"Mulder! Ich finde das nicht mehr lustig! Werden Sie mich jetzt wirklich ins Polizeiquartier bringen?", fragte Blair wütend.

"Sie sollten sich jetzt erst mal beruhigen Blair."

"Sie verletzen meine Menschenrechte! Nehmen Sie mir sofort die Handschellen ab!"

"Blair, ich hätte genügend Gründe, um Sie für mindestens 48 Stunden ins Gefängnis zu bringen. Der einzige Grund, warum Sie noch hier in diesem Wagen sitzen ist der, dass ich weiß, wie Sie sich fühlen. Wir werden Ihren Partner finden. Nur nicht auf Ihre Art, okay?"

"Sie verstehen nicht, worum es hier geht Mann! Was ist, wenn die Jim irgendwelche Drogen verabreichen? Er reagiert nicht normal auf Beruhigungsmittel oder Schlimmeres. Die wissen doch gar nicht, was sie ihm damit antun können! Jim kann schon von einem Löffel Hustensaft echte Schwierigkeiten bekommen!"

"Blair, verhalten Sie sich still, wir können sowieso nicht mehr tun, als ihn suchen", Mulder blickte genervt in den Rückspiegel. Warum hatte er nicht Scully mit diesem überdrehten Jungen hier fahren lassen?




"Colleen?" Jim ging langsam auf das verängstigte Mädchen zu. Diese wich erschrocken zurück.

"Colleen, hören Sie mir zu, ich bin Detective James Ellison. Ich bin Blairs Partner. Er hat Ihnen sicher von mir erzählt."

"Woher weiß ich, dass das wahr ist?", war alles, was als Antwort zurück kam.

"Nun, ich kann Ihnen nur mein Wort geben. Und ich kann Ihnen versichern, dass wir beide im gleichen Schlamassel sitzen. Wir müssen hier irgendwie raus."

"Ich habe schon alles versucht. Außerdem kann man hier drinnen nichts sehen. Ich habe mir schon die Hände aufgeschnitten. An einem dieser Regale da hinten."

"Ich werde mich da mal umsehen....", sagte Jim und ging auf die Regale zu. Er konnte alles bestens sehen. Dort standen einige Kanister mit Flüssigkeiten und Gläser. Außerdem standen dort ein paar alte Kartons. Er begann, darin nach etwas Brauchbarem zu suchen. Nach einigen Minuten fühlte er, wonach er gesucht hatte. Einen alten Nagel.

"Das dürfte gehen", sagte er und ging hinüber zur Tür und versuchte, das Schloss zu knacken.

"Was haben Sie da Detective?"

Colleen kam neugierig herüber. Wahrscheinlich war sie doch froh über seine Anwesenheit und hatte neuen Mut geschöpft.

"Einen Nagel. Vielleicht gelingt es mir, die Tür damit zu öffnen."

"Und wenn diese Kerle noch da draußen sind?"

"Nein, sie sind nicht hier. Sie sind wieder weggefahren. Das habe ich gehört....", sagte Jim nebenbei.

"Gehört", dachte Colleen. Dann hätte ich das doch auch hören müssen...




Mulder parkte an einem alten Hafendock. Hier gab es mehrere alte Lagerhallen und gerade hatte er einen Wagen wegfahren sehen. Scully parkte gerade das Auto neben seinem.

Die beiden Agenten stiegen aus.

"Warum halten Sie hier Mulder?"

"Ich habe gerade einen Wagen von hier wegfahren sehen Scully."

"Denken Sie, es war Krycek? Warum verfolgen wir ihn nicht?"

"Weil Sandburg da hinten im Wagen steif und fest behauptet, dass Ellison hier irgendwo sein muss."

"Aber....", begann Scully.

"Ich erkläre es Ihnen Scully," unterbrach Mulder, "ein Guide fühlt sich mit seinem Sentinel verbunden. In Notfällen kann es passieren, dass die beiden sich unter den unmöglichsten Umständen wiederfinden."

"Mulder! Das ist doch unmöglich. Sie glauben das doch nicht etwa?"

"Nun, ich habe in letzter Zeit wirklich viel über die alten Stämme in Peru gelesen und auch über Shamane. Es ist durchaus möglich, dass Blair und Ellison diese Fähigkeit haben. Es heißt sogar, dass ein Sentinel und ein Guide füreinander bestimmt sind. Wenn sie sich gefunden haben, besteht eine Art Verbindung zwischen ihnen die auf keinen Fall wieder getrennt werden kann. Sie können sich sogar in eine Art Traumwelt zurückziehen und miteinander kommunizieren."

"Mulder! Denken Sie doch mal darüber nach, was Sie da gerade gesagt haben! Jeder Psychiater würde spätestens jetzt den Sicherheitsdienst rufen und Sie in die nächste Klinik einweisen!"

Mulder lachte unwillkürlich. Das war Scully wie er sie kannte. Nach all dem, was sie schon gesehen und erlebt hatten, konnte sie immer noch nicht glauben.

"Nun Scully, wir können das ja einfach mal ausprobieren. Lassen wir unseren Guide nach seinem Sentinel suchen."

Mulder ging zu seinem Wagen und öffnete die Tür.

"Blair, steigen Sie aus, wir werden Ihren Partner suchen."

"Na endlich! Nehmen Sie mir die Dinger ab!", sagte er aufgebracht. Er fühlte, dass Jim hier war! In einer dieser Lagerhallen! Sie mussten sich beeilen, sicher blieben die Kidnapper nicht lange weg.

"Drehen Sie sich um. Und ich sage Ihnen Blair, diesmal werden Sie nicht auf eigene Faust etwas unternehmen! Sie bleiben bei uns!"

"Ja Mann! Machen Sie schon", erleichtert spürte er, wie die Handschellen aufgeschlossen wurden und er endlich die Arme nach vorne nehmen konnte. Sofort lief er auf eine der Lagerhallen zu.




"Jim?", rief er.

-Keine Antwort-




Ellison schreckte hoch.

Blair! Blair war in der Nähe. Er horchte. Mulder und Scully waren bei ihm.

"Sandburg! Wir sind hier!", rief er.

"Blair! Hier drin!", schrie nun auch Colleen.

Jim begann, gegen die Wände des Raumes zu klopfen. Eine Wand war aus Metall. Diese musste die Außenseite der Lagerhalle sein. So musste Blair ihn hören.




"Hören Sie das?", fragte Mulder.

"Ja, es kommt von der Halle dort drüben!", sofort rannte Blair los. Am Eingang der Halle befand sich ein elektronisches Schloss, welches man nur mit einer Codekarte öffnen konnte.

"Verdammt! ---- Jim! Wir sind hier, wir wissen, in welcher Halle Sie sind, Sie können aufhören zu klopfen!", rief er seinem Partner zu.




"Sie sind hier. Wir können aufhören Colleen."

