Disclaimer: Weder Jim noch Blair oder andere Charaktere der Serie "The Sentinel" gehören mir, sondern Pet Fly Productions und Paramount Pictures. Ich leih' sie mir ab und zu nur und verdiene natürlich absolut nichts durch das Schreiben dieser Story.

Vielen Dank an Pat für ihr schnelles und gründliches Beta! :-)

Der Eindringling

von Sinaida


"Oh mein Gott! Oh mein *Gott*!"

"Cassie, ist ja gut, beruhigen Sie sich doch." Rhonda strich sich eine blonde Haarsträhne aus der Stirn und spähte in den schmalen Spalt zwischen Toilettenschüssel und Abfalleimer.

Das Tuscheln und Feixen der Detectives Rafe und Brown und schrille Schreie aus der Damentoilette hatten ihr zu verstehen gegeben, dass es wohl besser war, schleunigst nach dem Rechten zu sehen, bevor die Arbeit in "Major Crimes" gänzlich zum Erliegen kam.

So wie letzten Montag. Und den Mittwoch davor.

Seit gut zehn Minuten war sie jetzt auf der Jagd. Ohne Erfolg.

"Ist sie noch da?" Cassie Welles zitternde Stimme war Hysterie pur. Verzweifelt krallte sie sich mit beiden Händen an der Oberkante der Wand fest, die ihre Toilettenkabine von der nächsten trennte. Cassies elegante Stöckelschuhe waren für den abenteuerlichen Balanceakt auf dem brillenlosen Porzellan denkbar ungeeignet.

Rhonda sah zu der verängstigten Frau auf und bemühte sich ernst zu bleiben. Mit betont fester Stimme bestätigte sie: "Ich habe überall nachgesehen. Sie ist weg." Auffordernd streckte sie eine Hand zu der panischen Chefin der Forensik aus. "Sie können wieder herunter kommen, wirklich. Es ist alles in Ordnung."

"Aber … irgendwo *muß* sie doch sein." Der Zweifel war deutlich in Cassies Stimme zu hören.

"Natürlich. Aber bestimmt nicht mehr hier in diesem Raum. Vielleicht ist sie in den Lüftungsschacht gelaufen und besucht jetzt Officer Dalten im Archiv."

"Sie haben wirklich *überall* nachgeguckt?"

Rhonda seufzte. "Ja, überall. Jetzt kommen Sie schon."

Nur zögernd löste Cassie ihren Klammergriff und ließ sich von Rhonda beim Abstieg helfen.

Hektische Blicke nach allen Seiten werfend, verließ sie die schmale Kabine und stakste unsicher zum Spiegel über den Waschbecken auf der anderen Seite des Raumes. Mit immer noch bebenden Händen zupfte sie ein paar ungeordnete Haarsträhnen zurecht und überprüfte kritisch den Sitz ihrer Frisur.

Ihre Anspannung verwandelte sich in Ärger. "Das war schon die dritte", schimpfte sie an Rhondas Spiegelbild gerichtet. "Die dritte innerhalb von zwei Wochen. Und alle sind sie weiß. Das ist doch nicht normal! Ich meine, das hier ist ein Polizeipräsidium und kein … kein…" Sie winkte ab und tastete nach dem Lippenstift in der kleinen Tasche ihres hautengen Minirockes.

"Ja", bestätigte Rhonda. "Weiße Mäuse, das ist schon eigenartig." Sie zuckte mit den Schultern und warf einen Blick auf ihre Armbanduhr. "Kommen Sie jetzt zurecht? Captain Banks fragt sich bestimmt schon wo ich bleibe."

"Ja, danke", murmelte Cassie abwesend und konzentrierte sich auf das Ausrichten der leicht verrutschten Naht ihrer Spitzenstrumpfhose. "Oh nein, bitte keine Laufmasche", flehte sie.

Amüsiert verließ Rhonda die Damentoilette und lief in Henri Brown hinein, der unmittelbar vor der Tür stand. Aus den Augenwinkeln bemerkte sie, wie Rafe, Ellison und Sandburg sich stillschweigend verdrückten.

Auf Browns gemurmelte Entschuldigung erwiderte Rhonda mit ironisch hochgezogenen Augenbrauen: "Hier sind Sie wohl falsch, Detective. Oder wollten Sie sich als Kammerjäger betätigen?"

Brown riss erstaunt die Augen auf. "Was? Doch nicht schon wieder eine Maus?" Er schüttelte ungläubig den Kopf. "Wo die nur immer herkommen?"

Statt einer Antwort musterte Rhonda ihn und runzelte die Stirn. Mit spitzem Finger deutete sie auf die Brust seines bunt gemusterten Hemdes. "Sagen Sie … ist das da etwa Mäusedreck?"

"Wo?" Erschrocken inspizierte Brown seine Kleidung.

Erwischt! Rhonda lächelte selbstgefällig. "Nur ein kleiner Scherz. Wie sollte der auch dahin kommen?" fügte sie mit Unschuldsmiene hinzu. Sie wandte sich zum Gehen. "Schönen Tag noch, Detective."

"Ähm, ja, schönen Tag, Rhon… äh, Miss …", stammelte Brown und sah ihr nach.

Gut gelaunt nahm Rhonda wieder an ihrem Schreibtisch Platz und fragte sich, wie vieler Begegnungen mit den kleinen Nagern es wohl noch bedurfte, bis Miss Welles sich dafür entschied ihre Versetzung nach Alaska zu beantragen.

- ENDE -


Feedback an die Autorin

Zu Sinaidas Fanfiction-Seite