zugeben muss, gut aussehenden Mann bei sich wohnen lassen, ihn außerdem als Beobachter in Ihre Arbeit mit einbeziehen, praktisch Ihre ganze Freizeit mit ihm verbringen und trotzdem behaupten, Sie seien ja nur Kollegen. Ich glaube, Sie machen sich da etwas vor. Kann es sein, dass Ihr Interesse an Blair etwas anderer, ich meine, sexueller Natur ist?

Jim:
Wie bitte?

Blair:
Was? Das ... also ... das ... nein. Ich steh' auf Frauen. Jim auch. Ausschließlich auf Frauen. Oder, Jim?

Jim:
Keine Panik, Häuptling.

Blair:
Moment, Moment, war das jetzt ein "ja"?

Jim:
Nein. Das war ein "keine Panik, Häuptling.".

Blair:
Okay. Kein "ja", also ein "nein". Ähm - wie genau lautete noch Mal die Frage?

Jim:
Es war deine Frage, Sandburg, du solltest das am Besten wissen.

Blair:
Richtig. Meine Frage. Die war ... hmmm. Jim, du hast doch den Videorecorder programmiert und zeichnest das hier auf, oder?

Jim:
Sicher.

Fr. Kallwass:
Meine Herren, das ist sehr interessant, aber ich würde gerne noch auf etwas zu sprechen kommen, das Sie im Vorgespräch erwähnt hatten. Diese Sentinel-Geschichte. Jim, Sie glauben also, dass Ihre Sinne besonders, wie soll ich sagen, ausgeprägt sind? Das ist eine interessante Theorie aber ...

Blair:
Das ist nicht nur eine Theorie. Sir Richard Burton - der Forscher, nicht der Schauspieler - hat ...

Fr. Kallwass:
Hochinteressant, Blair. Nun, Jim, es mag ja sein, dass ein Mann Ihres Alters, der noch keine Brille benötigt, denkt, er habe besonders entwickelte Sinne. Aber sind wir doch mal ehrlich - ist diese Sentinel-Sache nicht eher ein Produkt Ihrer Fantasie um sich selber etwas aufzuwerten?

Blair:
Hey, das hat er nicht nötig, okay!

Jim:
Danke, Häup... äh, Blair.

Fr. Kallwass:
Darf ich das so verstehen, dass Sie sich als eine Art Super-Cop sehen, der seine Stadt - wie hieß sie doch gleich ...?

Blair:
Cascade.

Fr. Kallwass:
Cascade?

Blair:
Liegt etwas südlich von Metropolis.

Jim:
Östlich von Gotham-City.

Fr. Kallwass:
Nun, Sie sehen sich also als eine Art Wächter Ihrer Stadt?

Jim:
Na, wenn Sie das sagen. Sie kennen mich anscheinend viel besser als ich mich selbst.

Fr. Kallwass:
Wie ich schon sagte - jahrelange Berufserfahrung.

Jim:
Ich muss hier raus.

Blair:
Wem sagst du das, Mann!

Jim:
Du warst doch so scharf auf diesen Seelenstrip.

Blair:
Ich *war*, genau.

Fr. Kallwass:
Nun, dann beenden wir unsere nette Runde eben. Niemand muss hier gegen seinen Willen bleiben. Aber ich denke, wir haben doch etwas erreicht.
Ihnen Blair, möchte ich folgendes mit auf den Weg geben: Lassen Sie sich von ihrem Ödipus-Komplex nicht Ihr Leben diktieren. Lösen Sie diese ungesunde Bindung an Ihre Mutter. Suchen Sie sich eine vernünftige Arbeit. Dann sind Sie in der Lage auf eigenen Füßen zu stehen und müssen die Mildtätigkeit Ihrer Freunde nicht ausnutzen.

Blair:
Was? Also das ist doch ...

Jim:
Er nutzt niemanden aus.

Fr. Kallwass:
Und Sie Jim, befreien Sie sich von der Wahnvorstellung, dass Sie besondere Fähigkeiten haben. Lassen Sie Blair sein Leben leben, anstatt ihn zu einem Teil Ihrer Sentinel-Traumwelt zu machen. Und seien Sie ehrlich zu sich selbst, was Ihre Gefühle für Ihren Freund angeht.
So, möchten Sie beide abschließend auch noch etwas sagen? Was haben Sie sich für die Zukunft vorgenommen?

Jim:
Wie kriege ich dieses verdammte Mikro wieder ab?

Blair:
Keine TV-Shows mehr. Zumindest nicht von dieser Seite des Bildschirms.

Jim:
Du sagst es.

Fr. Kallwass:
Sehr schön, Sie sind sich also einig. Nun liebe Zuschauer, wie Sie sehen, ist es mir wieder gelungen zwei Streithähne zu vereinen. Schalten Sie auch morgen wieder ein zu 'Zwei bei Kallwass'.


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