"Woher wissen Sie das Detective? Ich habe nichts gehört."

"Nun, ich habe gute Ohren...", war alles, was Jim dazu sagte.




"Wie kriegen wir das Schloss auf?"

"Nun Blair, kennen Sie Mac Gyver?", fragte Mulder, während er in seinen Taschen kramte.

"Ja, und? Hätte ich was von ihm lernen sollen?"

"Solche Schlösser hat er doch immer mit Kaugummipapier geknackt. Wo ist bloß mein Kaugummi?"

"Hier", Scully reichte ihm ein ganzes Päckchen.

"Scully, ich wusste gar nicht, dass Sie auch kauen!"

"Mulder! Ich bin auch nur ein Mensch, vergessen? Jetzt beeilen Sie sich, bevor Krycek zurück kommt!"

"Ist ja schon gut." Sofort machte Mulder sich an die Arbeit. Er nahm eine Scheckkarte, wickelte um die Seite mit dem Magnetstreifen das Silberpapier des Kaugummis. Danach zog er das ganze durch den Schlitz. Sofort öffnete sich das Schloss.

"WOW!", platzte es aus Blair heraus.

"Agent Mac Gyver" sagte Scully sarkastisch. Und Mulder stand nur noch grinsend da...




In der Halle angekommen, verschwand sein Grinsen allerdings ziemlich schnell. Da lag der Beweis vor ihnen, nach dem sie schon so lange gesucht hatten. Mehrere Körper in grünlicher Flüssigkeit, alle noch am Leben.

"Scully.....", war alles was Mulder herausbrachte.

"Ich weiß, was Sie jetzt sagen wollen Mulder. Wir müssen so schnell wie möglich Ellison finden und dann so viel Beweismaterial wie möglich hier raus schaffen!"

"Hier entlang", rief Blair und lief auf das Ende der Lagerhalle zu. An einer kleinen Tür zu einem Abstellraum fing er an, am Schloss zu arbeiten.

"Was nun Mulder? Ein gutes altes Schloss."

"Haben Sie eine Haarklammer Scully?"

Dafür erntete er nur einen vernichtenden Blick.

"Dann eben nicht", murmelte er.

"Jim? Ist bei Ihnen alles in Ordnung?"

"Ja, holen Sie uns nur endlich hier raus Blair. Die Kerle kommen zurück! Ich kann bereits den Wagen hören."




Jim stand aufgewühlt im Innern seiner "Zelle" und betete, dass die drei da draußen endlich eine Lösung finden würden, das blöde Schloss aufzubrechen. Colleen lief inzwischen wie ein wildes Tier hin und her.

"Colleen, ganz ruhig. Die werden uns schon hier raus holen. Das sind FBI-Agenten."

"FBI? Was hat das FBI hier zu suchen?"

"Sie haben doch gesehen, was da draußen in der Lagerhalle ist, oder? Ich schätze, daß das FBI ganz sicher jemanden wie die beiden brauchen kann, um all das aufzudecken."




"Verdammt", presste Mulder hervor. "Diese Kerle kommen wieder und wir stehen hier herum! Außerdem parken draußen unsere Wagen!"

"Aber nicht in Sichtweite Mulder. Wenn wir Glück haben, bemerken sie sie nicht und wir können uns hier verstecken....", schlug Scully vor.

"Wir müssen sie überraschen. Wenn sie alleine zurückkommen, dann sind sie nur zu zweit. Dann sind wir in der Überzahl. Wir können das schaffen", sagte Blair.

"Blair...Sie sind Zivilist. Wir können nicht einfach...."

"Hören Sie auf, mir immer wieder solche Predigten zu halten! Ich weiß sehr wohl, dass Sie mich hier in der Sache gut gebrauchen können, also lassen Sie es uns den Kerlen zeigen!"

Mulder blickte zu Scully. Beide wussten, dass sie keine andere Wahl hatten. Sie mussten den Bounty Hunter und Krycek überraschen. Sonst würden sie vielleicht noch ewig hier festsitzen...




"Und Sie denken, dass sie uns dadurch mehr sagen wird?", fragte Krycek.

"Ich kenne diese Klone. Sie wird reden", antwortete der Bounty-Hunter kurz angebunden.

Krycek hasste diese Typen. Sie waren schrecklich störrisch, taten nur, wozu sie gerade Lust hatten und ließen überhaupt nicht mit sich reden. Er fragte sich, wie lange er wohl noch diesen Stieren zugeteilt werden würde. Wann würde er endlich richtig zu "der Gruppe" gehören?

"Jemand ist hier", sagte der Kopfgeldjäger plötzlich.

"Was? Ich sehe niemanden."

"Ich fühle es."

Krycek war überrascht, wie wenig er über diese Art von Alien wusste. Hatte er wirklich telepathische Fähigkeiten?

Beide zogen ihre Waffen und betraten vorsichtig die Lagerhalle.

"Hier stimmt etwas nicht", dachte Blair. Dieser Alien ging viel zu zielstrebig auf ihn zu. "Nur nicht ausflippen. Cool bleiben. Relaxen...das ist ein Zufall..." Doch dann sah er schon direkt in den Lauf der Pistole.

"Hey Mann!", sagte er verlegen und hob die Arme. Der Bounty Hunter sah ihn mit versteinertem Gesicht an und sagte gar nichts. Statt dessen sah er sich um.

Krycek kam heran gelaufen. "Er kann nicht allein hier sein."




Mulder und Scully kauerten hinter einigen Kisten und sahen sich betroffen an. Wie hatten die Kerle Sandburg so schnell gefunden? Sie hatten beschlossen, sich aufzuteilen um Krycek und den Hunter von allen Seiten angreifen zu können. Sie wollten den richtigen Augenblick abwarten...

Doch nun sah die Situation anders aus. Wenn sie jetzt etwas unternehmen würden, hätte Blair keine Chance. Sie konnten nur hilflos zusehen, wie der Bounty Hunter den kleineren Mann hoch zerrte und in die Mitte des Raumes stellte.

"Du bist ein Shaman. Seit wann?", fragte dieser.

Blair sah ihn erschrocken an. Die Worte bei dem ersten Zusammentreffen mit diesem Killer kamen ihm ins Gedächtnis: "Wir werden Dich noch brauchen."

"Hey Mann, ich bin kein Shaman."

"Ich konnte es schon in der Leichenhalle fühlen. Lügen nützen bei mir nichts."

Krycek sah dem Treiben nur verwundert zu. Der Hunter konnte so etwas fühlen? Warum hatte er solche Fähigkeiten nicht schon früher offenbart? Diese Erkenntnisse würden ihm sicher einige Pluspunkte in der "Gruppe" einbringen. Er musste nur aufpassen, dass der Hunter sein Beweisstück nicht umbringen würde.... wenn Sandburg tatsächlich ein Shaman war, würde er der "Gruppe" nützlich sein.




