Disclaimer: Jim, Blair und auch das Inventar des Lofts gehören nicht mir.

Anmerkung:

Diese Story ist ein Geschenk für meine Freundin und großartige Beta Pat.
Es ist die Antwort auf eine - von Pat vorgeschlagene - Challenge auf "Sentinel Thursday".
Die Vorgabe war: Jim und Blair stehen auf verschiedenen Seiten einer geschlossenen Tür.

Die "Handlung" der Story spielt - das war zumindest mein Gedanke - während der Ereignisse von TSbyBS.


Die Tür

von Sinaida





Ich habe viel gesehen, viel gehört und viel erlebt.
Schönes und weniger Schönes.

Ich wurde schon mit Füßen und Fäusten bearbeitet und gewaltsam zur Aufgabe gezwungen, aber auch angefleht und angebettelt. Das jedoch nur von Betrunkenen und Verzweifelten.

Die Meisten allerdings klopfen höflich an. Fremde, Besucher, Freunde.
Natürlich könnte ich sie in noch weitere Gruppen aufteilen, aber das würde zu weit führen.

Dann gibt es noch die Bewohner. Sie alleine haben die Macht und auch die Berechtigung mich zu öffnen und zu schließen, wann immer sie es wollen.

Ich sehe mich als ihr Schirm und Schutz. Gerne sorge ich dafür, dass Kälte, unangenehme Gerüche, Lärm und ungebetene Gäste außerhalb ihres Wohnbereiches bleiben.

Das ist eine meiner wichtigsten Aufgaben und ich nehme sie sehr ernst.
Das eine oder andere Mal habe ich darin versagt und diese Erlebnisse haben Narben hinterlassen. Tiefe unschöne Kratzer auf Blatt und Zarge und den brennenden Wunsch es nie mehr geschehen zu lassen, beim nächsten Mal stärker, fester, unnachgiebiger zu sein.

Ebenfalls zu meinem Zuständigkeitsbereich - so sehe ich es jedenfalls - gehört es, eine Verbindung herzustellen. Jemandem Einlass zu gewähren.
In den Wohnraum, das Leben, die Herzen der Bewohner.

Das klingt vielleicht pathetisch, aber meine Aufgabe, so einfach sie auch zu sein scheint, ist komplexer als Mancher sich vorstellen kann und ich sehe mich nun mal als wichtigen Bestandteil im Leben und in den Beziehungen der Menschen.

Das Schlimmste allerdings ist, wenn ich das Gefühl habe trennend zwischen zwei Menschen zu stehen, die eigentlich nicht getrennt sein sollten.
Ich habe es ab und zu erlebt, auch mit den jetzigen Bewohnern dieses Raumes.

Mit ihnen hat es etwas Besonderes auf sich. Seit dem der jüngere von Beiden, der mich an einen sonnendurchfluteten Herbstwald erinnert, bei dem größeren, der bei mir die Vorstellung von gutem Eichenholz weckt, eingezogen ist, waren mehr Eindringlinge in diesem Wohnraum, als in der ganzen Zeit zuvor.

Aber es war auch mehr Wärme, mehr Gefühl da. Nach und nach änderten sich sogar die Farben und das Ambiente des Raumes. Alles strahlt nun eine Harmonie aus, die mich an lang zurückliegende Zeiten erinnert. An das sanfte Singen des Windes, der durch die Blätter der Bäume streicht.

Ja, man kann fast sagen, der Raum hat seinen Winterschlaf beendet und begrüßt nun die ersten Strahlen der Frühlingssonne.

Oft frage ich mich, ob den Beiden bewusst ist, wie sehr sie sich von früheren Bewohnern dieses Raumes unterscheiden.

Sie verbindet etwas, das sich nur schwer ausdrücken lässt. Ich bin nicht gut, was das Beschreiben menschlicher Beziehungen angeht aber in meiner Terminologie würde ich sagen es ist wie die perfekte Einheit von Schlüssel und Schloss.

Erst gemeinsam sind sie in der Lage ihre Aufgabe zu erfüllen.
Zusammen sind sie mehr als die Summe ihrer Teile. So wie ich mehr bin, als lediglich eine Zusammensetzung aus Blatt, Scharnieren, Rahmen und Farbe.

Ich sehe das deutlich, aber sie scheinen es nicht zu begreifen.

In der Vergangenheit gab es Augenblicke, in denen sie so kurz davor waren. Doch dann geschah irgend etwas und die Verbindung zwischen ihnen war unterbrochen, so als sei eine unsichtbare Tür ins Schloss gefallen.

Es dauerte jeweils, bis sie sich wieder öffnete - manchmal nur einen Spalt - aber doch weit genug, so dass sie sich wieder die Hand reichen konnten.

Doch jetzt ist sie ganz geschlossen und jeder der Beiden steht auf seiner Seite. Ich sehe, dass sie einsam und verletzt sind, fühle, wie sehr sie sich danach sehnen, dieses Hindernis zu beseitigen, die Tür zu öffnen, wieder die nötige Harmonie herzustellen.

Es ist nicht leicht, aber bisher ist es ihnen immer gelungen und ich bin mir sicher, dass es auch dieses Mal so sein wird.
Und ich wünsche mir, dass sich diese Tür eines Tages weit öffnet und nie wieder schließt.

-- E N D E --


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