Das war nicht gut. Gar nicht gut. Dieser Kerl wusste alles über ihn. Und er hatte keine Chance, es vor ihm zu verbergen. Dieser Alien würde ihn durchschauen. Er würde herausfinden, was Jim war und er würde sie beide als Versuchskaninchen benutzen. Er musste jetzt schleunigst etwas unternehmen. Wenn er schweigend hier herumstand und sich schlagen ließ, würde ihm das sicher nicht weiterhelfen. Gegen diese beiden Typen hatte er keine Chance. Der Hunter war ein Riese und dieser Kerl mit der Armprothese hatte eine geladene Waffe auf ihn gerichtet. Also beschloss er, sich wie immer aus solchen Situationen herauszureden:

"Na schön! Ich werde vielleicht mal ein Shaman sein, zufrieden? Es wurde mir prophezeit. Aber ich BIN noch keiner, okay? Jetzt lassen Sie mich in Ruhe. Ich will nur meinen Freund hier mitnehmen und dann verschwinde ich."

Krycek lachte. "Du glaubst doch nicht, dass wir dich einfach so gehen lassen. Wie hast du uns gefunden?"

"Ich bin eben rum gefahren. Und dann sah ich euch von der Lagerhalle wegfahren...ganz einfach. Ihr seid zu unvorsichtig Jungs."

"Er lügt", sagte der Bounty Hunter.

"Natürlich tut er das. Aber er wird schon zur Besinnung kommen." Krycek packte Blair an den Haaren und zog ihn zu dem Raum hinüber, in dem Ellison festsaß. Dort ließ er ihn los und kramte den Schlüssel aus seiner Tasche...




Das war der Moment. Die einzige Chance, die beiden zu überwältigen. Krycek hatte die Waffe weggesteckt und war gerade dabei, den Schlüssel mit seiner freien Hand aus der Hosentasche zu ziehen. Der Bounty Hunter war unterdessen wieder in Richtung Ausgang gelaufen, um das Schloss zu untersuchen. Als er draußen war gaben sich Mulder und Scully ein Zeichen und sprangen mit gezogener Waffe auf.




Ellison hörte alles, was da draußen vor sich ging. Er wurde fast verrückt zu wissen, was passierte und dass er nichts tun konnte, als hier gebannt an der Tür zu stehen. Wenn dieser Einarmige Blair etwas antun würde, würde er ihn umbringen. Er hörte, wie draußen Mulder und Scully flüsterten. Gleich würden sie wohl den entscheidenden Schritt wagen...

Sandburg sah, wie die beiden Agenten hochschossen. Im nächsten Moment warf er sich auch schon gegen seinen Widersacher. Leider war dieser viel schwerer und größer als er, also hatte er schlechte Karten. Zwar fielen Sie beide zu Boden, doch noch bevor er sich versah, riss dieser ihn herum und benutzte ihn als menschliche Zielscheibe.

Mulder und Scully senkten ihre Waffen jedoch nicht.

"Lassen Sie ihn los Krycek", schrie Mulder.

"Sie haben schlechte Karten Mulder. Legen Sie die Waffen hin oder ich breche ihm das Genick."

"Mit einer Hand Krycek? Wie wollen Sie das denn anstellen?", sagte Mulder triumphierend. Er musste diesen Kerl in eine unkontrollierbare Situation bringen.

"Mulder, ich habe schon ganz andere Dinge mit EINER HAND getan. Also sagen Sie mir nicht, was ich tun kann und was nicht." Er bewegte sich langsam nach hinten und zog Sandburg mit sich.

"Wo wollen Sie denn hin? Es gibt keinen Ausweg für Sie", sagte Scully mit besänftigendem Ton. Sie beobachtete, wie Blair an Kryceks Jacke herumfingerte. Sie wusste, was er suchte: Die Waffe, die noch immer in der Jackentasche steckte...




"Ich muss hier raus!", sagte Jim immer wieder.

"Sie können nichts tun Detective." Colleen weinte leise vor sich hin. Sogar sie hörte nun, was draußen vor sich ging.

"Ich kann nicht einfach hier herumstehen während die sich da draußen umbringen."

Ellison hörte den hämmernden, viel zu schnellen Herzschlag seines Freundes und auch den von Mulder und Scully, die beide sehr aufgeregt waren. Doch der Herzschlag von diesem Krycek war normal. Er fragte sich, wie kalt dieser Killer war. Würde er wirklich alles aufgeben, um noch eines seiner Opfer mit sich zu nehmen?




"Schluss jetzt". Alle Köpfe wandten sich erschrocken der Tür zu. Der Bounty Hunter hatte mit gezogener Waffe erneut die Halle betreten.

"Verdammt", presste Mulder hervor. Er hatte nicht damit gerechnet, dass dieser Kerl so schnell wiederkommen würde. Und das schlimmste war, dass sie nicht auf diesen Alien schießen konnten. Also waren die Agenten unterlegen...

"Oder?" Mulder wägte ihre Chancen ab. Wenn er den Hunter im richtigen Winkel erwischen könnte, hätten sie die Chance Krycek zu überwältigen. Doch wenn er nur einen Zentimeter daneben schießen würde, wäre es aus.

Scully nahm ihm seine Entscheidung ab. Noch bevor Mulder etwas unternehmen konnte, hatte sie abgedrückt. Die Kugel erwischte den Bounty Hunter am Hals. Es war jedoch kein genauer Treffer. Grünes Blut quoll aus dem Hals des Verwundeten und er ging zu Boden. Alle starrten den Alien erschrocken an. Jeder wusste, was dieser Fehlschuss bedeutete. Scully packte Mulder und rannte Richtung Ausgang der Halle. Krycek ließ Blair los und rannte in einen Nebenraum.



"Oh Gott", dachte Blair. "Sie hat ihn verfehlt. Sie hat den Schädel-Basisknochen verfehlt." Er wusste zwar nicht genau, was nun passieren würde, doch Mulder hatte ihm erzählt, dass das Blut dieser Aliens toxisch war. Also musste er schnellstens hier raus. Er rannte in Richtung Ausgang, den beiden Agenten hinterher. Doch dann dachte er an Jim, der immer noch in der Kammer festsaß. Er blieb stehen und dachte einen Augenblick nach. Würde die Tür die toxische Reaktion abhalten? Blair hatte keine Ahnung, wie Jim darauf reagieren würde. Er könnte sterben. Mulder hatte so einen Angriff zweimal überlebt, doch würde Jim es auch schaffen? Dann hörte er Mulder rufen: "Sandburg, kommen Sie! Schnell!"

Er wusste, dass er keine andere Wahl hatte, als seinen Partner zurückzulassen. Also rannte er los. Doch schon wenige Schritte später spürte er einen unglaublichen Schmerz in seinen Lungen. Seine Augen und sein gesamtes Gesicht brannten. Er sackte zu Boden und blieb benommen liegen. Es war zu spät.




Draußen angekommen liefen Mulder und Scully zu den beiden Wagen. Völlig außer Atem kamen sie dort an.

"Warum haben Sie das getan Scully?", fragte Mulder verärgert.

"Ich dachte ich hätte ein freies Schussfeld. Doch im letzten Moment hat er sich noch mal bewegt. Verdammt!"




Währenddessen erschien Krycek wieder in der Halle. Er hatte eine Gasmaske aus dem Nebenraum geholt und ging hinüber zu dem Bounty Hunter. Er drehte ihn auf den Rücken und sah, dass er bereits wieder am Wachwerden war. Die Wunde hatte sich geschlossen. Dann ging er hinüber zu Sandburg und zog den Bewusstlosen weg von dem Alien und seinem toxischen Blut. Dieser Junge war wertvoll für "die Gruppe" und er wollte nicht, dass er sterben würde. Er legte ihn vor die Tür der Kammer, in der Ellison und der Klon saßen und ging zu der Eingangstür und diese zu öffnen. Auch alle Fenster öffnete er. Das toxische Gas musste so schnell wie möglich aus der Halle entweichen. Danach öffnete er die Tür zu der Kammer und zog seine Waffe.

"Zieh ihn zu euch rein!", sagte er bestimmend.

Ellison sah ihn zuerst verwundert an. Warum trug der Kerl eine Gasmaske? Er hatte die Schießerei gehört, doch nicht genau verstanden, worum es ging. Im nächsten Moment verspürte er aber ein leichtes Brennen in seinen Augen. Der Alien! Er war derjenige, der angeschossen wurde. Schnell packte er Blair und zog ihn in die Kammer. Danach schloss er die Tür. Er hoffte, dass diese das giftige Gas abhalten würde...




"Was nun Mulder?", fragte Scully immer noch außer Atem.

"Wir rufen Verstärkung. Die kommen hier nicht weg."

"Mulder, die haben zwei Geiseln, nein drei! Die kommen überall hin." Scully klang verzweifelt.

"Dann müssen wir einen Handel abschließen."

"Einen Handel? Was für einen Handel Mulder?"

"Ich habe das hier bei Sandburg gefunden." Er zog eine Art Anhänger aus seiner Tasche.

"Wo haben Sie das bei ihm gefunden?", fragte Scully neugierig und begutachtete das seltsame Medallion. Es war anders als alles, was sie bisher gesehen hatte. Es schien förmlich zu glühen. Jedoch strahlte es keineswegs Wärme ab. Es schien vielmehr das Licht zu absorbieren und in seinem Inneren zu lagern.

"Scully? Alles in Ordnung?", fragte Mulder besorgt.

Sie bemerkte erst jetzt, dass sie das Medallion gebannt angestarrt hatte. Es wirkte nahezu hypnotisch auf sie.

"Ja Mulder, alles in Ordnung. Doch das Ding da....es ist, als ob es mich völlig in seinen Bann ziehen würde."

"Ich habe so eine Wirkung bei mir nicht bemerkt", sagte Mulder nachdenklich. Dann sah er sie ernst an und Scully wusste genau, dass er sich wieder eine Theorie ausgedacht hatte. Sie kannte diesen Blick.

"Vielleicht liegt das an Ihrem Implantat Scully. Dieses Medallion sendet vielleicht Schwingungen aus, die die Implantate steuern. Vielleicht kontrollieren sie so alle Entführten."

"Mulder, das hört sich für mich sehr unwahrscheinlich an."

"Scully, Sie waren gerade völlig geistesabwesend. Ich hätte Sie nehmen und in mein Auto tragen können und Sie hätten nichts bemerkt. Ich habe sie gerade zweimal gerüttelt, bevor Sie reagiert haben. Es ist durchaus möglich.""Schön Mulder, nehmen wir an, dass was Sie da sagen wäre möglich, wie wollen Sie dieses Ding einsetzen, um die drei Geiseln frei zu bekommen?"

"Ich habe das Medallion in Sandburgs Rucksack gefunden, als ich ihn "verhaftete". Ich glaube, er wusste noch nicht einmal, dass er es hatte. Und ich bin sicher, dass Krycek und der Bounty Hunter dieses Mädchen deshalb verfolgt haben. Was glauben Sie, warum sie sie bisher noch nicht umgebracht haben? Sie suchen sicher nach dem Ding hier." Er ließ das Medallion hin- und her schwingen.

Scully dachte kurz über Mulders verwirrende Theorie nach. Es klang nicht sehr plausibel. Doch mehr als dieses "Ding" in seiner Hand hatten sie nicht...




"Verdammt Sandburg. Kommen Sie schon!" Ellison versuchte vergeblich, seinen Freund wach zu bekommen. Er hatte keine Ahnung, welche Auswirkungen dieses toxische Blut oder Gas hatte. Alles was er wusste war, dass man sofort in ein Krankenhaus musste. Doch momentan war an so etwas gar nicht zu denken.

Die Tür schien zwar die giftigen Dämpfe abzuhalten, doch er machte sich ernsthafte Sorgen um Blair. Sein Gesicht war rot und geschwollen. Außerdem atmete er ziemlich flach und die Luftzüge kamen in kurzen Stößen.

Colleen saß weinend neben den beiden.

"Detective...", begann sie "ich kann vielleicht helfen."

"Wie wollen Sie denn helfen?", fragte Jim verzweifelt.

"Ich habe das schon einmal getan.....", sagte sie stockend.

"Was? Was haben Sie schon einmal getan?", fragte Jim nun ernsthaft beunruhigt.

"Vor einem halben Jahr war ich in einen Auffahrunfall verwickelt. Ich selbst wurde nicht verletzt, aber eine ältere Frau mit dem Fahrrad wurde angefahren. Als wir erste Hilfe leisteten, sagten die Beteiligten, es gäbe keine Rettung mehr für die Frau. Doch ich hatte das Gefühl, etwas tun zu können. Ich kann das nicht erklären, es war einfach wie ein Drang....ich konnte die Frau wiederbeleben. Wie ich das genau gemacht habe, weiß ich nicht." Colleen war sich sichtlich unsicher. "Ich weiß, das hört sich verrückt an....aber ich könnte es versuchen."

Ellison nahm das Mädchen an den Schultern und sah ihr in die Augen. "Colleen, momentan ist mir jedes Mittel recht....ich vertraue Ihnen. Fangen Sie an."

Er beobachtete, wie sie Blairs Kopf in ihren Schoß nahm und ihre Hände auf seiner Stirn platzierte. Danach schloss sie die Augen und schien sich sehr zu konzentrieren. Er wusste nicht, ob dieses "Ritual" etwas bewirken würde. Eigentlich fragte er sich, ob er nicht vielleicht schon verrückt wurde. Er hatte heute so viele Dinge gesehen und erlebt, die er vor einer Woche noch für unmöglich gehalten hatte.... Momentan würde er wohl alles glauben.




Der Bounty Hunter kam langsam wieder zu sich. Er stand leicht schwankend auf und sah Krycek mit einer Gasmaske in der Halle herumlaufen.

"Wir waren sehr unvorsichtig", sagte er.

Krycek fuhr erschrocken herum. Er hatte nicht bemerkt, dass der Alien sich schon wieder erholt hatte.

"Sie versucht, jemanden zu heilen", fuhr der Hunter fort.

"Was?", fragte Krycek ungläubig. Dieser Kerl fühlte schon wieder etwas....wie war das möglich?

"Wer ist verletzt?"

"Dieser Junge, Sandburg. Er hat das Toxin eingeatmet. Ich habe ihn zu den anderen gebracht."

"Gut. Sandburg wird sich noch als wichtig für die "Gruppe" erweisen. Wenn sie ihre Aufgabe erledigt hat, ist es Zeit, sie noch einmal zu befragen."

"Du glaubst immer noch, dass wir erfahren, wem sie das Medallion gegeben hat?"

"Ich weiß, dass sie es uns sagen wird", antwortete der Hunter bestimmend. Seine Stimme wies keinen Zweifel auf. Er war sich seiner Sache sehr sicher...




"Skinner wird in 15 Minuten hier sein." Mulder steckte sein Handy wieder zurück in seine Manteltasche. Er ging hinüber zu Scully, die immer noch grübelte.

"Sie glauben nicht, dass es funktionieren wird, nicht wahr, Scully?" Er sah die Skepsis in ihren Augen.

"Mulder, Ihr Plan ist gut, aber wir wissen immer noch nicht, ob sie wirklich hinter dem Medallion her sind. Was ist, wenn der Anhänger völlig unwichtig für sie ist und sie die Geiseln umbringen?"

"Wir sollten das herausfinden...." Er begann, wieder auf die Lagerhalle zuzulaufen.

"Mulder, was tun Sie da?", rief Scully hinterher.

"Wir sollten denen da drinnen einen Besuch abstatten", war alles, was als Antwort kam.

"Und das Gas, Mulder? Wir können nicht wieder da rein gehen."

"Tun wir auch nicht. Wir gehen jetzt an ein Fenster, warten, bis Krycek die Maske abnimmt und dann werden wir rein gehen. Skinner wird in Kürze hier sein, dann bleibt denen keine andere Wahl, als mit uns zu kooperieren."

Scully seufzte. Das war wieder ein typischer Mulder-Plan. Er schrie förmlich danach, schief zu gehen. Doch etwas besseres fiel ihr nicht ein....sie mussten jetzt handeln.




Da war eine Stimme...jemand rief ihn. Doch er wollte nicht aufwachen. Er wollte weiter schlafen. Die Stimme jedoch holte ihn immer weiter in die Wirklichkeit zurück. Langsam bemerkte er, dass sein ganzer Körper schmerzte. Sein Gesicht brannte wie Feuer....doch die Stimme rief ihn weiter. Seine Augenlider fühlten sich an wie Blei...er wollte einfach nur weiter schlafen.

"Blair! Wachen Sie auf"...die Stimme! Das war Jim. Langsam öffnete er seine Augen. Nur, um sie gleich wieder zu schließen. Alles tat ihm weh.

"Gut so, Chief. Kommen Sie, öffnen Sie die Augen für mich!", drängte Jim. Warum ließ er ihn nicht einfach in Ruhe?

"Jim?", krächzte er.

"Ja, Chief. Ich bin da....wachen Sie auf."

"Ich will schlafen...", murmelte er.

"Sie dürfen nicht wieder einschlafen. Blair, Colleen hat sich so sehr angestrengt....sie ist hier! Kommen Sie!"

"Colleen?"

"Ja, Chief....los, sagen Sie ihr guten Tag." Er sah das Mädchen an.

"Blair? Ich binīs Colleen....du musst für uns aufwachen, hörst du?"

Langsam rang er sich dazu durch, doch noch einmal die Augen zu öffnen.

"Oh Mann!", presste er hervor. "Was ist passiert?"

Er wollte sich aufrichten, doch Jims starke Hände hielten ihn am Boden.

"Bleiben Sie liegen. Sie haben von dem toxischen Gas eingeatmet."

"Gas?" Dann erinnerte er sich. Der Bounty Hunter war angeschossen worden. Er wollte zu Mulder und Scully....doch dann verschwamm die Erinnerung.

"Colleen hat Ihnen geholfen, wieder richtig atmen zu können. Wie fühlen Sie sich? Bekommen Sie Luft?"

"Ja...", antwortete er immer noch benommen. Seine Lungen schmerzten nicht mehr so sehr. "Colleen, wie hast du das gemacht?"

"Ich weiß es nicht...ich weiß nur, dass ich es kann. Ich kann es dir nicht erklären..."



In diesem Moment wurde die Tür aufgerissen und Krycek und der Hunter kamen mit Waffen herein gestürmt. Blair schloss sofort wieder seine Augen. Das einfallende Licht schmerzte. Jim zog ihn näher an sich heran.

"Keine Sorge Detective, noch wollen wir Ihren kleinen Freund nicht", sagte Krycek grinsend. Der Bounty Hunter packte Colleen am Arm und zerrte sie nach draußen. Danach wurde die Tür wieder verriegelt.

"Was machen die mit ihr, Jim?"

"Keine Ahnung Chief....... Wie fühlen Sie sich?"

"Ich bin okay, Jim."

Doch beide wussten, dass das nicht stimmte. Auch wenn Colleens "Ritual" große Erfolge gezeigt hatte, so war Sandburg keineswegs okay. Jim konnte fühlen, dass er hohes Fieber hatte, die Hitze war fast unerträglich für den Sentinel. Und er konnte auch die leichten Krämpfe fühlen, die Blairs Körper durchzogen. Er hoffte nur, dass der Junge nicht in einen Schockzustand fallen würde.




Scully setzte einen Fuß auf Mulders "Räuberleiter" und lugte durch das offene Fenster in die Halle. Nach einigen Sekunden stieg sie wieder nach unten.

"Danke Mulder."

Er rieb sich die schmerzenden Hände. "Was haben Sie gesehen?"

"Krycek hat die Gasmaske wieder abgenommen. Sie haben gerade Colleen aus der Kammer geholt."

"Wir müssen unbedingt herausfinden, über was sie sie ausfragen." sagte er und begann, um die Halle herum zu gehen. Irgendwo musste doch ein niedrigeres Fenster sein....Scully folgte ihm.

Einige Meter weiter konnte er alte Kisten und Tonnen entdecken. Auch Scully ging zielstrebig darauf zu. Beide machten sich daran, einige Kisten umzudrehen.

Nach einigen Minuten hatten sie ein kleines "Podest" gebaut und Mulder nickte Scully zu.

"Gehen Sie zuerst...sie sind leichter als ich. Versuchen Sie, ob es stabil genug ist", flüsterte er.

Scully nickte zurück und bestieg das Podest.

"Es scheint zu halten. Kommen Sie", rief sie leise.

Mulder hockte sich neben sie und so beobachteten sie, was drinnen vor sich ging...




".....Es nützt dir nichts, es abzustreiten. Wir wissen, dass du das Medallion hast."

"Ich weiß gar nicht, wovon sie reden", antwortete Colleen ängstlich.

"Vielleicht wird dich das auf eine Idee bringen." Krycek zog eine Ampulle und eine Spritze aus seiner Tasche.

"Was ist das?"

"Es wird dir helfen, dich zu erinnern", sagte der Hunter, der Colleen fest von hinten umklammerte. Das Mädchen wirkte in seinen Armen unglaublich klein und zerbrechlich.

"Hören Sie, ich weiß wirklich nicht, was Sie meinen, bitte lassen Sie mich gehen!"

"Ich weiß, dass du lügst. Du hast das Medallion versteckt. Und ich weiß, dass du gegen die Ziele des Syndikats und der Gruppe verstoßen hast. Du hast zwei Menschen geheilt. Du weißt, dass es deiner Art nicht gestattet ist, deine Kräfte für diese Menschen einzusetzen", schrie der Bounty Hunter nun fast.

Colleen begann zu weinen. "Ich weiß! Es tut mir leid. Ich wollte ihnen doch nur helfen!"

"Du bist schwach geworden. Wir können deine Reihe bei der Kolonisierung nicht gebrauchen. Du bist die letzte deiner Reihe. Die, von der alle abstammen. Und deshalb hast du das Medallion. Nun sag uns, wo es ist!"




"Sie hat Sie belogen, Blair", erklärte Jim.

"Wieso? Was sagt sie da draußen?"

"Sie weiß genau, was sie ist. Sie weiß, dass sie ein Klon ist."

"Ja gut, aber hätte sie es mir beim ersten Abendessen gleich beichten sollen, Jim?"

"Die Geschichte mit dem Autounfall und der Krankenstation war gut ausgedacht....wahrscheinlich wollte sie das auch diesen beiden Typen draußen klar machen."

"Jim, Sie wollen immer noch, dass ich mir dieses Mädchen aus dem Kopf schlage, nicht wahr?", presste Blair unter Schmerzen hervor.

Sofort war Ellison an seiner Seite.

"Beruhigen Sie sich, Blair. Ich habe auch Mitleid für Colleen. Schließlich war ich einige Stunden mit ihr hier eingesperrt. Aber wir können nicht leugnen, dass sie gefährlich für Sie ist, Blair. Die reden da draußen über ein Medallion. Hat sie Ihnen so etwas gegeben?"

"Ein Medallion? Nein." Er war immer noch wütend. Colleen hatte so viel für ihn getan. Sie hatte ihm wahrscheinlich sogar das Leben gerettet. Doch er wusste, was Jim auf dieses Argument antworten würde: Sie war auch diejenige, die sie alle in Gefahr gebracht hatte...




"Wir müssen jetzt rein gehen", flüsterte Mulder. Scully sah ihn erschrocken an.

"Mulder, Skinner ist noch nicht hier! Wir müssen warten."

"Wenn das Mittel bei Colleen wirkt, dann wird es zu spät sein. Sie wird sagen, dass sie es Blair gegeben hat. Und dann werden sie es bei ihm weiter versuchen. Der Junge wird das nicht durchstehen."

"Mulder, Sandburg ist vielleicht nicht mal bei Bewusstsein. Wir sollten abwarten, was passiert. Wir können dann immer noch einschreiten."

In diesem Moment klingelte Mulders Mobiltelefon. Sofort sahen Krycek und der Bounty Hunter in die Richtung des Fensters.

"Verdammt", presste Mulder hervor.

Sie sprangen von dem Podest und liefen auf den Eingang der Halle zu. Mit gezogenen Waffen blieben sie vor der nun wieder verschlossenen Tür stehen.

"Wir haben das Medallion", schrie Mulder. "Kommen Sie raus und wir können verhandeln."




Von drinnen kam keine Reaktion. Nervös wechselten die beiden Agenten Blicke. Sekunden verstrichen...plötzlich schoss Krycek um die Ecke der Halle und hielt Mulder seine Waffe an die Schläfe.

"Lassen Sie die Waffen fallen", befahl er. Scully wägte kurz ihre Chancen ab und sah sich nervös um. Wo war der Bounty Hunter? Wann konnten sie wohl mit der Verstärkung rechnen?

"Keine Chance, Krycek", antwortete sie bestimmend während sie auf seinen Kopf zielte.

Mulder stand da wie versteinert. Er wagte es nicht, einen Muskel zu rühren.

"Sie haben einen entscheidenden Punkt vergessen, Agent Scully", eröffnete Krycek triumphierend. Hinter Scully erschien jetzt der Bounty Hunter.

"Verdammt", sagte sie leise.

"Legen Sie Ihre Waffen weg. Ich wiederhole mich nicht gerne", sagte Krycek noch einmal bestimmend.

Beide Agenten ließen die Waffen fallen.

"Sie kommen hier nicht weg. Verstärkung ist bereits...", begann Mulder, doch er konnte den Satz nicht zu Ende sprechen. Krycek schlug ihn mit seiner Pistole bewusstlos.



"Mulder!", schrie Scully und wollte sich zu Mulder hinunter stürzen. Doch auch sie erhielt einen Schlag vom Bounty Hunter und fiel bewusstlos zu Boden. Nachdem der Hunter das Medallion in Mulders Tasche gefunden hatte, gingen sie zurück in die Halle. Beide holten Benzinkanister und begannen, alles damit zu übergießen. Nach Sekunden war ihre Arbeit getan und sie zündeten die Halle an. Sie rannten zu ihrem Wagen und fuhren davon, ohne auch nur einen Blick zurück zu werfen.




"Oh Gott!", stieß Jim hervor. Er hatte die ganze Zeit zugehört --- Er hatte alles gehört. Und jetzt wollten diese Kerle alles niederbrennen.

"Blair! Legen Sie sich flach auf den Bauch!", rief er.

"Was ist denn?", fragte er erschrocken. Er hatte sich die ganze Zeit ruhig verhalten, um Jim die Möglichkeit zu geben, alles ohne Störung zu hören.

Doch im nächsten Moment roch er schon, was sein Partner meinte. "Die wollen alles niederbrennen! Was ist mit Colleen?", rief er außer sich.

Jim warf sich gegen die Tür. Doch sie rührte sich nicht. Unter dem Türschlitz zog schon schwarzer Rauch herein.

"Wo ist Colleen, Jim?"

Er antwortete nicht. Colleen war tot. Der Bounty Hunter hatte sie wohl erstochen. Er vermutete, genau so wie die anderen Klone, mit einem Stilett.

Wieder warf er sich gegen die Tür. Doch sie gab nicht nach. Dann verharrte er. Er hörte Sirenen.

"Blair, Hilfe ist unterwegs. Ich kann die Wagen hören."

Blair hustete stark. Sein gesamter Brustkorb schmerzte jetzt wieder unerträglich und der Raum begann, sich zu drehen. Er fühlte noch, wie Jim ihn in die Arme nahm, bevor Schwärze ihn umgab.



"Los, fahren Sie schneller", schrie Skinner den Fahrer des Polizeiwagens an. Dieser drückte sofort auf das Gaspedal, als er sah, warum ihn der stellvertretende Direktor des FBI anherrschte. Ihr Zielobjekt schien zu brennen. Schwarze Schwaden bedeckten den vor ihnen liegenden Himmel.

Panik stieg in Skinner auf. Was war, wenn Mulder und Scully in der Halle waren? Würde er zu spät kommen?

Nach endlosen Minuten kamen sie endlich an der Lagerhalle an und Skinner sprang aus seinem Wagen und lief auf den Eingang der Halle zu. Diese brannte bereits zum Teil, doch der Eingangsbereich war noch unversehrt. Er sah seine beiden Agenten bewusstlos auf dem Boden liegen. Mulder kam bereits wieder zu sich und hustete stark.

"Sofort Sanitäter hier her!", orderte der Vorgesetzte. Er überzeugte sich erst davon, dass Agent Scully noch einen Puls hatte, dann beugte er sich über Mulder und hob seinen Kopf leicht an.

"Mulder! Kommen Sie zu sich!"

Die Augenlider des Agents flatterten, doch er öffnete sie einen Moment später. Hustend versuchte er, sich aufzusetzen. Doch Skinner hielt ihn am Boden.

"Bleiben Sie liegen....die Sanitäter sind gleich hier."

"Ellison", krächzte Mulder, doch dann wurde er wieder von einem Hustenanfall geschüttelt.

Inzwischen waren die Sanitäter dabei, Scully zu versorgen und von der Halle wegzubringen. Ein weiteres Sanitäterteam machte sich an die Arbeit bei Mulder.

Doch Skinner ließ sich nicht beirren. Hatte er richtig gehört? Er rüttelte Mulder wieder wach, der bereits wieder halb bewusstlos war.

"Ist Ellison noch da drin Mulder?"

Ein schwaches Nicken folgte.

"Verdammt!" Skinner lief an die Eingangstür der Halle und stieß diese auf. Im Innern konnte man fast gar nichts mehr sehen. Alles war voller schwarzem Rauch und die Flammen schossen durch die plötzliche Sauerstoffzufuhr in die Höhe.

"Bringen Sie sofort Feuerlöscher hier her!", schrie er "Wir haben noch Personen in der Halle!"

Doch Skinner wusste, dass Feuerlöscher sie hier nicht weiterbringen würden. "Und rufen Sie die Feuerwehr!"




Jim hörte, dass draußen Rettungsversuche vor sich gingen. Und er war froh, dass bemerkt worden war, dass Blair und er noch hier drinnen waren. Er wurde wieder von einem Hustenanfall übermannt, doch er kämpfte sich zur Tür und begann, dagegen zu hämmern.

"Wir sind hier!", rief er mit vom Rauch heiserer Stimme.

Die Tür war schon warm....er hoffte, dass er dies nur aufgrund seiner Sentinel-Fähigkeiten fühlen konnte und nicht tatsächlich schon die Flammen so nahe gekommen waren. Er hörte, wie sich einige Personen nun ins Innere der Halle wagten.

Skinner hielt sich sein Jackett vor Mund und Nase und kämpfte sich immer weiter in die Flammenhölle vor. Er hörte Ellison gegen die Tür schlagen und konnte sich danach orientieren. Dicht neben ihm kamen die Flammen gefährlich nahe und die Hitze versengte ihm fast schon die Häärchen an den Armen. Er hatte einen Beamten mit Erfahrung im Türschloss-Öffnen mit hinein beordert und hoffte, dass dieser fähig war, das Schloss für Ellison und Sandburg zu knacken. Noch wenige Meter trennten sie von der Tür, doch vor ihr loderten bereits Flammen. Er zog den Feuerlöscher hervor und begann, die umliegenden Flammen zu bekämpfen. Sie mussten sich beeilen, denn sonst würden sie den Rückweg aus der Halle heraus nicht schaffen.

Nachdem die Flammen vor der Tür gelöscht waren, machte sich der Beamte daran, das Schloss zu knacken. Es dauerte nicht lange und die Tür sprang auf und Jim Ellison taumelte hustend heraus. Der Polizeibeamte packte ihn bei den Schultern und begann, ihn nach draußen zu führen, doch der Detective rief die ganze Zeit: "Sie müssen Sandburg rausholen!"

Skinner nickte ihm zu und betrat die winzige Kammer. Der Junge lag verkrampft auf dem Boden und war bewusstlos. Er zog ihn nach oben und hievte ihn auf seine Schulter.

Der Weg zum Ausgang war bereits durch Flammen versperrt, doch er schaffte es mit Hilfe des Feuerlöschers, einen kleinen Durchgang für die beiden zu erkämpfen.




Sofort schnellte Ellison von der Bahre hoch, als er sah, wie Skinner mit seinem Partner aus der Halle gelaufen kam. Er wollte aufstehen und zu den beiden hinüber gehen, doch die Sanitäter drückten ihn bestimmend wieder auf die Bahre zurück. Eine Beatmungsmaske wurde ihm über Mund und Nase gezogen und im nächsten Moment wurde er auch schon in den Krankenwagen verfrachtet. Davon bekam der Sentinel aber nicht viel mit. Seine Sinne waren voll und ganz auf Blair fixiert. Er hörte genau, was im anderen Wagen vor sich ging. Wussten die Ärzte von dem toxischen Blut? Was würde passieren, wenn sie ihn falsch behandeln würden?

Doch dann atmete er erleichtert auf. Er hörte, wie Scully zu Blair in den Krankenwagen einstieg und den Ärzten erklärte, was vor sich ging.

"Er wurde einem Virus ausgesetzt und benötigt gefrorenes Plasma sobald wir im Krankenhaus ankommen. Außerdem müssen wir extrem starke Virostatika einsetzen um den Virus zu besiegen."

Für diese Erklärung erntete Scully nur unverständliche Blicke von den Sanitätern.

"Glauben Sie mir! Ich hatte schon öfter Fälle solcher Infektionen. Jetzt beeilen Sie sich und sehen Sie zu, dass der Junge nicht noch an einer Rauchvergiftung stirbt."




Der Krankenwagen fuhr los und Scully fuhr sich nervös über das rußschwarze Gesicht. Nachdem sie zu sich gekommen war, hatte sie den Rettungssanitätern erst mal klar machen müssen, dass sie keine schwere Rauchvergiftung hatte, denn sie kannte die Anzeigen für eine solche. Sie wies keine davon auf. Mulder jedoch hatte es etwas schwerer erwischt. Er hatte eine Gehirnerschütterung und eine Platzwunde sowie eine leichte Rauchvergiftung. Doch er würde wieder in Ordnung kommen. Ihre nächste Sorge galt dann dem Gesundheitszustand Sandburgs. Wenn er eine falsche Behandlung genießen würde, hätte er keine Überlebenschance. Und sie wollte nicht noch einmal um das Leben eines Mitarbeiters, oder eines Freundes bangen, so wie sie es bei Mulder damals wegen dieses tückischen Virus hatte tun müssen. Wenn sie nur zwei Minuten später in die Militärstation gekommen wäre, würde Mulder heute nicht mehr leben. Sie blickte in das blasse Gesicht des jungen Polizeiberaters und sah gleichzeitig Mulder vor sich, wie er damals in der Station um sein Leben kämpfte. Tränen schossen ihr in die Augen bei der Vorstellung, dass ihr Partner und Freund nicht mehr leben würde. Und sie konnte sich vorstellen, was Jim Ellison in diesem Moment durchmachte...




Leise betrat Mulder das Krankenzimmer und nickte Scully und Ellison zu. Beide saßen am Bett von Sandburg und unterhielten sich leise. Er zog sich einen Stuhl herbei und setzte sich dazu.

"Wie geht es ihm?", fragte er.

"Er wird es schaffen. Wie geht es Ihnen, Mulder?", erkundigte sich Scully.

"Mir geht es gut. Die Ärzte haben mich soeben entlassen."

"Das freut mich", sagte Jim ehrlich. Er hoffte, dass auch Blair bald wieder aufwachen würde und ihm sagen würde, dass alles in Ordnung wäre.

Mulder unterbrach seine Gedanken: "Hat Colleens "Ritual" geholfen?"

Scully kam Jim zuvor: "Er wird auf jeden Fall wieder schneller auf den Beinen sein, wie Sie damals. Sie hat ihm wirklich sehr geholfen."

"Eine letzte gute Tat", sagte Mulder leise. Jim sah ihn bedrückt an und nickte.

"Detective, ich glaube, wir müssen so langsam gehen. Skinner erwartet uns zu einer Abschlußbesprechung", sagte Scully seufzend und erhob sich von ihrem Stuhl.

Auch Jim stand auf und reichte beiden die Hand.

"Vielen Dank für alles..."

"Nichts zu Danken. Grüßen Sie Blair von uns, wenn er wieder aufwacht."

"Mache ich." Noch einmal sah er beiden fest in die Augen. Dieser Fall hatte seine gesamte Weltanschauung geändert. Und er wusste, dass diese beiden Agenten noch viel mehr erlebt hatten, als er.

"Wir sehen uns beim nächsten Fall", rief er noch schnell hinterher, als die beiden gerade aus der Türe gingen.

Mulder drehte sich noch einmal um: "Ganz sicher, Jim."




Jetzt saß er wieder alleine in dem Krankenzimmer. Er lauschte dem monotonen Atmen seines Freundes und dessen Herzschlag. Sein Fieber war gesunken, die Schwellungen in seinem Gesicht zurück gegangen....bald würde er wieder völlig gesund sein.

Plötzlich horchte er auf. Blairs Herzrate war deutlich angestiegen und sein Atem ging nun schneller.

"Er wacht auf", dachte er und setzte sich näher an das Bett heran. Er betrachtete die Gesichtszüge seines Guides und sah, wie dieser die Augen aufschlug. Danach schloss er sie sofort wieder, als würde er geblendet.

"Hey Blair", sagte Jim leise. Die Freude in seiner Stimme war nicht zu überhören.

Langsam drehte der Anthropologe den Kopf in die Richtung von Jims Stimme. Seine Augen hatte er noch immer geschlossen.

"Hey Jim...", kam es leise zurück.

Der Sentinel grinste und klopfte Blair leicht auf den Brustkorb.

"Können Sie die Augen für mich öffnen?"

Blair nickte, dennoch blieben die Augen geschlossen.

"Hey, dass Sie mir ja nicht wieder einschlafen!", versuchte Jim es erneut.

Blair stöhnte leise und schlug sie auf. Verschlafen sah er Jim an und kämpfte darum, sich endlich an das Licht zu gewöhnen.

"Wie geht es Ihnen?", fragte Jim.

"Ich bin müde...und das Atmen fällt etwas schwer."

Jim nickte. "Das ist das Virus. Aber die Ärzte sagen, dass es Ihnen in zwei bis drei Tagen wieder gut gehen wird. Colleen hat Ihnen das Leben gerettet."

Jim war es lieber, das Thema gleich anzuschneiden.

"Ja, das glaube ich auch....kann ich sie sehen? Ich möchte mich unbedingt bei ihr bedanken."

"Blair.... Colleen hat es nicht geschafft."

Der Junge antwortete nicht, doch Jim konnte hören, wie sich die Herzschlagrate abermals deutlich erhöhte. Blair starrte einfach vor sich hin.

"Es tut mir leid", sagte der Sentinel leise.

Es dauerte einige Sekunden, bevor Blair zur nächsten Frage ansetzte.

"Wie ist es passiert? Ist sie in dem Feuer umgekommen?"

"Nein. Es war der Bounty Hunter."

"Verdammt!", Blair schüttelte langsam den Kopf und starrte nun an die Zimmerdecke.

"Ich hätte sie wirklich gerne besser kennengelernt", sagte er ehrlich.

"Ich auch, Chief..., ich soll Sie übrigens von Agent Mulder und Agent Scully grüßen." Er versuchte, etwas abzulenken.

"Danke", gab er leise zurück, doch seine Gedanken kreisten immer noch um Colleen.




Ein Arzt betrat den Raum und bat Jim darum, kurz draußen zu warten. Dieser folgte den Anweisungen und setzte sich in den Flur.

"Guten Morgen Mr. Sandburg. Wie fühlen Sie sich denn?", fragte der junge Arzt.

"Ganz gut, danke...."

Blair ließ einige Fragen über sich ergehen und war froh, als der Arzt endlich das Zimmer verließ.

Im Flur bog der junge Arzt grinsend um die nächste Ecke. Als niemand mehr in der Nähe war, zog er den Arztkittel aus und.....

......verwandelte sich in den Bounty Hunter.


ENDE


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